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Aichach-Friedberg: Was die Polizei in Aichach-Friedberg gegen Sprayer unternimmt

Aichach-Friedberg

Was die Polizei in Aichach-Friedberg gegen Sprayer unternimmt

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    An verschiedenen Ecken in Friedberg haben Unbekannte Graffiti gesprayt. Der Schriftzug  „TCHA“ oder „Teacher“ wurde Anfang Mai auf einen Seitenturm des Wittelsbacher Schlosses, Mülleimer und Sitzbänke im Schlosspark sowie Nebengebäude der Friedberger Grundschule gesprayt.
    An verschiedenen Ecken in Friedberg haben Unbekannte Graffiti gesprayt. Der Schriftzug „TCHA“ oder „Teacher“ wurde Anfang Mai auf einen Seitenturm des Wittelsbacher Schlosses, Mülleimer und Sitzbänke im Schlosspark sowie Nebengebäude der Friedberger Grundschule gesprayt. Foto: Michael Postl

    Kunstwerk oder Schmiererei? Wenn es illegal angebracht wird, ist es schlicht eine Straftat, sagt das Gesetz. Deutlich zugenommen habe das Sprayen seit Anfang des Jahres im Landkreis Aichach-Friedberg nach Jürgen Preiters Empfinden. Preiter ist Polizist und seit acht Jahren Leiter der Arbeitsgruppe „Graffiti“ im Polizeipräsidium Schwaben Nord. Doppelt so lange beschäftigt er sich bereits intensiv mit dem Thema.

    Aktuelle Zahlen, die Preiters Empfindung bestätigen, gibt es zwar noch nicht, klar ist jedoch: Die statistisch erfassten Fälle illegaler Graffiti im Wittelsbacher Land sind gestiegen. In den vergangenen beiden Jahren sogar stark.

    Dokumentierte das Polizeipräsidium Schwaben Nord 2017 noch 22 Fälle in Aichach-Friedberg, stieg die Zahl im Jahr darauf um knapp 75 Prozent auf 38. 2019 notierte die Polizei mit 50 Fällen das bisherige Maximum. Warum ein derartiger Anstieg zu verzeichnen ist, könne man nicht seriös sagen, erklärt Preiter.

    Tendenzen sind jedoch erkennbar. So ist seit Jahresbeginn offenbar eine neue Gruppe oder „Crew“ in Friedberg aktiv. Deren Markenzeichen ist ein farbiges „TCHA“ oder „Teacher“.

    Dieser Schriftzug wurde Anfang Mai auf einen Seitenturm des Wittelsbacher Schlosses, Mülleimer und Sitzbänke im Schlosspark sowie Nebengebäude der Friedberger Grundschule gesprayt. Ob das Wort etwas mit dem herkömmlichen Lehrer zu tun hat, ist derweil unklar. „Dass diese Graffiti aufgetaucht sind, als die Schulen nach der coronabedingten Schließung öffneten, kann Zufall sein“, sagt Preiter. Oder ein sogenannter Tag. Das sind Signaturen, die für eine Crew oder einen einzelnen Sprayer stehen.

    Sprayer in Aichach-Friedberg: Je mehr Tags, desto mehr Anerkennung

    Je mehr Tags man sprayt, desto angesehener kann man in der Szene werden, berichtet ein Sprayer, der auch schon im Landkreis aktiv war. Nennen wir ihn Marc. Marc ist Anfang 20 und macht nach eigener Aussage schon lange keine Tags mehr. „Ich finde das einfach nur asozial“, sagt er. „Da ist gar nichts dahinter, nur Vandalismus.“ Früher habe er selbst auch Tags hinterlassen. Je gefährlicher die Stelle, desto höher die Reputation des Sprayers.

    Denn die Gefahr droht gleich doppelt. Entweder an Stellen, wo man sich leicht verletzen kann, oder dort, wo man leicht erwischt wird. Marc interessiert das nicht mehr. Was für ihn zählt ist die Kunst. „Ich zeichne meine Motive vor und spraye sie dann nach, an Hauswänden, unter Brücken oder ähnlichem.“

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    Dabei übt das Illegale keinen besonderen Reiz auf ihn aus. „Ich mache das auch oft an Wänden, die explizit besprüht werden dürfen“, sagt Marc. Zu seinen Motiven gehören neben Soldaten verschiedene Tiere. Aber auch Bilder, mit denen er eine Botschaft senden will.

    „Motive gegen Gewalt oder gegen das System mache ich am liebsten.“ Für Marc ist das System jenes, das es ihm aufgrund seiner Herkunft nicht zu tun erlaubt, was er möchte. Er differenziert demnach klar, was eine Bild mit einem Sinn ist und was nicht.

    Das Gesetz macht diese Unterscheidung nicht. Laut Strafgesetzbuch führt die unbefugte Veränderung des Erscheinungsbildes einer fremden Sache zu einer Strafe. Und die ist nicht unerheblich: „Sprayer können ins Gefängnis kommen“, sagt Ermittlungsleiter Preiter. „Das Strafmaß ist unter anderem abhängig von der Höhe des Schadens.“

    Illegale Schmierereien und Graffiti in Friedberg: Der Schaden wird immer höher

    Diese variiere zwischen 50 und mehreren 10.000 Euro. Im Kreis Aichach-Friedberg sind die finanziellen Schäden in den vergangenen drei Jahren analog zu den Fällen deutlich gestiegen. Betrug der Schaden im Jahr 2017 noch knapp 10.000 Euro, so vervierfachte sich der Wert im darauffolgenden Jahr auf 40 000 Euro, um sich 2019 wiederum auf etwa 56.000 Euro zu erhöhen.

    Deshalb hat die Stadt Friedberg im Mai zum zweiten Mal eine Belohnung ausgesetzt. Denn bereits zu Beginn des Jahres war die Arbeitsgruppe Graffiti in enger Zusammenarbeit mit der Friedberger Polizei erfolgreich: Auf frischer Tat ertappte sie zwei Jugendliche, die sich einiger Schmierereien zwischen Januar und Februar schuldig bekannten.

    Die Stadt hatte für Hinweise 1000 Euro Belohnung in Aussicht gestellt. Als vor etwa drei Wochen das Wort „Teacher“ im Schlosspark vermehrt auftauchte, beschloss die Stadt, die Belohnung auf 1500 Euro zu erhöhen.

    Um einen Fahndungserfolg zu erzielen geht die Polizei „spezialtaktisch“ vor, wie Preiter erklärt. Konkreter will der Gruppenleiter jedoch nicht werden, nur so viel: „Szenen, wie sie in Filmen vorkommen, sind oft realistisch.

    Laut Polizei: Hohe Dunkelziffer bei Sprayern

    Häufig werden unsere Streifen entweder von Bürgern informiert oder bemerken selbst Sprayer.“ Dann könne es durchaus mal zu einer Verfolgungsjagd kommen.

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    Worauf sich die Polizei jedoch nicht verlassen kann, sind die Sprayer selbst. Denn ist mal einer geschnappt, packe er oder sie praktisch nie aus. „Im Gegenteil“, sagt Preiter. „Eher nehmen Sprayer Taten auf sich, als dass sie ein Mitglied der eigenen Crew verraten.“

    Ohnehin geht Preiter davon aus, dass nur ein geringer Teil der statistisch erfassten illegalen Sprayer ermittelt wird. „Die Dunkelziffer ist in etwa doppelt so hoch“, sagt er. In diese Kategorie gehört auch Marc. Erwischt wurde er noch nicht. Für ihn ist es ohnehin eher Kunstwerk als Schmiererei.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Michael Post: Graffiti in Aichach-Friedberg: Eine Grenze wurde überschritten

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