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Stätzling: Wie kam das heilige Haus von Nazareth nach Loreto?

Stätzling

Wie kam das heilige Haus von Nazareth nach Loreto?

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    Die allgemein vorgeschriebenen Maße für eine Loretokapelle sind: Länge 9,25 , Breite 4,1 und Höhe fünf Meter. Typisch ist auch das Tonnengewölbe.
    Die allgemein vorgeschriebenen Maße für eine Loretokapelle sind: Länge 9,25 , Breite 4,1 und Höhe fünf Meter. Typisch ist auch das Tonnengewölbe. Foto: Hubert Raab

    Waren es die Engel oder doch die Kreuzfahrer, oft als „Angeli“ bezeichnet, die das Heilige Haus von Nazareth nach Loreto (nahe dem italienischen Ancona) brachten, um es vor den Muslimen zu schützen? Oder war es gar eine Kaufmannsfamilie mit diesem Namen? Viele Legenden ranken sich darum,

    In der Santa Casa in Nazareth verkündete der Erzengel Gabriel Maria die Geburt Christi. Dort wohnte die heilige Familie, der Jesusknabe wuchs dort auf. In diesem Haus soll der heilige Lukas ein stehendes Marienbild mit dem Jesuskind auf dem Arm geschnitzt haben. Es war aus Ebenholz und deshalb schwarz.

    Bis ins 16. Jahrhundert hielt sich die Meinung, das Haus sei 1291 entweder durch die Luft oder zu Schiff wegtransportiert worden. Nach mehreren Standortveränderungen fand es jedenfalls am 7. September 1295 mitten auf der Landstraße südöstlich von Ancona seinen Platz. Historiker sind heute der Ansicht, dass entweder Kreuzfahrer oder Mitglieder einer Kaufmannsfamilie das Haus in Nazareth abgetragen haben, um es originalgetreu in Loreto wieder aufzubauen.

    Rasch entstand eine Wallfahrt zur Santa Casa, um die 1468 eine große Kirche errichtet wurde. Sie wurde zu einer der bedeutendsten Wallfahrtsstätten Europas. Bekannt ist, dass auch die bayerischen Herzöge große Verehrer des Loretokultus waren. Herzog Wilhelm V. und seine Gemahlin Renata von Lothringen sowie ihr Sohn Maximilian I. waren eifrige Verehrer und Förderer.

    Kapelle in Stätzling ist ein genaues Abbild der Santa Casa von Loreto

    Die Loretokapelle in Stätzling ist ein genaues Abbild der Santa Casa von Loreto. Die allgemein vorgeschriebenen Maße sind: Länge 9,25 , Breite 4,1 und Höhe fünf Meter. Nur ein kleines Fenster in der Südwand darf Licht spenden, das „Engelsfenster“. Der Legende nach gelangte der Engel durch dieses Fenster in den Raum und erschien Maria.

    Weitere Merkmale sind der rechteckige Grundriss, die ungewöhnliche Wandhöhe und das Tonnengewölbe über dem profilierten umlaufenden Gesims. Dabei deuten die Wandflächen das Ziegelmauerwerk an, das Tonnengewölbe zeigt einen Sternenhimmel. Auch Details müssen stimmen: So zeigt eine Nische links vom Altar den Ort, wo in Nazareth das Geschirr Mariens aufbewahrt wurde.

    Marienbild in Stätzling stammt aus dem Jahr 1688

    Das Gnadenbild von Loreto ist ein schwarzes, aus Ebenholz geschnitztes Marienbild. In Stätzling steht im Altar eine Kopie aus der Zeit um 1688. An den Wänden sind Statuen der heiligen Maria Magdalena, Joachim, Johannes des Täufers und Johann Nepomuk. Die Figur der heilogen Anna ist bezeichnet auf das Jahr 1683.

    Die Stätzlinger Wallfahrt war wohl immer eine Wallfahrt von Privatpersonen. Fünf Votivbilder, die an der Wand gegenüber dem Eingang hängen, weisen noch darauf hin. Im späten 19. Jahrhundert löste in Stätzling offensichtlich die Verehrung der Madonna von Lourdes die Loretowallfahrt ab. Denn im Inneren der Kapelle wurde an die Westwand eine Lourdes-Grotte aus Tuffsteinen angebaut, in der die Seherin Bernadette Soubirous vor der Muttergottes kniet.

    In der Kapelle werden auch heute immer wieder Andachten gehalten und der Rosenkranz gebetet. Eine weitere Loretokapelle befindet sich in Burgstall östlich von Eismannsberg. Über die Kapellen der Region berichten wir in einer Serie in loser Folge.

    Buch „Kapellen im Wittelsbacher Land“, Wißner-Verlag, 190 Seiten, viele Fotografien. Das Buch ist im Verlag vergriffen. Es sind jedoch Exemplare im Landratsamt vorrätig (Kontakt: katharina.martin@lra-aic.fdb.de) sowie teilweise auch im örtlichen Buchhandel.

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