Startseite
Icon Pfeil nach unten
Friedberg
Icon Pfeil nach unten

Aichach-Friedberg: Biergärten in der Region sind voll, aber Gastronomie ächzt unter Personalmangel

Aichach-Friedberg

Biergärten in der Region sind voll, aber Gastronomie ächzt unter Personalmangel

    • |
    Auch der Gasthof Zieglerbräu in Friedberg sucht nach Personal.
    Auch der Gasthof Zieglerbräu in Friedberg sucht nach Personal. Foto: David Honold

    Kein Mittagstisch mehr, an zwei Tagen die Woche geschlossen, längere Wartezeiten für die Gäste: Die Gastronomie hatte schon vor der Pandemie mit Personalmangel zu kämpfen, doch Corona hat das Problem verschärft. Das berichten viele Gaststätten im Wittelsbacher Land. Kaspar Wagner, Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Bayern (Dehoga), spricht von einem Trauerspiel: "Das Personal fehlt an allen Ecken, und noch gibt es keine Lösung." Zwar sei es sehr erfreulich, dass Gastronomen wieder viele Gäste begrüßen können nach zwei Jahren der Einschränkungen, doch auch eine große Herausforderung mit zu wenig Personal.

    Job in einem Lokal ist vielen Menschen in Aichach-Friedberg zu unsicher

    Früher wäre es Kaspar Wagner nicht in den Sinn gekommen, seinen Gasthof in Untergriesbach mittwochs und an zwei Sonntagen im Juli zu schließen. In diesem Jahr wird ihm vermutlich nichts anderes übrig bleiben, denn es fehlt das Personal zum Bedienen.

    Angst vor einem neuen Lockdown, unangenehme Arbeitszeiten - das seien die Gründe, warum Menschen mit Bewerbungen im Gastrobereich zögerten, berichtet der stellvertretende Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Augsburg, Roland Fürst. Viele Menschen, die zuvor einen Job in der Gastronomie hatten, mussten sich während der Corona-Pandemie umorientieren. Die nicht besonders familienfreundlichen Arbeitszeiten bewegten die Beschäftigten ebenfalls dazu, Alternativberufe zu ergreifen, so Fürst.

    An der Tür des Friedberger Gasthauses Zieglerbräu steht "Servicekräfte gesucht". Inhaber Ilir Seferi spricht von einer Katastrophe, die sich aktuell abspielt. Vor der Corona-Pandemie sei die Personalsituation gut gewesen, doch jetzt fehle es an jeder Ecke - ob in der Küche oder dem Service. Viele ehemalige Mitarbeiter seien ins Baugewerbe gegangen, da es dort einfach sicherer sei, berichtet er.

    Biergärten sind bei sommerlichen Temperaturen gut besucht - viel Personal wird benötigt.
    Biergärten sind bei sommerlichen Temperaturen gut besucht - viel Personal wird benötigt. Foto: Ralf Lienert (Archivbild)

    Ahab Sabet Andrea Massoud, Chef des italienischen Lokals Gambrinuskeller in Friedberg, berichtet ebenfalls von zu wenig Personal. Sichtlich angespannt sagt er, dass die aktuelle Lage schwierig sei und er nun doppelt so viel arbeite wie sonst. "Leider finde ich kein gut ausgebildetes Personal", so Massoud. Zwar wirbt er immer wieder Hilfskräfte aus seiner alten Heimat Italien an, doch die Sprachbarriere sei einfach zu groß. So muss er viele der nach wenigen Wochen wieder nach Hause schicken. Ein weiteres Problem sieht Massoud in der Wochenendarbeit, die besonders unbeliebt unter Servicekräften ist.

    Ludwig Koller betreibt mit dem Landhausbräu Koller im Eurasburger Ortsteil Hergertswiesen einen der großen Biergärten im Wittelsbacher Land. Die aktuelle Personallage sei zwar in Ordnung, man suche aber immer nach neuen Kräften. Durch den saisonalen Betrieb von

    Gasthaus Linde in Friedberg hat nicht mit Personalnot zu kämpfen

    Im Gasthof Zur Linde in Friedberg sieht die Situation dagegen gut aus. Chefin Carmen Tomasini hat keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der Corona-Pandemie entlassen und kann deswegen auf alle bewährten Kräfte zurückgreifen. "Bei uns gibt es keine Personalnot - alle Stellen sind besetzt", sagt sie. Einmal allerdings seien fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichzeitig wegen einer Corona-Infektion ausgefallen - da musste sie eben selbst einspringen. Tomasini sieht die aktuelle Personalnot in Gaststätten und Biergärten auch als teilweise hausgemachtes Problem: "Viele Gasthäuser haben ihr Personal während Corona nicht gehalten, um etwas Geld zu sparen, und finden jetzt keine Leute mehr." Zudem müsse man gut bezahlen, damit die Angestellten auch einen Anreiz haben, weiterhin in der Gastronomie tätig zu sein, meint die Wirtin.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden