Alexander Faith hat zwei Eigenschaften, die bei seiner Aufgabe nicht schaden können. Er kann zupacken und hat eine gute Kondition: Der 50-Jährige hat den Schwarzen Gürtel, außerdem radelt er gerne. Sein Ziel: Einmal in der Woche von seinem Wohnort Krumbach zu seinem Arbeitsort Friedberg. Als Leiter Rettungsdienst in der Zentrale des Roten Kreuzes Aichach-Friedberg am Chippenham-Ring hat er die Nachfolge von Thomas Winter angetreten, der aus gesundheitlichen Gründen in Ruhestand ging. Faith bringt viel Erfahrung für den herausfordernden Job mit. Er ist seit 1994 in verschiedenen Positionen beim BRK tätig und hat auch schwierige Phasen hinter sich.
Rettungsdienstleiter für einen Flächenlandkreis mit vier Wachen und 75 Personalstellen ist eine fordernde Aufgabe - allerdings hauptsächlich am Schreibtisch. Um den Kontakt zum "Draußen" nicht zu verlieren, hat er mit seinem Team vereinbart, dass er wenigsten vier Schichten normale Notfallrettung im Monat fahren kann. Den Hauptpart seiner Tätigkeit beschreibt er selber aber so: "Das Interessante ist, das, was draußen passiert, mit der betriebswirtschaftlichen Seite zu verbinden." Um das zu meistern, hat er zusätzlich zu seiner Ausbildung als Notfallsanitäter eine zum Fachwirt.
Alexander Faith arbeitete beim Roten Kreuz in Günzburg und Donauwörth
Faith, der eigentlich eine Lehre zum Industriemechaniker bei Grob in Mindelheim absolviert hatte, kam 1994 über das Ehrenamt bei der Wasserwacht zum Roten Kreuz. Seine Eltern waren gegen eine Polizei-Laufbahn ("zu gefährlich"). Da war der Rettungsdienst, der ebenfalls Nervenkitzel und Spannung zu bieten hat, ein guter Kompromiss. Der Krumbacher machte 1997 eine Ausbildung zum Rettungsassistenten, war mehrere Jahre lang Betriebsleiter eines BRK-Eigenbetriebs in Günzburg und wurde dann Rettungsdienstleiter des BRK Günzburg, das er 2019 verließ - im Unfrieden. Nachdem ihn der damalige Kreisgeschäftsführer und der Kreisvorsitzende Knall auf Fall von seinen Aufgaben entbunden hatten und er nur noch Rettungsdienst fahren durfte, kam es zum Prozess. Er schied mit einer Abfindung aus. Die Degradierung markierte den Beginn einer Phase personeller Querelen in dem Kreisverband, Faith aber wechselte als Rettungsdienstleiter in Nordschwaben um schließlich im April 2022 nach Friedberg.
Umso mehr freut es ihn, hier in einem harmonischen Kreisverband mit Geschäftsführer ist Robert Erdin und Vorsitzendem Landrat Klaus Metzger angekommen zu sein. Mit seinen jeweiligen Teams, betont er, hatte und habe er nie Probleme. Eine Aufgabe wie Rettungsdienst schweiße zusammen. Auch in Friedberg fühlt er sich wohl. Zuständig ist er außerdem für die Wachen in Aichach, Mering und Pöttmes.
Einfacher ist die Arbeit in Faiths Jahren als Rettungsdienstleiter allerdings nicht geworden. Prinzipiell sei die Aufgabe der Rettungskräfte anspruchsvoller als früher. Sie haben eine weitaus bessere technische Ausstattung, mehr Verantwortung. Doch personell ist die Lage nicht immer einfach. Auch die Anspruchshaltung der Menschen steige; der Rettungsdienst werde bedeutend häufiger gerufen - und nicht immer, weil es sich um einen Notfall handelt. Hinzu kommen Ausfälle durch Corona, aktuell die Urlaubszeit. "Das ist auf Kante genäht." Noch dazu sind immer wieder die Notarzt-Schichten nicht besetzt. Mittlerweile zahlt das Rote Kreuz Prämien, wenn jemand für eine erkrankten Kollegen oder Kollegin einspringt. Der Job ist körperlich anstrengend. "Ich bin froh um mein junges Team", sagt Faith. Ein Team übrigens, dass zu 65 Prozent weiblich ist.
Ein paar Neuerungen machen diesem Team seine Aufgabe immerhin leichter: Da es an der Kreuzung Chippenham-Ring/AIC25 oft krachte, wenn ein Rettungswagen darüber fuhr, gibt es nun in der Wache einen Button für Durchfahrtsgrün. Für die Ausfahrt auf die Umgehungsstraße und die Fahrt über die gefährliche Kreuzung haben die Ambulanzen nun Vorrangschaltung. Außerdem werden in Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt Augsburg die Wagen der Wachen Friedberg und Mering mit Sendern ausgestattet, die Ampeln automatisch auf Grün umschalten, wenn das Blaulicht aktiviert ist.
Alexander Faith ist bei der Krumbacher Feuerwehr engagiert
So gut der Zusammenhalt vor Ort ist: Die Rahmenbedingungen verschärfen sich laut Faith. Die Personalakquise wird schwieriger, das Spannungsfeld zwischen den Kostenträgern ebenfalls. Trotz allem lässt auch im Privaten den Vater zweier Kinder (fünf und sieben Jahre) das Thema nicht los. Er ist bei der Feuerwehr Krumbach - allerdings "als ganz normales Mitglied", ohne Posten, wie er betont.