Der Tierschutzverein Augsburg und Umgebung hat das Tierheim Lechleite im Friedberger Ortsteil Derching ersteigert. Die Einrichtung stand seit April 2019 leer. Das Veterinäramt Aichach-Friedberg hatte sie wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz geschlossen. Nun soll daraus ein Vorzeigeobjekt werden. Als Erstes werden Tiere aus der Ukraine dort untergebracht. Doch es ist noch viel mehr geplant. Das bedeutet auch für den Standort an der
Der Tierschutzverein will die Einrichtung nahe der AIC 25, die 1993 eröffnet wurde, generalsanieren, wie die Vorstände Albert Eding und Heinz Paula, die Ende vergangener Woche den Kaufvertrag unterschrieben, berichten. Paula spricht von einer "logistischen, personellen und finanziellen Herkulesaufgabe".
Gebäude und Außenanlagen sind ihm zufolge vernachlässigt, jahrelang sei nichts für den Bauunterhalt getan worden, der Leerstand habe das Übrige zur Verwahrlosung beigetragen. Paula hofft, dass die Einrichtung im Mai so weit hergerichtet ist, dass Tiere aus der Ukraine aufgenommen werden können. Es kam schon ein Hilferuf vom Deutschen Tierschutzbund, der ein großes Heim in Odessa auflösen muss. Außerdem sollen zeitweise Vierbeiner von Geflüchteten in Obhut genommen werden, die in den Erstunterkünften nicht untergebracht werden können.
Im Tierheim Lechleite werden dann unter anderem die Außenanlagen auf Vordermann gebracht, auch die Hundeboxen werden umgebaut, da sie nicht mehr den Tierschutzrichtlinien entsprechen. Da es dort viele Auslaufmöglichkeiten gibt, sollen Hunde mir viel Schulungsbedarf möglichst bald von der Holzbachstraße nach Derching umziehen.
Tierschutzverein Augsburg bittet um Spenden für Sanierung des Tierheims Lechleite
Über die Kaufsumme schweigt Paula sich aus, betont aber, der Verein, der finanziell solide aufgestellt sei, könne sie gut stemmen. Eding bittet um Spenden für die Sanierung, teilweise Neugestaltung und Wiederinbetriebnahme: "Alle Tierfreunde, die lange und oft vergeblich auf eine Verbesserung in der Lechleite gehofft hatten, können nun sicher sein, dass ihr Engagement und ihre Unterstützung nicht verpuffen." Das Derchinger Tierheim bietet neben den großen Außenanlagen jedoch auch andere Vorzüge. So ist laut Paula der Katzenbereich mit Zugang ins Freie sehr gut konzipiert.
Geplant ist, dass das Tierschutzhaus in Derching zur Auffang- und Genesungsstation für Tiere von der Maus bis zur Dogge wird. Der Standort in der Augsburger Holzbachstraße soll jedoch auf jeden Fall erhalten bleiben, betont Paula. Dort sollen unter anderem die Verwaltung, das Stadttaubenprojekt und die Wildtierstation angesiedelt sein. Man kann auch weiterhin Fundtiere dort abgeben. "Allerdings gibt es einen kleinen Wermutstropfen für uns", so Eding. Das lang geplante Katzenhaus in der Holzbachstraße müsse erst einmal verschoben werden. "Alles auf einmal geht nicht." Die Standorte - der Dritte ist Gut Morhard in Königsbrunn - werden aufeinander abgestimmt, auch eine Aufstockung des Personals steht im Raum.
Diese Entwicklung hat eine lange Vorgeschichte. Das Tierheim Lechleite wurde 1993 eröffnet. 2018 wandten sich Mitglieder des Trägervereins an unsere Redaktion und berichteten über Missstände. Schließlich kam es zum Prozess und die damalige Leiterin, zugleich Vorsitzende des Trägervereins, wurden wegen Verstoßes gegen das Tierschutzrecht rechtskräftig verurteilt. Daraufhin schloss das Veterinäramt Aichach-Friedberg im April 2019 die Einrichtung.
Auch innerhalb des Vereins gab es Ärger, eine im Dezember 2019 gewählte Vorstandschaft trat bald wieder geschlossen zurück. Im Sommer 2020 wurde ein Notvorstand vom Registergericht eingesetzt. Bei einer Betriebsprüfung kam dann heraus, dass der Verein mit Hunden aus dem Ausland gehandelt hatte. Daraufhin wurde ihm die Gemeinnützigkeit aberkannt, was wiederum zu hohen Steuernachzahlungen führte. Weil der Verein diese nicht stemmen konnte, musste er Insolvenz anmelden.
Tierheim in Friedberg-Derching versteigert, um Schulden zu begleichen
Das Tierheim wurde versteigert, um die Schulden zu begleichen. Da es beim Grunderwerb - das Areal gehörte der Stadt Augsburg - eine Nutzungsbindung gab, kann das Objekt nur für Tierschutzzwecke verwendet werden.
Die offizielle Wiedereröffnung ist im September geplant. Der Augsburger Tierschutzverein blickt optimistisch in die Zukunft. "Mit dem Erwerb des Tierheims stellen wir die Versorgung notleidender Tiere aus dem Kreis Aichach-Friedberg, Stadt und Landkreis Augsburg langfristig und zuverlässig sicher. Das Tierheim Augsburg kann die Anzahl der Tiere nicht allein bewältigen. Jetzt gibt es mehr und schon bald besseren Platz für die ständig steigenden Tierschutzfälle", erläutert Paula.
Die Geschäftsführerin des Augsburger Tierschutzvereins, Sabina Gassner, war vor kurzem zu Gast im Podcast "Augsburg, meine Stadt". Hier können Sie das Gespräch mit ihr anhören.