Mit dem Motorrad durch die ganze Welt – dazu entschloss sich Alexander Okl. Er verkaufte fast seinen gesamten Besitz und kündigte seinen Job, mit dem Ziel, als Reisender vollkommen frei zu sein. Mitte Juni startete er seine Fahrt, deren Route durch 18 Länder mit dem Ziel Nepal verläuft. Darunter sind Russland, Kirgistan, China, Pakistan und zuletzt Indien, er ist in einem Ort namens Pilibhit gelandet. In einem Telefonat erzählt er: „Hinter meiner Herberge beginnt direkt der Dschungel. Vielleicht sehe ich dort auch den ein oder anderen Tiger.“ Das Klima ist schwül und bei 30 Grad fast drückend. Durch den Monsun gibt es auch viele Mücken.
Verständigung mit Händen und Füßen
Schöne Seiten hat der Reiseabschnitt in Indien trotzdem. Besonders schätzenswert ist laut Okl das Sprachniveau der Inder: „Natürlich habe ich mich bisher auch mit Händen und Füßen verständigen können, aber es ist doch sehr angenehm, dass hier fast jeder fließend Englisch spricht.“ Das war nicht in allen bereisten Ländern der Fall. Einfache Anliegen könne man aber auch mit Sprachbarriere vermitteln. „Beispielsweise Essen kaufen oder einen Ort zum Schlafen finden“, meint Alexander Okl.
Ein Hauptkriterium für die passende Schlafstätte, die er alle ein bis fünf Tage wechselt, ist die Sicherung seines Motorrads. Da dies sein ganzer Besitz ist, muss er es in Sicherheit wissen, sagt der Reisende. Ansonsten sollte die Herberge nur günstig sein. „Ich plane maximal 15 Euro pro Übernachtung ein. Das ist bisher kein Problem gewesen, genauso wie mein Tagesbudget von 30 Euro“, sagt Okl. In allen Ländern sei das Essen günstig und lecker, erzählt er weiter. Nur von Streetfood lässt er die Finger. Zweimal hatte der Reisende bereits eine Lebensmittelvergiftung.
Auf die Frage, ob er jemals Angst habe – sei es vor der Einsamkeit oder unheimlichen Begegnungen– antwortet Alexander Okl: „Nicht wirklich. Da sind technische Probleme meines Motorrads deutlich beängstigender. Ich habe mich öfter gefragt, was ich machen würde, wenn es plötzlich mitten im Nirgendwo schlapp macht und ich es unter starker Hitze reparieren muss. Das könnte tatsächlich gefährlich werden.“ Und in einer ähnlichen Situation befand sich Okl bereits. Er stürzte in Kirgistan auf sein bereits vorbelastetes Handgelenk – weit entfernt jeglicher Zivilisation. „Es war eine große Herausforderung, mich und vor allem mein 265 Kilogramm schweres Motorrad aufzurichten. Dann hieß es: mehrere Kilometer auf einem holprigen Weg bis zur nächsten befestigten Straße fahren“, erinnert sich Alexander Okl.
Sein Motorrad ist wie ein Kleinkind
Auch generell sei sein Motorrad sehr zuwendungsbedürftig, sagt er. Okl beschreibt es mit einem passenden Vergleich: „Wie bei einem kleinen Kind muss man viel Zeit für die Instandhaltung einplanen.“ Mal müssen Öl oder Reifen gewechselt werden, dann ist es wieder die Kette, die geschmiert werden möchte. Teilweise bereitete das Austauschen von Teilen einige Probleme. „Je weiter ich mich von Deutschland entfernte, desto seltener wurden die Teile meines Motorrads im Fachhandel. Vorzuplanen, welche Teile wann wohin bestellt werden müssen, damit ich sie bei meiner Ankunft sofort einbauen kann, ist anstrengend.“ Was im Speziellen bei der Durchquerung Usbekistans schwierig wurde, war die Beschaffung von Benzin. Dort fährt ein Großteil aller Fahrzeuge mit LPG, also Flüssiggas. „Ich musste immer schätzen, wie viel Reichweite ich noch habe, wissen, wo die nächste Tankmöglichkeit ist und ob ich die Entfernung zu dieser sicher schaffe“, sagt der Reisende.
Highlights gab es auf Okls vergangener Reiseroute viele. So fuhr er in Usbekistan, durch welches die Seidenstraße führt, 200 bis 300 Kilometer durch Wüstenland. Nur vereinzelt sah er Hütten am Straßenrand. „Das hatte fast etwas Unwirkliches“, erzählt er beeindruckt. In der Oasenstadt Xiva besichtigte er die dortigen Gebäude. Diese Lehmbauten sind Teil des Unesco-Weltkulturerbes. Ein Land weiter – Tadschikistan – erlebte Okl laut eigener Aussage am Jaschilkul-See den klarsten Sternenhimmel seines Lebens. An diesem See im Pamirgebirge campte er auf beachtlichen 3700 Metern Höhe. Nur die Straßen gefielen Alexander Okl weniger: „In der Gegend gab es mehr Schlaglöcher als Sterne am Himmel“, schmunzelt er.
Und dann traf Okl auf Nomaden – und half beim Jurtenabbau
In Kirgistan machte Okl dann eine ganz besondere Bekanntschaft. Er traf am Song-Köl-See auf Semi-Nomaden, welche gerade ihre Jurten abbauten. „Da habe ich ihnen etwas geholfen und während dem Abbau mussten wir auch immer ein Auge auf ihre Schafherden haben.“ Abends übernachtete Alexander Okl bei ihnen und war überrascht, dass ihm trotz den wenigen Grad Außentemperatur nicht kalt war: „Unter und über mir war eine zehn Zentimeter Decke, die mich perfekt warmhielt.“
Und wie ist das so in der Fremde? Der ehemalige Friedberger erzählt: „Die meiste Zeit bin ich allein unterwegs. Einsam fühle ich mich aber niemals. Ich treffe immer wieder Reisende und wir fahren einige Tage gemeinsam.“ Oft suche er auch den Kontakt zu den Einheimischen, um mehr über Land und Leute zu erfahren. „Freilich vermisse ich schon meine Freunde und Familie zu Hause, aber dafür gibt es ja zum Glück Facetime“, sagt Alexander Okl.
Seinen Reiseverlauf kann man auch auf seinem YouTube-Kanal „SmilingEagleAlex“ sowie seiner Website nachverfolgen. „Es ist unglaublich abwechslungsreich und bereichernd. Um den Überblick zu behalten, dokumentiere ich meine Reise auch online, für mich und alle, die sich für solch eine Abenteuerreise interessieren“, sagt er.
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