Startseite
Icon Pfeil nach unten
Friedberg
Icon Pfeil nach unten

Aichach-Friedberg: Wasserwacht kommt mit Schwimmkursen im Landkreis kaum hinterher

Aichach-Friedberg

Wasserwacht kommt mit Schwimmkursen im Landkreis kaum hinterher

    • |
    Kinder können immer schlechter schwimmen - eine bedenkliche Entwicklung in den Augen von DLRG und Wasserwacht.
    Kinder können immer schlechter schwimmen - eine bedenkliche Entwicklung in den Augen von DLRG und Wasserwacht. Foto: Nicolas Armer, dpa (Symbolbild)

    Wenn die Sonne sich immer öfters blicken lässt und die Temperaturen bis an die 30 Grad steigen, locken die Badeseen und Schwimmbäder in der Region mit einer wohltuenden Abkühlung. Doch für eine richtige Abkühlung im und unter Wasser ist eines essenziell: das Schwimmen. Viele Kinder und auch manche Erwachsene tun sich aber damit schwer. Eine repräsentative Studie im Auftrag der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) ergab, dass bundesweit rund 60 Prozent der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer sind. Und diese Zahlen sind von 2017, also vor der Corona-Pandemie.

    Mit Blick auf die anstehende Badesaison stellt sich die Frage: Wie gut können Kinder im Landkreis schwimmen? Wir haben bei der Wasserwacht und DLRG nachgefragt.

    Wasserwacht und DLRG weisen auf wichtige Baderegeln hin

    Nur ins Wasser gehen, wenn man sich wohlfühlt und sich abgekühlt oder abgeduscht hat.

    Niemals mit vollem oder ganz leerem Magen ins Wasser gehen.

    Als Nichtschwimmer nur bis zum Bauch ins Wasser gehen.

    Die eigene Kraft nicht überschätzen.

    Bei Gewitter Wasser sofort verlassen - Lebensgefahr!

    Wasserwacht und DLRG in Sorge über Schwimmfähigkeit bei Kindern

    Rainer Heinl ist technischer Leiter der Kreiswasserwacht Aichach-Friedberg, Frank Lippmann Vorsitzender des Kreisverbands der DLRG. Beide berichten davon, dass die Schwimmfähigkeit der Kinder tendenziell schlecht sei. In der langen Zeit der Corona-Beschränkungen habe sich dieses Problem noch verstärkt. "Durch die ganzen Bäderschließungen konnten keine Schwimmkurse angeboten werden und bei uns haben sich lange Wartelisten angestaut", so Heinl. Auch wenn die Schwimmfähigkeit schon davor unzureichend war, sieht Heinl die Corona-Pandemie als Auslöser für die jetzige Situation. Weiter meint er: "Wir kommen mit den Schwimmkursen seitens der Wasserwacht einfach nicht mehr hinterher."

    Dies geht nicht nur der Wasserwacht so. Die beiden Friedberger Schwimmschulen "Happy Swim" und "Susannes Schwimmschule" können ebenfalls keine neuen Anmeldungen für Kinderkurse mehr annehmen, da die Nachfrage einfach zu hoch sei. Bei der DLRG ergibt sich ein ähnliches Bild. "Bei uns muss man ein Jahr auf einen Kinderschwimmkurs warten - so voll sind die Wartelisten", berichtet Lippmann. Auch aufwendige Renovierungsarbeiten, steigende Eintrittspreise oder endgültigeSchließungen von Schwimmbädern stellten den Schwimmunterricht immer wieder vor Probleme. Hier sei der Landkreis Aichach-Friedberg aber noch gut dran im Vergleich zu anderen Landkreisen.

    In den Schulen wird zu wenig Schwimmunterricht durchgeführt

    Heinl sieht einen weiteren Grund, warum Kinder im Landkreis immer schlechter schwimmen können. In den Grundschulen werde nur unzureichend Schwimmunterricht angeboten. Zwar würden Grundkenntnisse vermittelt, aber Eltern müssten sich um extra Kurse bemühen, soweit das Kind sicheres Schwimmen erlernen will. Dazu kommt: "Jedes Kind ist individuell und braucht unterschiedlich viel Unterstützung", so Heinl. Deswegen sei es so wichtig, möglichst früh mit dem Unterricht zu beginnen. "Mit dem im Volksmund bezeichneten Seepferdchen-Abzeichen kann man sich lediglich über Wasser halten", merkt Heinl an. Kinder seien erst sichere Schwimmer, wenn sie in der Lage sind, das Bronze-Abzeichen zu meistern.

    Heinl: "Die Wasserwacht Bayern versucht, so gut es geht zu unterstützen: Wir haben zum Beispiel ein Konzept zur Stärkung der Schwimmfähigkeit bei Vorschulkindern entwickelt. Unter dem Motto 'Ab ins Wasser mit Loti' sollen auf spielerische Art und Weise Kinder an das Element Wasser herangeführt werden und das Schwimmen erlernen - inklusive Schwimmmaskottchen Loti." Dabei arbeiten Wasserwacht-Ortsgruppen mit Kindergärten zusammen, um ganze Kita-Gruppen gemeinsam fürs Schwimmen zu sensibilisieren und zu begeistern. Leider habe sich aber noch kein Kindergarten im Landkreis für das Konzept angemeldet - trotz vorheriger Werbeaktion seitens der Wasserwacht.

    Wasserwacht hat mehr Einsätze im Kreis Aichach-Friedberg zu verzeichnen

    Auch DLRG-Kreisvorsitzender Lippmann berichtet von Unterstützungsaktionen der DLRG an Schulen: "In der Regel kommt auf eine ganze Schulklasse eine Lehrkraft im Schwimmunterricht - das ist einfach zu wenig, um den Grundschulkindern schwimmen beizubringen. Deswegen versuchen wir seitens der DLRG mit zusätzlichen Schwimmlehrern zu unterstützen." Lippmann hat auch eine Bitte an Eltern: "Wir sind am Anfang sehr viel mit Wassergewöhnung beschäftigt und sehen auch einen Rückgang an motorischen Fähigkeiten. Dort sind die Eltern gefordert, ihre Kinder mehr mit dem Wasser vertraut zu machen - damit wir im Schwimmunterricht uns auf das Schwimmen konzentrieren können.

    "Unsere Einsätze sind angestiegen", berichtet Heinl, der technische Leiter der Kreiswasserwacht. Dies sei zwar nicht auf die schlechte Schwimmfähigkeit von Kindern zurückzuführen, aber dennoch eine beunruhigende Entwicklung. "Jeder Einsatz ist unterschiedlich, aber oft überschätzen sich die Leute einfach. Jugendliche unter Alkoholeinfluss geraten deswegen zum Beispiel in Badenot", so Heinl.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden