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Übung: Verlass ist hier unten nur auf den Tastsinn

Übung

Verlass ist hier unten nur auf den Tastsinn

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    Kraftakt am Ufer: Markus Motzke, Lorenz Zerle und Konrad Klampfel (von links) schieben die Karosserie des BMW zurück auf festen Untergrund.
    Kraftakt am Ufer: Markus Motzke, Lorenz Zerle und Konrad Klampfel (von links) schieben die Karosserie des BMW zurück auf festen Untergrund. Foto: Fotos: Catrin Weykopf

    Mering Ein Auto kommt von der Straße ab und landet im Wasser – diese Situation könnte jeden Tag eintreten. Damit die Rettungskräfte darauf vorbereitet sind, wird ein solcher Einsatz immer wieder geübt. Die Wasserwacht

    Lee Fuller ist seit knapp zehn Jahren Rettungstaucher. Er weiß, dass er sich in einer solchen Situation nur darauf verlassen kann, was er mit seinen Händen fühlt, denn sehen kann er im trüben Wasser nahezu nichts. Irgendwo vor ihm liegt das Auto, in dem die Person eingeschlossen ist. Vom Land aus ist nicht einmal zu erahnen, wo er sich befindet. Kurze Zeit später gibt Lee das Signal. Er hat den Körper geborgen und bringt ihn nun an Land. Dort steht Konrad Klampfel bis zur Hüfte im Wasser und zieht an der Leine, an dessen anderen Ende der Taucher festgemacht ist. Gemeinsam hieven sie den schweren Körper auf eine Trage. 40 Kilogramm Bleikugeln befinden sich im Inneren der schwarzen Hülle, die geformt ist wie ein Mensch.

    „Kritisch wird es, wenn das Auto vorher durch einen Zusammenstoß verformt wurde“, sagt Markus Motzke, der Leiter der Einsatzgruppe. „Die Türen lassen sich unter Wasser ohnehin nur sehr schwer öffnen. Wenn das Blech dann auch noch verbogen ist, hat man keine Chance.“ Dann müssen die Taucher die Scheiben einschlagen. Dazu haben sie ein spezielles Gerät, einen Federkörner. „Damit können wir aber nur die Seitenfenster zertrümmern. Die Öffnung, durch die wir den Menschen dann herausziehen müssen, ist sehr klein“, sagt Motzke. Zudem sind die meisten Autofahrer angeschnallt. Den Gurt muss der Taucher finden und zerschneiden – bei höchstens 20 Zentimeter Sichtweite. „Dabei besteht natürlich die Gefahr, dass der Retter hängen bleibt, sich selbst verletzt oder ihm die Nerven durchgehen“, erklärt Motzke weiter.

    Verständigung durch Zug an der Leine

    Oft ist es nicht die Temperatur, die den Tauchern bei ihren Einsätzen Probleme bereitet. Das weitaus größere Problem ist die schlechte Sicht. Weil es nahezu unmöglich ist, in tieferem Wasser oder nachts die Orientierung zu behalten, ist der Taucher immer mit einer Leine gesichert. Mit kräftigen Zügen am Seil kann er mit dem Helfer, der an Land steht, kommunizieren.

    Es war das erste Mal, dass die Meringer Taucher an einem echten Auto üben konnten. Den Wagen, der genau betrachtet nur aus der Karosserie ohne Innenbauteile oder Motor bestand, hatten sie sich von der Meitinger Wasserwacht geliehen. Nach der Übung wurde er mithilfe zweier Luftkissen wieder an die Oberfläche geholt – ein Spektakel, dass bei den Ausflüglern am Seeufer durchaus Neugier weckte. Doch Markus Motzke stört es nicht, dass seine Mannschaft bei der Aktion so genau beobachtet wurde: „Es ist gut, wenn die Leute sehen, dass wir viel mehr machen, als nur im Sommer auf die Badegäste zu achten. 

    Bei uns im Internet

    Mehr Bilder von der Übung unter

    www.friedberger-allgemeine.de

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