![](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/modal-user-780w.jpg)
Sparen und Streichen heißt die Devise
![Sparen und Streichen heißt die Devise Peter Stöbich.](https://www.augsburger-allgemeine.de/img/incoming/crop52735786/8933055780-cv1_1-w40-owebp/Peter-Stoebich?t=.jpg)
Kissing Zum dreistündigen Streichkonzert geriet im Kissinger Finanzausschuss die Vorberatung des 23,3 Millionen Euro umfassenden Haushalts für 2010. Ein Fehlbetrag in Millionenhöhe veranlasste Bürgermeister Manfred Wolf zur Einschätzung, der Etat sei eine "grausame Geschichte". Um über die Runden zu kommen, wird die Gemeinde voraussichtlich die Gewerbesteuer erhöhen und einen Kredit von mindestens drei Millionen aufnehmen müssen. Die Aufstellung eines Nachtragshaushalts möchte Wolf auf jeden Fall vermeiden.
Nachdem sie vergangenes Jahr die Schätzungen für 2010 zusammengerechnet hatten, trauten die Verantwortlichen im Kissinger Rathaus ihren Augen kaum: es fehlten 11,85 Millionen Euro! Für die Grundschulsanierung gab es zum Jahresende noch einen Zuschuss von 1,2 Millionen, und nach einigem Kopfzerbrechen konnte Kämmerer Klaus Metzger bis zur Sitzung in dieser Woche das Defizit auf "nur" 6,2 Millionen verringern. Er kündigte an, dass der Gemeindeanteil an der Einkommensteuer um 460 000 Euro sinken werde. Aus der allgemeinen Rücklage müssen 2,1 Millionen Euro entnommen werden.
Wolf sagte, das Gesetz zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums wirke sich negativ auf die Kommunen aus und schlug vor, die Gewerbesteuer von 350 auf 380 Punkte anzuheben - damit wäre Kissing Spitzenreiter im Landkreis, hätte aber 218 000 Euro mehr in der Kasse. Die Bedenken von Ursula Kronester gegen eine solche Erhöhung konnte Wolf nicht teilen: "Für unsere Betriebe ist das ein Nullsummenspiel, weil das Geld statt zum Bund nach Berlin halt nach Kissing geht. Für Personenstandsgesellschaften ändert sich da gar nichts."
Nach dem Abzug von 492 000 Euro zur Kredittilgung ergibt sich dieses Jahr eine Investitionszuführung an den Vermögenshaushalt von lediglich 6400 Euro - ein deutliches Zeichen, wie angespannt die finanzielle Lage ist. Bei der Diskussion der Einzelpläne ging der Bürgermeister mit gutem Beispiel voran und verzichtete auf den Umbau seines Besprechungszimmers. Auch die Anschaffung eines 85 000 Euro teuren Mehrzeckfahrzeugs für die Feuerwehr wurde verschoben. Ebenfalls abgelehnt wurde mit 9:1 Stimmen der Antrag von Petra Hofberger (Bündnis 90/Grüne), entlang der B 2 Lärmschutzwände für 30 000 Euro zu planen.
Und so ging es drei Stunden lang weiter, immer auf der Suche nach Möglichkeiten zum Sparen. Unter anderem kritisierte Ursula Kronester die Ausgaben für die elektronische Datenverarbeitung: "Muss es gleich ein Mercedes sein, wenn's auch ein VW täte?" In diesem Fall müsse es sein, erwiderte Wolf, denn ohne funktionierende EDV komme die Arbeit im Rathaus zum Erliegen.
Am Ende der Sitzung summierten sich die Einsparungen auf weniger als eine Million. Der Gemeinderat dürfte deshalb bei der Verabschiedung des Haushalts Ende Februar noch einmal kräftig den Rotstift ansetzen. Doch zahlreiche Maßnahmen seien unumgänglich, betonte Wolf. So sieht der Etat einen sechsstelligen Betrag für die Paartalhalle vor, 200 000 Euro muss die Gemeinde zur Sanierung der Mehrzweckhalle aufbringen, 55 000 Euro sind für die Erweiterung der Urnenwand vorgesehen, 45 000 Euro für Bauarbeiten am Rathaus und 30 000 Euro für die Bücherei. Dazu kommen Ausgaben für Bauhof und Hochwasserschutz, für Hundetoiletten, Kindergärten, Spielplätze und Straßen.
Insgesamt umfassen Verwaltungs- und Vermögensteil 23,3 Millionen Euro. Der Kämmerer willnun zwei Haushaltsvarianten vorlegen: mit einem Gewerbesteuersatz von 350 und 380 v. H. Die Anhebung könnte insgesamt 2,7 Millionen Euro in die Kissinger Kasse bringen - Geld, das angesichts des aktuellen Schuldenstands von fast 14 Millionen dringend gebraucht wird. Statistisch betrachtet, hat jeder Kissinger derzeit 1263 Euro Schulden.
Die Diskussion ist geschlossen.