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Schmiechen: Dieser Verkehrs-Experte aus Schmiechen hat das Eisenbahner-Gen

Schmiechen

Dieser Verkehrs-Experte aus Schmiechen hat das Eisenbahner-Gen

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    Herbert König aus Schmiechen ist als ehemaliger Geschäftsführer des Augsburger Verkehrsverbunds und der Münchener Verkehrsgesellschaft mit seinem Expertenwissen gefragt.
    Herbert König aus Schmiechen ist als ehemaliger Geschäftsführer des Augsburger Verkehrsverbunds und der Münchener Verkehrsgesellschaft mit seinem Expertenwissen gefragt. Foto: Edigna Menhard

    Es liegt wohl an seiner Kindheit, dass Herbert König sich Zeit seines Lebens für Züge und den öffentlichen Nahverkehr interessiert. In seinen ersten Kindheitsjahren wuchs der gebürtige Augsburger nicht weit von einem Bahnhaltepunkt und einer Straßenbahnhaltestelle auf. Das habe ihn wohl geprägt, meinten zumindest seine Eltern. Heute wohnt der 69-Jährige in seinem Schmiechener Haus direkt an den Gleisen und schaut nach wie vor wohlwollend der an- und abfahrenden Regionalbahn zu.

    Auch Urlaube verbringt er gerne mehrere Tagen auf den Schienen, wo er schöne Bahnstrecken abfährt. Die Begeisterung für den ÖPNV zieht sich wie ein roter Faden durch sein Privatleben, aber auch durch seine berufliche Laufbahn. So schloss er sein Wirtschaftsstudium mit einer Diplomarbeit ab, die analysierte, wie Menschen im Nahverkehr bestimmte Qualitätsmerkmale wahrnehmen. Als 26-Jähriger wurde er 1978 jüngster Stadtrat in Augsburg und verkehrspolitischer Sprecher der SPD.

    Herbert König rief den Augsburger Verkehrsbund ins Leben

    Um die Gründung des Augsburger Verkehrsbundes (AVV) vorzubereiten, wechselte er jedoch in die Stadtverwaltung. Ein großer Moment für ihn war, als im März 1985 die AVV-Verträge im Goldenen Saal unterschrieben wurden. "Das war eine schwere Geburt", erinnert er sich. Der Bundesverkehrsminister sei damals von dem Verbund nicht begeistert gewesen, man habe befürchtet, dass die Bahn draufzahle. König bekam als damaliger Gründungsgeschäftsführer der AVV die Maßgabe, dass sich dieser in zwei Jahren bewähren müsse, sich also das Wirtschaftsergebnis der Bahn nicht verschlechtern dürfe.

    Da musste er mit den Zahlen schon ein wenig jonglieren: "Es war Spitz auf Knopf gestanden mit der Rumrechnerei", denkt er zurück. Zum Glück für die Region verhandelte er geschickt und blieb dabei auch ein klein wenig stur. Mit Erfolg: Die nächsten sieben Jahre konnte er den Verkehrsbund ausbauen. "Darum liegen mir solche Themen wie der 15-Minuten-Takt von Friedberg nach Augsburg immer noch am Herzen. Damals wurden die Grundlagen dafür geschaffen", sagt er.

    Später wechselte er zur Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), wo er als Vorsitzender der Geschäftsführung für den Städtischen Nahverkehr zuständig war. Eine besondere Herausforderung zu dieser Zeit war die marode Straßenbahn, die als antiquiert galt und eigentlich abgeschafft werden sollte. Die neue Rot-Grüne-Mehrheit im Rathaus entschloss sich dann aber, die Straßenbahn beizubehalten und zu modernisieren. "Das war eine sehr spannende Aufgabe für mich, denn der Wagenpark war völlig runtergekommen." Zu seinen schönsten Projekten zählt er aber die Entwicklung eines neuen U-Bahn-Zuges. Den wollte er nämlich nicht nur funktionell, sondern auch schön haben. Er schaltete den bekannten Technik-Designer Alexander Neumeister ein. "Im Jahr 2000 kam der erste Zugprototyp, das war ein Highlight und den Münchnern gefiel er. Und er war ein Erfolgsmodell: Mittlerweile läuft bereits die vierte Serie vom Band."

    Inzwischen engagiert sich König im Gemeinderat Schmiechen

    Als er 2016 in den Ruhestand ging, fuhr er zum Abschied höchstpersönlich eine Tram mit seinen Gästen vom Hauptbahnhof zum MVG-Museum. Zum Abschied gab es dann von den Kollegen auch ein besonderes Geschenk: ein E-Bike. "Bis dato habe ich mein Fahrrad benutzt, das ich mit 14 Jahren zur Firmung bekommen habe. Das hat eine Dreigangschaltung und meine Bedürfnisse eigentlich voll erfüllt", zeigt er sich bescheiden. Trotzdem flitzt er jetzt gerne mit seinem neuen Gefährt durch seinen Heimatort Schmiechen. Denn da hat er noch einiges zu tun, schließlich ist der SPD-Politiker für die Wählergemeinschaft Freie Wähler im Gemeinderat.

    "Ich war damals in Augsburg der jüngste Stadtrat und jetzt beende ich meine Karriere als ältester Gemeinderat - das ist ein geschlossener Bogen." Die Aufgabe in dem Gremium mit Bürgermeister Wecker und elf weiteren Gemeinderäten gefällt ihm, da er sich immer wieder mit neuen Themen beschäftigen muss, sei es ein Mobilfunkmast, eine Kindergartensatzung oder die Dorfentwicklung. "Es gibt einerseits zunehmend Leerstände auf ehemaligen Höfen, andererseits einen steigenden Druck von Münchnern, die nach günstigem Wohnraum suchen. Schmiechen muss sich ja weiterentwickeln, sollte aber seinen dörflichen Charakter bewahren", erklärt er die Herausforderung.

    Selbstverständlich beschäftigt ihn aber auch die Verkehrspolitik in der Region wie etwa die Osttangente. "Es wäre katastrophal, wenn das Lechtal zugebaut und Schmiechen und Unterbergen von ihrem Haupterholungsgebiet abgeschnitten werden." Insofern sei die neue Planung in der abgespeckten Version grundsätzlich positiv. "Es gilt nun darauf zu achten, dass diese bescheidene Lösung auch bescheiden bleibt."

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