Kaum ist die Sonne am Horizont verschwunden, leuchtet ein anderes Licht auf. Kurz nach 22 Uhr bestrahlen zahlreiche Scheinwerfer das Friedberger Rathaus. Das nun komplett in Rot getauchte Gebäude hebt sich stark vom Friedberger Nachthimmel ab.
„Alarmstufe Rot“, so heißt die Botschaft, die die Eventlocations, Technikausstatter, Messebauer und Zeltverleiher aussenden wollen. Sie setzen ein Zeichen mit ihrer Aktion, um die Aufmerksamkeit auf die Nöte der Unterhaltungsbranche zu lenken. Deshalb strahlten Unternehmen bundesweit Kinos, Theater, Stadien und andere Gebäude an.
Das Rathaus in Friedberg und die Kirche in Mering leuchten rot
In Friedberg leuchten das Schloss und das Rathaus in sattem Rot, dafür sorgten die Firmen Klangwerk und Gruppe 20 in Zusammenarbeit mit der Stadt. In Mering tauchen Vincent Speck von Partyverleih Augsburg, der Fotograf Ralf Hermle, das Team von Lichttechnik Ilsanker und Ehrenamtliche der Feuerwehr die Pfarrkirche Sankt Michael in ein buntes Licht.
In Aichach „erglühen“ das San-Depot und die Diskothek M-Eins. Auf dem Gelände an der Donauwörther Straße, wo im August erneut das Stereostrand-Festival hätte stattfinden sollen, greift Manni Fritsch zur Gitarre. Auch in Pöttmes können nächtliche Spaziergänger rot sehen. Dort werden Teile des Rathauses beleuchtet, in dem Ausstellungen, Konzerte und Theateraufführungen stattfinden.
"Night of Light" für Veranstalter: Begeisterung am Friedberger Marienplatz
„Es geht darum, Aufmerksamkeit für das Problem zu schaffen“, sagt Sarah Gamperl, die sich den Anblick nicht entgehen lassen will. Die Hochzollerin findet dabei das Rathaus besonders schön. Überwiegend begeistert zeigen sich die Augenzeugen des Spektakels am Marienplatz: „Das ist eine sehr coole Aktion. Ich bin zwar nur aus Zufall vorbeigefahren, dann aber sofort stehen geblieben, um ein paar Bilder zu machen“, sagt Markus Weichseldorfer.
Der Friedberger hofft, dass die Veranstalter dieses Jahr wieder anfangen dürfen zu arbeiten. „Ich denke, wir würden alle gerne mal wieder ausgehen.“ So sehen es viele Menschen, die sich am Montagabend während der Lichtshow in Friedberg versammelten.
Eine Gruppe Friedberger prangerte jedoch die Unverhältnismäßigkeit an: „Demos mit Tausenden Menschen finden statt. Veranstalter dürfen jedoch keine Feste organisieren. Das passt nicht.“
Besucher bewerten die Aktion: Schlechte Sicht am Friedberger Schloss
Während die Resonanz am Rathaus fast durchweg positiv war, klagten einige Besucher über die schlechte Sicht am Wittelsbacher Schloss: „Ich bin um das ganze Schloss herumgelaufen, doch das Blickfeld ist sehr eingeschränkt. Egal, wo man steht“, sagt Patricia Hohler. Die Friedbergerin hätte es schöner gefunden, wenn das Schloss bunt beleuchtet gewesen wäre. „Eine Idee wäre es auch gewesen, den Weiher in die Show mit einzubeziehen.“ Mit dieser Meinung steht Hohler nicht allein da, auch Sarah Gamperl sieht es so: „Das Rathaus ist schöner anzuschauen. Am Schloss ist es schwierig, eine gute Sichtposition zu finden.“
Insgesamt schien die Aktion jedoch gut anzukommen. Patricia Hohler befand: „Diese Aktionen sind wichtig für die betroffenen Menschen.“ Das symbolische „Alarmstufe Rot“ kam auch bei den meisten Besuchern an. So forderte ein Friedberger eine Perspektive für Kulturveranstalter. „Freiluftveranstaltungen mit Hygienekonzepten sollten kein Problem sein.“
Wann sind wieder große Veranstaltungen im Wittelsbacher Land möglich?
In Zukunft sollen nicht nur rote Lichter an Mauern leuchten. Die Verantwortlichen wollen wieder ihrem Beruf nachgehen. Fraglich bleibt, ab wann das wieder möglich ist.
Auch in anderen Städten des Verbreitungsgebietes leuchteten Gebäude rot. Eine Auswahl finden Sie hier:
- Landsberg: Ein flammender Appell der Veranstalterszene
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