Nach dem Stichtag für viele neue Ausbildungsverträge am 1. August beziehungsweise 1. September ziehen die Verantwortlichen ein erstes Fazit über das Ausbildungsjahr 2024/2025 im Wirtschaftsraum Augsburg. Stattfinden konnte das in der Firma OilQuick in Steindorf, die vormacht, wie man dem Fachkräftemangel als Unternehmen entgegenwirken kann und dafür ausgezeichnet wurde.
„Die Zukunft beginnt bei uns mit der Ausbildung“, erzählt Lukas Ziegler, stellvertretender Geschäftsleiter der Firma OilQuick. Der 26-Jährige hat selbst eine Ausbildung im Familienbetrieb gemacht und zeigt sich dankbar für diese Entscheidung: „Eine Ausbildung bedeutet Verantwortung. Man lernt, etwas wirklich gut zu können.“ Die Firma selbst hat sich ihren Namen mit dem OilQuick Schnellwechsler für Bagger gemacht. Dieser ermöglicht es Baggerfahrern, Anbaugeräte zu wechseln, ohne dabei aussteigen zu müssen. Inzwischen ist aus dem kleinen Familienbetrieb eine Firma mit 180 Mitarbeitern geworden, im nächsten Jahr wolle sich die Firma vergrößern. Dafür braucht es Nachwuchs, in den fleißig investiert wird.
OilQuick in Steindorf investiert in gute Ausbildungsbedingungen
In diesem Jahr konnte sich das Unternehmen den Preis für den besten Ausbildungsbetrieb sichern. Luca Kubik ist einer von insgesamt zwölf Azubis bei OilQuick und zeigt sich zufrieden: „Hier darf man sich richtig ausprobieren und direkt an den neusten Geräten üben. Es wird einem viel Vertrauen entgegengebracht, nicht jeder einzelne Schritt wird sofort kontrolliert und auch das Arbeitsklima ist mehr als angenehm. Außerdem gibt es zahlreiche Benefits.“ Doch nicht überall läuft es so gut wie bei OilQuick.
Roland Fürst, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Augsburg, blickt optimistisch auf das Ausbildungsjahr. Die Bewerberzahlen hätten sich im Landkreis Aichach-Friedberg um ganze 15 Prozent erhöht, die Zahl an Ausbildungsplätzen sei hingegen um elf Prozent zurückgegangen, dennoch bleibt es bei einem deutlichen Überhang an freien Stellen im Vergleich zu Bewerbern. Rein rechnerisch kommen im Wittelsbacher Land auf 100 Bewerber 132 Ausbildungsplätze. Die Auswahl ist also groß, doch das macht es für junge Menschen oft nicht leichter. „In den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg haben 58 Bewerberinnen und Bewerber noch keinen Ausbildungsplatz, wir sind aber immer noch dran, auch diese zu vermitteln“, erklärt Fürst.
In nur wenigen Branchen gäbe es einen Bewerberüberhang, zu diesen zählen aber vor allem medizinische Berufe und Stellen im Büro- und Sekretariatsbereich. Den größten Fachkräftemangel gäbe in Handel und Gastronomie, hier würden auf 90 freie Stellen nur etwa 20 Bewerberinnen und Bewerber kommen. Die Liste der beliebtesten Ausbildungsberufe ist seit Jahren nahezu unverändert. Bei Frauen sind Stellen in medizinischen und zahnmedizinischen Bereichen sowie im Büromanagement unangefochten an der Spitze. Bei Männern erfreuen sich klassisch technische Berufe hoher Beliebtheit, allen voran Ausbildungen zum Kfz-Mechatroniker, Fachinformatiker und Industriemechaniker.
Ausbildung im Wirtschaftsraum Augsburg: Lage stabilisiert sich
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben, Volker Zimmermann, ist positiv überrascht, denn auch beim Handwerk seien überall leichte Zuwächse zu bemerken. Auf dem Niveau vor der Coronakrise sei man zwar noch nicht, aber die Lage würde sich zunehmend stabilisieren. Jahrelang hätte das Handwerk mit Imageproblemen zu kämpfen gehabt. Inzwischen gewinne es wieder an Wert, doch der Bedarf sei bei Weitem nicht gedeckt. In Aichach-Friedberg sind die Zahlen nahezu identisch zum Vorjahr geblieben.
„Eine Ausbildung im handwerklichen Bereich ist eine sinnstiftende und erfüllende Tätigkeit, die viel Nachhaltigkeit und Sicherheit für die Zukunft mitbringt. Noch dazu sind die Aufstiegschancen extrem hoch“, erklärt Volker Zimmermann. Er ruft junge Menschen zu Praktika auf. Nur so könne man wirklich herausfinden, welcher Beruf und welches Unternehmen zu einem passen. Auch die Politik steht ihm zufolge in der Kritik, die verfügbaren Gelder würden zu stark in den akademischen Bereich abwandern. Seit zwei Jahren gibt es an allen weiterführenden Schulen den Tag des Handwerks, an diesem können Schülerinnen und Schüler Einblick in das Handwerk bekommen. Gute Werbung für das Berufsfeld sei in der heutigen Zeit das A und O.
Wolfgang Haschner, Leiter des Geschäftsbereichs Berufliche Bildung an der IHK, unterstreicht den auffallend hohen Zuwachs im Landkreis Aichach-Friedberg. Dort gäbe es rund zehn Prozent mehr abgeschlossene Ausbildungsverträge im Bereich Industrie und Handel. Damit sticht der Landkreis in der Statistik hervor, insgesamt gibt es bei den Verträgen in ganz Schwaben ein leichtes Minus. Große Sorge mache ihm vor allem der fehlende Abiturjahrgang im nächsten Jahr. Bisher bildeten Abiturientinnen und Abiturienten rund 15 Prozent aller Azubis. Im nächsten Jahr sei somit mit einem Einbruch der Zahlen zu rechnen. Einen zunehmend wachsenden Anteil der Auszubildenden würden Menschen aus dem Ausland bilden. Alle Verantwortlichen sehen hierbei großes Potenzial, dem Fachkräftemangel in bestimmten Branchen entgegenzuwirken.
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