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Aichach-Friedberg: Wegen Personalmangel droht Kita-Gruppen in Aichach-Friedberg die Schließung

Aichach-Friedberg

Wegen Personalmangel droht Kita-Gruppen in Aichach-Friedberg die Schließung

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    Kommunen und freie Träger im Landkreis Aichach-Friedberg tun sich schwer damit, Personal für Kitas zu finden. Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen sind rar.
    Kommunen und freie Träger im Landkreis Aichach-Friedberg tun sich schwer damit, Personal für Kitas zu finden. Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen sind rar. Foto: Uwe Anspach, dpa (Symbolbild)

    Schlechte Nachricht für Familien und Kommunen: Der Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung schlägt auch im Landkreis Aichach-Friedberg voll durch. Die Hortgruppe im Friedberger Ortsteil Derching wird geschlossen. Hollenbach sucht mit einem Plakat nach Personal, denn Gemeinden und freie Träger tun sich immer schwerer bei der Suche. Das Problem wird sich verschärfen.

    Der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen wächst, viele Kommunen im Landkreis planen oder bauen gerade neue Einrichtungen. Doch zu bauen ist das eine, Personal zu finden das andere. In Derching stehen rund 15 Hortkinder ab September ohne Platz da. Die Hortgruppe gehört zum Kindergarten der Pfarrei. 20 Kinder sind angemeldet, sechs können womöglich an die Ganztagsbetreuung der Schule wechseln, hieß es im Sozialausschuss des Stadtrates. Stadt und Pfarrei hoffen nun, dass sich zumindest eine Erzieherin findet, sodass wenigstens die Erst- und Zweitklässler unterkommen. Gesucht wird aber außerdem eine Kinderpflegerin.

    Notbetrieb in der Kita Kapellenberg in Mering

    In Mering lief die Kita Kapellenberg zeitweise im Notbetrieb, die Öffnungszeiten mussten um zwei Stunden am Tag reduziert werden, man überlegte, weniger Kinder aufzunehmen. Denn die Einrichtungen müssen strikte Betreuungsschlüssel erfüllen. Mittlerweile konnte die Gemeinde doch noch Personal auftreiben, wie Bürgermeister Florian Mayer sagte.

    Reduzierung von Öffnungszeiten und stufenweise Eröffnung von Einrichtungen (aktuell bei der neuen Kita des Kinderheimvereins Friedberg) sind probate Mittel in der Not, wie eine Nachfrage beim Landratsamt Aichach-

    Manche Einrichtungen werden aber wegen des Problems gar nicht gebaut. So würde die Stadt Friedberg den Wulfertshauser Kindergarten gerne erweitern. Die Pfarrgemeinde als Trägerin hat aber Bedenken. Verwaltungsleiter Achim Renninger erklärt, man habe schon jetzt Probleme, den Betreuungsschlüssel zu erfüllen. Die Kirchengemeinde befürchte, dass sie nicht genug Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen findet. So ist es bereits jetzt in Stätzling: Die katholische Kindertagesstätte sucht eine Gruppenleiterin, eine Erzieherin für die Krippe und eine für den Kindergarten.

    Akuter Personalmangel: Hollenbach sucht per Schild nach Kita-Personal

    Elsa Koller-Knedlik, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Augsburg, weiß: "Die Arbeitsmarktsituation ist in diesem Bereich allgemein recht schwierig. Erfahrungen aus Beratungsgesprächen mit Kindertageseinrichtungen und Gemeindeverwaltungen zeigen: Je ländlicher der Einzugsbereich, desto schwieriger." Die Konkurrenz sei sehr groß. Viele Einstellungen laufen Koller-Knedlik zufolge über „Vitamin B“, also über Eltern, deren Kinder in den Einrichtungen sind, Bekannte der Mitarbeiter oder ähnliches. So hat auch eine Mitarbeiterin der Derchinger Kita die Stellenanzeige für ihre neue Kollegin auf Facebook gepostet.

    Eine Frau sucht privat auf Facebook nach Personal für die Kita in Derching.
    Eine Frau sucht privat auf Facebook nach Personal für die Kita in Derching. Foto: Screenshot Facebook

    Gut sichtbar ist der Mangel auch in der Gemeinde Hollenbach. Im Ortsteil Motzenhofen steht seit über zwei Monaten ein Banner, das um Personal für die Kita St. Ulrich in

    Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen sind an der Belastungsgrenze

    Viele Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen sind laut Elbl wegen des Personalmangels an der Belastungsgrenze. "Das geht teilweise bis zum Burnout. Je mehr wir unterbesetzt sind, desto stärker geht es an die Gesundheit." Um das Problem zu lösen, müssten vor allem die Rahmenbedingungen in der Ausbildung attraktiver gestaltet werden. Dazu gehöre auch, die angehenden Erzieherinnen und Erzieher während der fünfjährigen schulischen Ausbildung zu bezahlen. "Eigentlich sind gerade viele junge Frauen grundsätzlich motiviert, den Beruf auszuüben. Im aktuellen Umfeld muss man aber neues Personal aktiv anwerben, um überhaupt eine Chance zu haben, jemanden zu finden.“

    Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen verzweifelt gesucht: Die Gemeinde Hollenbach sucht in Motzenhofen mit einem Plakat um Personal.
    Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen verzweifelt gesucht: Die Gemeinde Hollenbach sucht in Motzenhofen mit einem Plakat um Personal. Foto: Erich Echter

    Achim Renninger, der für die Pfarreien von Stätzling, Derching und Wulfertshausen zuständig ist, die alle das selbe Problem plagt, denkt sogar an einen kurzen Werbefilm, der die Orte und Einrichtungen zeigt. "Man muss neue Wege gehen", sagt der Verwaltungsleiter, der früher in leitender Position beim Elektromarkt Saturn gearbeitet hat. Er denkt großräumig: "In Bayern ist die Situation überall gleich, das ist ein Verdrängungswettbewerb." Mit dem Werbespot möchte er Menschen aus strukturschwachen Regionen Deutschlands nach

    Fachkräftemangel in Kitas: Das sagt die Arbeitsagentur Augsburg

    Auch die Arbeitsagentur versucht, Werbung für den Beruf zu machen, so Koller-Knedlik: "Wir weisen zum Beispiel beim Boys Day daraufhin, dass auch männliche Erzieher möglich sind." Es gibt jetzt außerdem eine Erzieherausbildung mit optimierten Praxisphasen. Hier erhalten die angehenden Erzieher vom ersten Tag an eine Ausbildungsvergütung. Außerdem könne dort die mit fünf Jahren sehr langwierige Ausbildung verkürzt werden. "Es müsste grundsätzlich der Weg hin zum Beruf attraktiver gestaltet werden", fordert die Direktorin der Arbeitsagentur. So müsse es für Kinderpflegerinnen leichter werden, sich als Erzieherin zu qualifizieren.

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