„Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen“, ist ein Satz, der Johann Wolfgang Goethe zugeschrieben wird. Und etwas abgewandelt, kann er als Motto für den derzeitigen Basteltrend schlechthin herhalten: Upcycling. Hier werden aus alten T-Shirts Einkaufsbeutel, aus Koffern Sessel – oder, wie nun bei einem Kurs der Volkshochschule und der Kommunalen Abfallwirtschaft am Landratsamt, Vogelfutterstellen aus Milchkartons, Kaffeebechern, Klopapierrollen und aussortiertem Geschirr.
Das Landratsamt wollte an diesem Nachmittag Menschen inspirieren, dass selbst aus vermeintlichem Müll etwas Schönes werden kann. Selber inspiriert wurde es von Christine Pemsl aus Kissing. Sie hatte den landkreisweiten Upcycling-Wettbewerb gewonnen, bei dem Bürger ihre Werke bzw. Ideen einreichen konnten. „Frau Pemsl hatte so viele Ideen, dass klar war, wir würden ein gemeinsames Projekt planen“, erzählt Rebecca Moser, Mitarbeiterin der Kommunalen Abfallwirtschaft.
„Früher war der Grund für Upcycling und Secondhand oft Armut, heute hingegen ist es cool, damit seinen CO2-Fußabdruck zu verkleinern“, erklärt Pemsl. Auch die Mitarbeiter des Landratsamtes sind sich sicher, dass das Bewusstsein für Ressourcenschonung in der Gesellschaft enorm gestiegen ist. Schließlich greifen auch immer mehr Autoren in letzter Zeit Themen wie Upcycling, plastikfrei oder Secondhand auf.
„Man sollte schon beim Einkaufen darauf achten, Müll zu vermeiden. Ist die Ressource bereits verbraucht, ist es sinnvoll, dieser durch Upcycling ein zweites Leben zu schenken“, findet Moser. Und so bastelten Erwachsene und Kinder in der Alten Mädchenschule Friedberg aus Müll Futterstellen für Vögel.
Do it Yourself: In Friedberg werden Papierrollen zu Vogelfutterstellen
Alte Klopapierrollen muss man nur mit einem Draht zum Aufhängen versehen, mit Honig bestreichen und anschließend in Vogelfutter wälzen. Wer es den Vögeln etwas einfacher machen möchte, befestigt noch einen Stecken daran. Aber auch alte Milchtüten oder Kaffeebecher lassen sich zu Futterstellen umfunktionieren. Das kommt an. Wie Christine Pemsl später erzählt, bot ein Kursteilnehmer die Körner-Klopapierrolle seinem Papagei an, der normalerweise recht heikel ist. „Hat ihm super geschmeckt“, lautete die Rückmeldung.
Aus Omas Sammeltassen kann man zum Beispiel leicht Futterstellen basteln, indem man sie (den Henkel gerade nach oben!) mit Porzellankleber auf die Untertasse klebt. An einem Bändel aufhängen, Vogelfutter in die Tasse füllen – fertig. Auch leere Milch- und Saftkartons lassen sich ganz einfach in kunterbunte Futtersilos verwandeln. Als Aufhängung kann ein Drahtkleiderbügel dienen, unten zwei Löcher einschneiden, Sitzstäbchen befestigen und nach Lust und Laune bekleben und verzieren. Das Gute: Das Silo kann man durch den Verschluss oben befüllen.
Upcycling: Ideen aus Pinterest
Die Ausgangsmaterialen für den Kurs sammelten die Mitarbeiter des Landratsamtes unter Kollegen ein, Geschirr spendete die Caritas. Um noch mehr Menschen von dieser Idee zu begeistern, ist vorgesehen, einige der Bastelarbeiten bei den Wertstoffsammelstellen aufzuhängen. „Einerseits für die Vögel, andererseits damit die Menschen, die ihren Müll wegbringen, inspiriert werden, dass daraus häufig noch etwas nützliches gebastelt werden kann“, erklärt Moser. Christine Pemsl findet ihre Inspiration häufig im Alltag. Wenn es einem an Ideen mangelt, empfiehlt Pemsl einfach mal im Internet, zum Beispiel auf Pinterest zu stöbern.
Tipps vom Landratsamt Aichach-Friedberg
Mit der Broschüre „Wir haben es in der Hand - Ideenkatalog zur Ressourcenschonung im Wittelsbacher Land“ möchte die Kommunale Abfallwirtschaft des Landratsamtes auf Ideen hinweisen, die Rohstoffe sparen. In der Broschüre, die in den Gemeindeverwaltungen und im Landratsamt ausliegt, erfährt man unteranderem, wo man plastikfrei einkaufen kann, wie man Energie sparen kann oder auch im Bad den Plastikverbrauch reduzieren kann.
Das Landratsamt hat auf seiner Internetseite außerdem eine Verschenkbörse eingerichtet. Hier kann jeder Gegenstände einstellen, die er nicht mehr braucht, und auf Abnehmer hoffen.
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