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Aichach-Friedberg: Friedberger Schwimmschulen geht in der Corona-Pandemie die Luft aus

Aichach-Friedberg

Friedberger Schwimmschulen geht in der Corona-Pandemie die Luft aus

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    Schwimmkurs im Hallenbad Friedberg: In Deutschland ist das Ertrinken die zweithäufigste Todesursache bei Kindern.
    Schwimmkurs im Hallenbad Friedberg: In Deutschland ist das Ertrinken die zweithäufigste Todesursache bei Kindern. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Immer weniger Kinder, aber auch Erwachsene können sicher schwimmen. Das zeigen Umfragen und Studien: 60 Prozent der Zehnjährigen sind laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage keine sicheren Schwimmer. Eine zusätzliche Belastung stellt die Corona-Pandemie dar. Die Redaktion hat sich umgehört, wie die Situation in den Schwimmschulen im Landkreis ist: Es kristallisiert sich ein Problem heraus, das sich schon vor Corona zuspitzte.

    Der TSV Friedberg bietet bereits seit Jahrzehnten Schwimmunterricht an. Der Vorsitzende Karsten Weigl ist seit über 30 Jahren dabei. Jeden Montag lehrte er Kindern das Schwimmen, bis es plötzlich zum Lockdown kam. Nach den Schließungen erhöhte der TSV die Anzahl der Kurse, stockte die Jugendleiter auf und entschied sich dazu, den Nichtschwimmern den Vortritt zu lassen. Bei Gruppen mit älteren Kindern und Jugendlichen mussten deshalb die Stunden reduziert werden. Nun sind die Kurse bis März 2022 ausgebucht.

    Wasserwacht Friedberg ist in Sorge

    Weigl sieht, dass die Schwimmfähigkeit der Kinder abnimmt. Das sei vor allem am See bemerkbar und weniger im Schwimmkurs, berichtet Theresa Stockmaier von der Wasserwacht Friedberg. Die Organisation rettet nicht nur Menschen in Not, sondern bringt ihnen auch das Schwimmen bei. "Das Problem mit zu wenigen Schwimmkursplätzen bestand bereits vor Corona. Die Pandemie verschärfte die Situation. Alle Anbieter haben und hatten vor den Lockdowns zu wenige Bahnen beziehungsweise Lehrbecken", betont Stockmaier.

    In manchen Schwimmschulen in der Region Aichach-Friedberg kann es zu Wartezeiten von bis zu zweieinhalb Jahren kommen. Im Internet werden teils die Beschwerden von Eltern laut. Andrea Hahn aus Kissing ist eine von ihnen. Sie wurde von einer Schwimmschule mangels freier Plätze abgewiesen. "Die Schwimmbäder sollten an ihre Zukunft denken. Wenn bald fast niemand mehr schwimmen kann, haben sie weniger Kunden", mahnt die Mutter.

    Wegen Corona konnten in den vergangenen Monaten nur wenige Kinder ihr Schwimmabzeichen machen. Für den Platz in einem Schwimmkurs gibt es derzeit lange Wartezeiten. Laut DLRG ist ein Seepferdchen ein guter Anfang, reiche jedoch noch nicht zum sicheren Schwimmen aus.
    Wegen Corona konnten in den vergangenen Monaten nur wenige Kinder ihr Schwimmabzeichen machen. Für den Platz in einem Schwimmkurs gibt es derzeit lange Wartezeiten. Laut DLRG ist ein Seepferdchen ein guter Anfang, reiche jedoch noch nicht zum sicheren Schwimmen aus. Foto: Uli Deck/dpa (Symbolbild)

    Doch warum können keine weiteren Kurse angeboten werden? "Die Wasserwacht Friedberg kann gar keine weiteren Kurse anbieten. Wir würden gerne allen Kindern auf unserer Warteliste dieses Jahr noch das Schwimmen beibringen, – das ist in erster Linie platztechnisch, aber auch personell nicht möglich. Es handelt sich um Ehrenamtliche, die die Kurse nach ihrer Arbeit anbieten und nicht einmal eine Aufwandsentschädigung bekommen, erklärt Stockmaier die Situation.

    Schwimmschule ging pleite: Mutter bringt Tochter das Schwimmen bei

    Die Kissingerin Andrea Hahn, welche ihr ganzes Leben entweder schwimmt, surft oder Wasserski fährt, hat ihre Tochter bereits während der Schwangerschaft vor ein paar Jahren zu einem Schwimmkurs angemeldet. Ihr war bewusst, dass es lange Wartezeiten gebe. Nachdem die Schwimmschule ihrer Tochter durch Corona pleitegegangen war, suchte sie nach Ersatz und scheiterte. Nun möchte die Kissingerin ihrer Tochter das Schwimmen selbst beibringen.

    Befürchtungen hat auch Susanne Müller, die Inhaberin von Susannes Schwimmschule aus Friedberg. Zwei Jahrgänge seien durch die Corona-Pandemie verloren gegangen. Die Folgen werde man erst in ein paar Jahren bemerken. "Nämlich dann, wenn die Kinder und Jugendlichen alleine ins Freibad oder an den Baggersee fahren", fürchtet Müller.

    Weigl: "Wir tun alles dafür, dass es weiterläuft"

    "Es müssen unbedingt die jetzigen Schwimmbäder erhalten bleiben, damit die Kinder weiterhin schwimmen lernen, aber auch danach weiter üben und trainieren können", appelliert Stockmaier. Hahn schlägt höhere Fördermöglichkeiten für Bäder sowie Schwimmschulen vor und befürwortet einen verpflichtenden Schwimmunterricht über die Schule. Sport und sicheres Schwimmen seien wichtiger als manch anderes Fach. Außerdem sollte jedes Kind wissen, dass Wasser etwas Schönes sei, aber auch gefährlich werden kann.

    Karsten Weigl vom TSV Friedberg möchte montagnachmittags den Schwimmkurs nicht mehr missen. "Wir tun alles dafür, dass er weiterläuft, weil die Kinder das brauchen!", betont er. Derzeit sei er zuversichtlich, dass die Schwimmkurse trotz der derzeitigen Corona-Situation weiterlaufen können.

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