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Surfende Rowdys scheuchen Enten auf
Merching/Königsbrunn Das Geschnatter an der Lechstaustufe 23 bei Merching muss groß gewesen sein: Hunderte von Wildenten, die sich eben noch auf dem Wasser haben treiben lassen, flatterten plötzlich in den Himmel. Surfer hatten sie an jenem sonnigen Tag Ende Januar aufgescheucht - sie rasten einfach in den Schwarm hinein.
Merching/Königsbrunn. Das Geschnatter an der Lechstaustufe 23 bei Merching muss groß gewesen sein: Hunderte von Wildenten, die sich eben noch auf dem Wasser haben treiben lassen, flatterten plötzlich in den Himmel. Surfer hatten sie an jenem sonnigen Tag Ende Januar aufgescheucht - sie rasten einfach in den Schwarm hinein.
Mitglieder des Landesbundes für Vogelschutz Bayern (LBV) und des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben beobachteten verärgert die Szene. Was sich da vor ihren Augen abspielte, erinnerte sie an den vergangenen Winter. Damals hatten Surfer den Vogelschützern zufolge mehr als 1000 Reiherenten und mehr als 200 Schellenten aus dem westlichen Bereich des Mandichosees vertrieben.
"Ich frage mich, ob es einer kleinen Gruppe von Segelsurfern und Kite-Surfern zusteht, aus Spaß an der Freud die Natur zu stören", sagt Gerhard Mayer, Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe Aichach-Friedberg. "Man kann doch nicht in die Vogelschwärme hineinfahren."
Bei kritischen Worten allein will er es deshalb nicht belassen, es geht ihm um Grundsätzliches. Und so fordert Mayer die Wassersportler auf: "Von November bis Ende März jeden Jahres sollte es möglich sein, den Lebensraum der Zugvögel an der Lechstaustufe 23 zu respektieren." Tauchenten, Reiherenten, Tafelenten, Schellenten und Schnatterenten könnten den Winter schließlich nur dann überleben, wenn sie ein eisfreies Gewässer mit Nahrung finden - und entsprechende Ruheräume. Die Lechstaustufe 23 erfüllt diese Bedingungen. Nicht umsonst steuern sie Herbst für Herbst zahlreiche Zugvögel, die am und im Wasser beheimatet sind, an. Beispiel Tauchenten: Sie verbringen seit Jahren die Zeit zwischen Oktober und April im Merchinger Naherholungsgebiet und fliegen danach wieder nach Nordeuropa weiter.
Michael Halstenbach, Vorsitzender des Surf-Club Augsburg, hat Verständnis für Mayers Anliegen. Dessen Vorwürfe weist er allerdings von sich. "Wir respektieren den Bereich für Vögel auf der Westseite, aber der See ist ein Wassersportgebiet - und das ganzjährig." Die Vögel könnten zudem auf die Lechstaustufe 22 oder die Wertachstaustufe ausweichen. Dass Surfer auf der Westseite des Sees gefahren sein sollen, sei für ihn unvorstellbar. "Wir steigen auf der Ostseite ein. Weil wir überwiegend Westwind haben, surft auf der Westseite auch keiner. Es wäre viel zu mühsam, dorthin zu kommen", sagt Halstenbach.
Erwin Schneider, Vorsitzender des Königsbrunner Segelclubs, schließt ebenfalls aus, dass eines seiner Mitglieder zum Rowdy auf dem Wasser geworden ist. "Das kann höchstens ein unorganisierter Surfer gewesen sein", mutmaßt er. "Wir nutzen die Staustufe von Oktober bis April nicht."
Robert Kugler, Leiter der ornithologischen Arbeitsgruppe des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben, begrüßt diese Entscheidung. "Der Lechstau 23 hat sich zu einem überregional bedeutsamen Rastgewässer entwickelt", sagt er. Störungen zwängen die Wildvögel zum Auffliegen. "Der Start aus dem Wasser kostet jedes Mal Energie, ebenso der Flug und die erneute Suche nach einem Ruheraum."
Normalerweise keine Jagd auf Vögel
Thaddäus Rdest, Vorsitzender der Seglervereinigung Merching, hält die ganze Aufregung für übertrieben. "Wir machen keine Jagd auf Vögel." Dass Einzelne einmal in einen Schwarm hineinführen, könne gleichwohl passieren, sagt er. "Aber das ist eine Ausnahme."
Nähere Informationen über die Nahrungssuche der Wasservögel im Winter finden sich unter anderem im Jahrbuch des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben (Band 111).
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