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Sicherheit: Wird der Brandschutz in Friedberg übertrieben?

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Wird der Brandschutz in Friedberg übertrieben?

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    1,7 Milliarden Euro Umsatz im Jahr werden in Deutschland mit Brandmeldetechnik erzielt. Auch in Friedberg sorgt Brandschutz immer wieder für hohe Kosten.
    1,7 Milliarden Euro Umsatz im Jahr werden in Deutschland mit Brandmeldetechnik erzielt. Auch in Friedberg sorgt Brandschutz immer wieder für hohe Kosten.

    Herr Happach, Friedberg muss am Wasserturm 216 000 Euro in Brandschutz investieren und Bäume fällen. Im Brunnenhof klagen Eigentümer über einen Wust von Maßnahmen. In Schulen fließt Geld, von dem kein Schüler was sieht. Wird der

    Christian Happach: Nein. Das zeigt sich spätestens, wenn etwas passiert und die Leute schnell genug rauskommen. Ein Brand wie in dem Londoner Hochhaus wäre in Deutschland wohl nicht passiert. Denn Brandschutz hat zwei Ziele: Ersten Brände zu verhindern. Zweitens, dass die Leute ohne Schaden rauskommen, wenn doch etwas passiert. Dazu gehören der erste und der zweite Rettungsweg, die möglichst baulicher Art sein sollten. So können die Menschen fliehen, bevor die Feuerwehr mit Leitern angerückt ist.

    Man hat aber das Gefühl, dass die Maßnahmen immer mehr verschärft werden. Oft wird als erster Auslöser dazu der Brand im Düsseldorfer Flughafen 1996 genannt, als 17 Menschen starben.

    Christian Happach: Grundlage ist die Bayerische Bauordnung, und die gibt es schon viele Jahre. Sie wird immer wieder aktualisiert, das letzte Mal 2007. Es ist normal, dass man schärfer drauf schaut, wenn etwas passiert. Ich bin seit 29 Jahren bei der Feuerwehr. Das Thema war schon immer relevant.

    Brandschutzkonzepte werden in der Regel von Expertenbüros erstell. Stellen die nicht einfach Maximalforderungen, um sich abzusichern, anstatt gesunden Sachverstand walten zu lassen?

    Happach: Die Experten achten darauf, dass sie nur das Notwendige aufnehmen und wirtschaftlich planen. Sonst würde sie keiner mehr beauftragen.

    Inzwischen ist der Brandschutz sehr teuer. Er macht vier Prozent der Neubaukosten aus und bei Sanierungen kostet er manchmal so viel, dass man ein Gebäude gleich abreißen und neu bauen kann.

    Happach: Vielleicht hat man damals ein Gebäude nicht so gebaut, wie es nötig gewesen wäre. Inzwischen ist zu viel passiert, um die Auflagen nicht einzuhalten. Und ein Menschenleben sollte das Wert sein.

    Allein durch Brandmeldetechnik wird in Deutschland ein Jahresumsatz von 1,7 Milliarden Euro gemacht. Die Anlagen müssen alle nach acht bis zehn Jahren ausgetauscht werden, egal ob sie kaputt sind. Das klingt schon nach Geschäftemacherei.

    Happach: Das sind die Herstellervorgaben. Die Firmen testen die Anlagen und wissen, wie lange sie einwandfrei funktionieren.

    Sind die Bauherren im Wittelsbacher Land immer gleich einverstanden mit den Maßnahmen, die sie umsetzen müssen?

    Happach: Das ist gemischt, manche haben Verständnis, manche muss man erst überzeugen. Die Sachverständigenbüros erstellen ein Brandschutzkonzept. Wir im Landratsamt schauen dann drüber und binden gegebenenfalls auch die örtliche Feuerwehr ein.

    Es gibt Vorschriften, bei denen Laien sich fragen: Muss das sein? Schulen müssen Garderobenhaken entfernen, weil die Jacken in Brand geraten können. Altenheime werden immer kahler, weil Kommoden und Sofas entfernt werden müssen. Fluchttreppen brauchen einen Handlauf...

    Happach: Probieren Sie mal, eine Treppe zu Hause mit Schwung runterzulaufen, ohne Hand am Geländer! Brände sind Ausnahmesituationen, in denen Menschen in Panik sind. Das gilt auch für Fluchtwege, auf denen die Leute stolpern könnten. Auch bei Garderoben stellt sich die Frage, ob sie sich an einem Rettungsweg befinden.

    Christian Happach ist Kreisbrandrat in Wittelsbacher Land. Ein Kreisbrandrat hat Landratsamt, Gemeinden und Feuerwehren in Fragen des Brandschutzes und des technischen Hilfsdienstes zu beraten und zu unterstützen.

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