Vor einer drohenden Kostenexplosion beim Bau der sogenannten Augsburger Osttangente warnte der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Lebensraum Lechleite (ALLG) bei der Mitgliederversammlung. Auch an der Augsburger Müllverbrennung gab es erneut Kritik.
Zum Thema Osttangente - das Projekt trägt mittlerweile den offiziellen Titel „Ertüchtigung der B2“ - erklärte Josef Metzger, dass zurzeit die Voruntersuchungen zum kreuzungsfreien Umbau der jetzigen Kreuzung bei der Firma Segmüller und zur Kissinger Umfahrung laufen. Hier werde auch geprüft, ob eine Untertunnelung infrage kommt. Danach gehe es beim Staatlichen Bauamt an die Planung für den vierspurigen Ausbau von der A8 bei Derching nach Friedberg.
Osttangente: Steigen die Kosten um über 100 Millionen Euro?
Schon jetzt zeichne sich eine Kostensteigerung von 192 auf 311 Millionen Euro ab. Laut Metzger ist es so, dass das Staatliche Bauamt festgestellt hat, dass der Hauptgrund für die Osttangente – die Entlastung der B17 – nicht eintreten wird. Deshalb hofft die Aktionsgemeinschaft weiterhin bei der Überprüfung des Bundesverkehrswegeplans auf die Herabstufung der Osttangente aus dem vordringlichen Bedarf. Die Aktionsgemeinschaft will sich weiterhin den Weg einer Klage gegen die Maßnahme offenhalten.
Metzger informierte außerdem, dass trotz Abfallvermeidung und Wertstofftrennung die Augsburger Müllverbrennungsanlage maximal ausgelastet sei. Weil im Sommerhalbjahr keine Heizung benötigt wird, werde ein Großteil der Energie ungenutzt in die Luft geblasen. Die AGLL bemängelt hier weiterhin eine ineffiziente thermische Verwertung. Der Transport der giftigen Schlacke nach Heilbronn in den Untertagebau sei leider von Bahn auf über 3000 Lkw-Transporte pro Jahr umgestellt und damit die CO2-Emission stark erhöht worden.
Auf dem Gelände der AVA soll ein Tiefen-Geothermie-Projekt umgesetzt werden: Voruntersuchungen dazu laufen bereits. Das Ziel ist: Neben der Fernwärme aus der Müllverbrennung soll auch Erdwärme in das Augsburger Fernwärmenetz eingespeist werden. Das Einzugsgebiet im Untergrund umfasst das Gebiet zwischen Gersthofen, Affing, Friedberg und Haunstetten – die Voruntersuchungen laufen in den nächsten fünf Jahren, die bergbaurechtliche Genehmigung ist beantragt. Es werden Temperaturen von nur 43 bis 50 Grad erwartet. Ob das für Fernwärme wirtschaftlich verwendet werden kann, ist nach Ansicht des Aktionsbündnisses fraglich. Von den Mitgliedern der AGLL wird befürchtet, dass es in den betroffenen Gebieten dann auch Haussetzungen mit Rissen geben könnte.
Studie zur Wärmeplanung der Stadt Friedberg
Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung war die Studie zur Wärmeplanung der Stadt Friedberg. Das Potenzial für die Bereitstellung erneuerbarer Energie deckt den derzeitigen Wärmeenergiebedarf von 360 GWh. Dabei wurde die Windenergie nicht berücksichtigt, diese ist aber nach Ansicht des Aktionsbündnisses essenziell notwendig, um die Stromerzeugung im Winter z. B. für Wärmepumpen und Elektro-Mobilität zu gewährleisten.
Positiv wurde berichtet, dass in Derching das Oberdorf zu ca. 80 Prozent mit Wärme aus einer privaten Biogasanlage versorgt wird. Die Wohngebiete im Unterdorf sind dem Wärmeplan folgend nur wahrscheinlich für Fernwärme geeignet, d. h. mögliche Energieinvestoren werden hier, wenn überhaupt, laut ALLG nicht vor 2035 einsteigen. Metzger empfahl bei notwendigen Heizungsumstellungen auf eigene Wärmepumpen mit Photovoltaikunterstützung zu setzen. Das sei langfristig die kostengünstigste Lösung.
Außerdem wurde turnusgemäß der neue Vorstand gewählt: 1. Vorsitzender Josef Metzger, 2. Vorsitzende Margit Schuster, 3. Vorsitzender Andreas Kienast. Für die Kasse wurden Adolf John und Renate Gerstmeyr, für die Schriftführung wurden Sabine Metzger und Walter Hollmann gewählt. Als Beisitzer wurden Ludwig Hauser, Rosi Krendlinger und Gottfried Meitinger gewählt. (AZ)
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