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Verkehr im Wittelsbacher Land: Deutsche Bahn will zurück ins Paartal

Verkehr im Wittelsbacher Land

Deutsche Bahn will zurück ins Paartal

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    Bis Ende 2019 steigen die Fahrgäste am Friedberger Bahnhof auf alle Fälle noch in die weiß-blauen BRB-Triebwagen ein. Wie es danach weitergeht, hängt vom Ergebnis einer Ausschreibung ab. Bis 2009 waren auf diesen Schienen die Regiosprinter der Deutschen Bahn unterwegs
    Bis Ende 2019 steigen die Fahrgäste am Friedberger Bahnhof auf alle Fälle noch in die weiß-blauen BRB-Triebwagen ein. Wie es danach weitergeht, hängt vom Ergebnis einer Ausschreibung ab. Bis 2009 waren auf diesen Schienen die Regiosprinter der Deutschen Bahn unterwegs Foto: Catrin Weykopf (Archiv)

    Sie fahren seit Ende 2009 in Weiß und Blau auf der Paartalbahn zwischen Augsburg und Ingolstadt und sie würden gerne auch in Zukunft dort verkehren. Die „Lint 41“-Triebwagen der Bayerischen Regiobahn (BRB) befördern Fahrgäste dazu auf den Schienen der Ammersee- und der Pfaffenwinkelbahn bis Weilheim und weiter nach Schongau sowie auf der Altmühlbahn bis Eichstätt. Ob das für eine zweijährige Übergangszeit ab 2020 so bleibt, entscheidet sich in wenigen Monaten. Der frühere Betreiber, die Deutsche Bahn, zeigt nämlich großes Interesse an einer Rückkehr auf diese Linien. Zunächst geht es bei der Vergabe nur um zwei Jahre, doch dann bei einer großen zusammengefassten Ausschreibung für die Bahnregion

    Der Vertrag zwischen BRB (eine hundertprozentige Tochter des französischen Verkehrskonzerns Transdev) läuft Ende 2019 nach zehn Jahren aus. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die den Schienenpersonen-Nahverkehr im Auftrag des Freistaats plant und finanziert, sondierte den Markt und musste auch für die Übergangszeit neu ausschreiben. Denn für die Regiobahn gibt es überraschenderweise einen Konkurrenten: Der „rote“ Platzhirsch tritt an – die Deutsche Bahn. Wie ein Sprecher des früheren Monopolisten auf Nachfrage gegenüber unserer Zeitung bereits im vergangenen Jahr bestätigte, hat sich das Unternehmen für die vier genannten Diesel-Strecken beworben. Dafür seien auch genügend Fahrzeuge vom Typ „Desiro“ vorhanden. Über Jahrzehnte hinweg bis Ende 2009 war auf der Paartalbahn immer die Bahn, beziehungsweise die Vorgänger-Unternehmen des früher komplett staatlichen Verkehrskonzerns, unterwegs. Dann setzte sich bei der erstmaligen Netz-Ausschreibung Ende des vergangenen Jahrzehnts der Konkurrent aus Frankreich durch.

    Eigentlich wollte die BEG die vier Verbindungen (rund drei Millionen Zugkilometer im Jahr) schon zum Fahrplanwechsel 2019/2020 mit dem „E-Netz-Augsburg“ (rund 5,5 Millionen Zugkilometer) zu den „Augsburger Netzen“ zusammenfassen und gemeinsam in zwei Losen ausschreiben. Das E-Netz umfasst die Verkehre zwischen München, Augsburg, Ulm, Aalen und Treuchtlingen. Bei der letzten Ausschreibung erhielt die DB Regio den Zuschlag und betreibt das Netz seit Ende 2007 als „Fugger-Express“.

    Doch diesen Zeitplan verhinderten die Probleme und Verzögerungen beim Bahnhof-Umbau Stuttgart 21. Durch das Infrastruktur-Großprojekt in Baden-Württemberg mit dem Bahnhof und der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm ergeben sich wesentliche Änderungen im Personenverkehr auf der Schiene und die haben laut BEG weitreichenden Einfluss auf das Vergabe-Projekt „Augsburger Netze“. Folge: Die Ausschreibung ist kurzerhand um zwei Jahre verschoben worden.

    Die BRB wiederum dachte offenbar, dass ihr Vertrag für diese Zeitspanne einfach verlängert wird und sie zumindest bis Ende 2021 die Strecken bedienen darf. So läuft es nämlich beim Paket für den „Fugger-Express“, doch für dieses Netz zeigte kein Konkurrent Interesse. Eine weitere Beauftragung der Regiobahn ist laut Bayerische Eisenbahngesellschaft nicht zulässig: Eine wettbewerbsfreie Beauftragung der BRB sei aus vergaberechtlichen Gründen nicht möglich.

    Der Hintergrund: Die BEG kündigte im Juli 2015 obligatorisch den zweijährigen Übergangsvertrag für das „Dieselnetz Augsburg II“ ab Anfang 2020 an und ging eigentlich nicht von weiteren Bewerbern aus. Doch die Deutsche Bahn signalisierte ihr Interesse und die BEG schrieb den Anschluss-Vertrag aus. Laut BEG-Sprecher Wolfgang Oeser soll die mit Spannung erwartete Vergabe-Entscheidung zur Jahresmitte 2017 getroffen werden. Die BEG als Vergabestelle erteilt den Zuschlag dem wirtschaftlichsten Angebot: „Also jenes mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis“.

    Wie berichtet, hat die BRB im Mai vergangenen Jahres nach einer europaweiten Ausschreibung der BEG den Zuschlag für das „Dieselnetz Augsburg I“ (Augsburg nach Füssen, Augsburg nach Landsberg und München nach Füssen) bekommen. Sie bedient ab 2018 diese Routen – und die Deutsche Bahn verliert einen wichtigen Auftrag. Zumindest bis 2030 befährt die Regiobahn diese Strecke und will auch den touristischen Verkehr ins Allgäu und zu den Königsschlössern noch attraktiver machen. Auf der anderen Seite droht ihr aber jetzt der Verlust von Paartalbahn und Co. Es ist in der Branche ein offenes Geheimnis, dass die Deutsche Bahn neue Aufträge braucht. Sie verlor in den vergangenen Jahren mehrere Ausschreibungen.

    Laut Christopher Raabe, Sprecher der Bayerischen Regiobahn, ist die Vergabe „für uns ein sehr aufregendes Thema“. Die BRB wolle den Auftrag unbedingt behalten und gute Resonanzen der Fahrgäste: „Wir geben unser Bestes.“ Durch den Zuschlag für „Augsburg I“ seien ja ab Ende 2018 in der Region sehr gute Verknüpfungen der zwei Diesel-Bahnnetze möglich.

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