Startseite
Icon Pfeil nach unten
Friedberg
Icon Pfeil nach unten

Verkehr in Friedberg: Friedberger Kreuzung lüftet ihre Geheimnisse

Verkehr in Friedberg

Friedberger Kreuzung lüftet ihre Geheimnisse

    • |
    An der Kreuzung Ludwig-, Münchner und Aichacher Straße müssen sich Rollstuhl- und Rollatorfahrer zwischen dem Abgang zur Tiefgarage und der Ampel durchschlängeln. Und dann kommen, wie auf unserem gestellten Bild mit dem Behindertenbeauftragten Josef Koppold und Karl Geßler von der Sicherheitswacht, auch noch Radler dazwischen. 
    An der Kreuzung Ludwig-, Münchner und Aichacher Straße müssen sich Rollstuhl- und Rollatorfahrer zwischen dem Abgang zur Tiefgarage und der Ampel durchschlängeln. Und dann kommen, wie auf unserem gestellten Bild mit dem Behindertenbeauftragten Josef Koppold und Karl Geßler von der Sicherheitswacht, auch noch Radler dazwischen.  Foto: Christine Hornischer

    Die beiden Radfahrer fühlten sich völlig im Recht. Sie deuteten die weißen Markierungen vor der Bäckerei Scharold als Trennlinie von Geh- und Radweg. Ein Irrtum, über den sie Karl Geßler von der Friedberger Sicherheitswacht gerne aufklärte. Diese taktilen Streifen signalisieren sehbehinderten Menschen: Hier geht es geradeaus weiter. Sie enden in einer genoppten Fläche, die wiederum zeigt: Anhalten und neu orientieren.

    Weil offenkundig nicht nur die beiden Fahrradfahrer, sondern auch viele andere Menschen die Markierungen an der Kreuzung Ludwig-, Münchner und Aichacher Straße schwer deuten können, informiert der Inklusionsbeirat der Stadt Friedberg am Marktsonntag, 7. April, über die Geheimnisse der Kreuzung. Von 10 bis 18 Uhr ist vor dem Eiscafé Tutti Frutti ein Stand aufgebaut; von 14 bis 14 Uhr ist dort auch der Blindenbund vertreten. Eine weitere Intention dabei: Den Bürgern den Inklusionsbeirat vorstellen.

    Stadt Friedberg investierte 200 000 Euro

    Eigentlich sollte der Umbau zwei Jahren ja Verbesserungen schaffen. Die Stadt Friedberg investierte hier über 200000 Euro, die vollständig vom bayerischen Staat übernommen wurden. „Diese Kreuzung hier ist die einzige im ganzen Umland, die komplett barrierefrei ist“, sagt Geßler, der mit der Situation gut vertraut ist. Schließlich gehört er nicht nur der Sicherheitswacht, sondern auch dem Inklusionsbeirat an und kennt darum die Probleme an dieser Stelle.

    Die Bordsteine, deren Absenkung je drei Zentimeter betrugen, wurden zur Hälfte für Gehbehinderte und Rolli-Fahrer auf Null abgesenkt und zur anderen Hälfte für sehbehinderte Menschen auf sechs Zentimeter erhöht. Früher habe man als Kompromiss eine Bordsteinabsenkung von drei Zentimetern gewählt, erklärt der Behindertenbeauftragte des Landkreises Aichach-Friedberg, Josef Koppold. Ergebnis: Keiner war so recht zufrieden. Seit 2013 gelte jedoch eine neue DIN-Norm, die differenzierte Bordhöhen vorsehe: eben die sogenannte Null-Absenkung für Rollstühle und Rollatoren und eine Bordsteinhöhe von sechs Zentimetern für Sehbehinderte.

    Bei Glatteis wird es gefährlich

    Allerdings müssen sich vor der Bäckerei Scharold nun die Rollstuhl- und Rollatorfahrer zwischen dem Abgang zur Tiefgarage und der Ampel durchschlängeln. Denn nur hier bestehe eine Null-Absenkung. Um sie davor zu schützen, die Treppe hinabzustürzen, hatte die Stadt Friedberg im März 2018 nachträglich Poller angebracht. „Die Gefahr bestand hauptsächlich bei Glatteis“, sagt Karl Geßler.

    Die gefährliche Engstelle an der Treppe zur Tiefgarage hat die Stadt nach Beschwerden bereits nachgebessert.
    Die gefährliche Engstelle an der Treppe zur Tiefgarage hat die Stadt nach Beschwerden bereits nachgebessert. Foto: Thomas Goßner (Archiv)

    Über die „Geheimnisse der Kreuzung“ will der Inklusionsbeirat darum im Rahmen des Marktsonntags aufklären. „Uns war auch die räumliche Nähe zu der Kreuzung sehr wichtig“, sagt Karl Geßler. „Hier können wir vor Ort den Leuten erklären, was an der Kreuzung warum angebracht wurde.“ Bei einem Quiz können die Besucher bei Fragen wie „Welche Funktion hat der weiße Streifen auf dem Gehweg?“ unter Beweis stellen, wie gut sie sich mit Hilfsmitteln für behinderte Menschen auskennen. Bei der Frage nach dem Grund der unterschiedlichen Höhen an den Bordsteinkanten lautet beispielsweise eine der vorgegebenen Antworten „Um die Fahrradfahrer zu schikanieren“.

    Tatsächlich haben sich Fahrradfahrer bereits darüber beklagt, dass sie auf die Bordsteinkanten mit sechs Zentimeter Höhe vor der Bäckerei Scharold nicht mehr auffahren können. Dabei ist auf dieser Seite gar kein Radweg vorhanden. Den gibt es nur auf der Westseite der Kreuzung. Sich selbst ein Bild davon machen, lautet also am 7. April von 10 bis 18 Uhr die Devise. Von 10 bis 14 Uhr ist auch der Blindenbund vor Ort.

    Eine verzwickte Situation in Friedberg

    „Es muss ein Miteinander sein“, sagt Josef Koppold. Zwar weiß er um die verzwickte Situation an der Herrgottsruhstraße, aber eine Verlegung des Ampelmasts vor der Bäckerei Scharold, wie bereits angedacht, findet er unverhältnismäßig. Koppold, der selbst im Rollstuhl sitzt, weiter: „Wir Rolli-Fahrer freuen uns auch nicht über die Rippenplatten an den taktilen Streifen.“ „Beim Bauen im Bestand gibt es immer Probleme“, sagt der Behindertenbeauftragte: Und der Planer habe such wirklich eins zu eins an die Vorgaben gehalten und diese vorbildlich umgesetzt.

    Der Inklusionsbeirat wird gehört, wenn die Stadt Neuerungen plant wie beispielsweise aktuell an der Bahnhofstraße. Auch den Sorgen und Nöten behinderter Menschen nimmt sich der Inklusionsbeirat gerne an unter Email inklusionsbeirat@friedberg.de.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Thomas Goßner Behindertengerechte Kreuzung: Alles richtig gemacht?

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden