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Friedberg: Streit um Tierheim Lechleite: Muss der Vereinsvorstand gehen?

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Streit um Tierheim Lechleite: Muss der Vereinsvorstand gehen?

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    Streit um Tierheim Lechleite: Muss der Vereinsvorstand gehen?
    Streit um Tierheim Lechleite: Muss der Vereinsvorstand gehen? Foto: Klaus Rainer Krieger

    Die Situation rund um das Tierheim Lechleite spitzt sich immer weiter zu. Seit langem gibt es Ärger bis hin zu einem Prozess gegen die Chefin. Seit Anfang des Monats hat das Tierheim in Derching eine neue Leiterin. Einigen Mitgliedern des Trägervereins geht das nicht weit genug. Sie haben sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und verlangen, dass der gesamte Vorstand um die ehemalige Leiterin des Tierheims, Gerlinde Bitzl, ersetzt wird. Am Montag, 17. Dezember, findet die Mitgliederversammlung statt.

    Dort stehen nun auch „Amtsenthebung und geheime Neuwahlen aller Vorstandsmitglieder“ auf der Tagesordnung. Zum Hintergrund: Im Oktober war Bitzl zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Das Amtsgericht Aichach sah es als erwiesen an, dass sie kranke Hunde in ihrer Obhut nicht ausreichend medizinisch versorgen ließ. Daraufhin musste Bitzl als Leiterin aufhören, weil das Landratsamt die Betriebserlaubnis der Einrichtung unter ihrer Führung nicht verlängern wollte. Träger ist der von Bitzl gegründete Verein gegen Tierversuche und Tierquälerei. Unter den Mitgliedern, die den Vorstand absetzen möchten, sind Daniela Baumgärtner und Melanie Scharm. Beide hatten Bitzl im Prozess als Zeuginnen belastet. Falls die Amtsenthebung erfolgreich ist, wollen sie sich zur Wahl stellen.

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    „Solange der gleiche Vorstand im Verein regiert, wird sich im Tierheim nichts ändern“, begründet Scharm die Aktion. Die Missstände, zum Beispiel unpassendes Futter, habe Bitzl mit finanziellen Engpässen begründet. Als Träger bezahlt der Verein die Ausgaben der Einrichtung. „Meines Wissens nach hat das Tierheim keinerlei finanzielle Not – im Gegenteil“, sagt Scharm. Baumgärtner war 2017 eine Zeit lang selbst als Schatzmeisterin des Vereins tätig. Da sie nach eigenen Angaben aber keinen Einblick in die Rechnungsbücher bekam, trat sie wieder zurück. Auch sie sagt: „Wenn nicht der komplette Vorstand neu gewählt wird, geht der Wahnsinn weiter.“

    Der Anwalt des Tierheims, Bernhard Hannemann, betont dagegen, dass die Verantwortung für das Tierheim allein bei dessen Chefin liege. Der Verein übertrage der Einrichtung diese Aufgaben, das Landratsamt Aichach-Friedberg wiederum überwache seinerseits die Leitung. „Eine Einflussnahme ist rechtlich nicht möglich und würde auch seitens der Behörde unterbunden werden“, sagt er. Bereits jetzt könne Bitzl keine Entscheidungen zum Tagesgeschäft treffen. Gegenüber unserer Zeitung hieß es vom Landratsamt, dass man deutlich darauf achten werde, dass es sich bei der neuen Leiterin – ihr Name wird bis zur offiziellen Übergabetermin mit der Behörde noch nicht öffentlich genannt – nicht um eine Strohfrau handelt.

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    Um Unterstützer für den Vorstandswechsel zu gewinnen, schrieb die Gruppe um Scharm Mitglieder des Vereins an. Diese Aktion könnte nun rechtliche Konsequenzen haben. Mehrere Leute hätten sich bei Bitzl über die Verwendung ihrer Daten beschwert, berichtet Anwalt Hannemann. Er sei deshalb von seiner Mandantin Gerlinde Bitzl gebeten worden, Strafanzeige zu stellen. „Damit die Staatsanwaltschaft ermittelt, wer die Daten gestohlen und verwendet hat“, so Hannemann.

    Derweil teilte der Deutsche Tierschutzbund unserer Zeitung mit, dass der Verein und das Tierheim inzwischen rechtskräftig aus dem Dachverband ausgeschlossen wurde. Grund dafür sei Bitzls Verurteilung wegen Tierquälerei, so eine Sprecherin. Dies sei nicht mit den Grundsätzen des Deutschen Tierschutzbundes vereinbar.

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    Hannemann sieht seine Mandantin einer Kampagne ausgesetzt. „Es ist schon erstaunlich, wie gegen Frau Bitzl gehetzt wird“, sagt er unserer Zeitung. Auf einigen Internetseiten werde dazu aufgerufen, Missstände in der Lechleite anzuprangern. „Das erinnert mich an Zeiten, die eigentlich vorbei sein sollten“, so Hannemann. Er verweist darauf, dass das Urteil gegen seine Mandantin noch nicht rechtskräftig ist. Der Fall wird vor dem Landgericht neu aufgerollt, weil Hannemann Berufung einlegte. Ihm zufolge wird Bitzl bei den regulären Neuwahlen im kommenden Jahr nicht mehr antreten – und das unabhängig davon, wie der Prozess gegen sie ausgeht.

    Trotzdem beharrt die Gruppe um Scharm auf sofortigen Neuwahlen. „Wir wollen, dass frischer Wind in den Verein kommt“, begründet Scharm. Stefan Steiner gehört ebenfalls der Interessensgemeinschaft an, steht aber nicht zur Wahl für einen Vorstandsposten. Nicht das Veterinäramt, nicht das Amtsgericht und kein Anwalt könne etwas ändern, sondern nur die Mitglieder, sagt er. „Macht euch selbst ein Bild bei der Versammlung“, fordert Steiner.

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