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Schlagertage Friedberg: Auf Du und Du mit seinen Fans: Eine Stunde mit Jürgen Drews

Schlagertage Friedberg

Auf Du und Du mit seinen Fans: Eine Stunde mit Jürgen Drews

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    Auch mit 72 Jahren plant Jürgen Drews noch nicht seinen Ruhestand.
    Auch mit 72 Jahren plant Jürgen Drews noch nicht seinen Ruhestand. Foto: Fred Schöllhorn

    Auf den Stuhl verzichtet er. Schlagerstar Jürgen Drews hat breitbeinig auf der Tischplatte Platz genommen. Lässig sitzt er da, rote Turnschuhe, Jeans. Die roten Glitzerpailletten auf seinem T-Shirt formen quer über der Brust das Wort "Champion".

    Mit 72 Jahren gehört Drews inzwischen zu den ältesten Künstlern im deutschen Schlager-Business. Man sieht es ihm kaum an. Nur bei genauerem Hinsehen verrät ein grauer Ansatz in seinen dunkelblonden, schulterlangen Haaren, dass die hellen Strähnchen wohl nicht sonnengebleicht sind, sondern dass da ein fähiger Friseur am Werk war. Trotz seines Alters tourt und tourt Jürgen Drews quer durch die Republik. An diesem Wochenende verschlägt es ihn nach Friedberg. Die Schlagertage stehen an, mehrere tausend Besucher wollen Stars wie Mickie Krause, Michelle und Vanessa Mai live sehen. Oder eben Jürgen Drews.

    Jürgen Drews auf Tuchfühlung mit seinen Fans

    Jürgen Drews lässt es sich nicht nehmen, vor seinem Auftritt noch auf Tuchfühlung mit seinen Fans zu gehen: Autogrammstunde in der Augsburger City Galerie, im Hintergrund läuft sein aktuelles Album "Es war alles am besten". Ob groß oder klein, jung oder alt, Drews nimmt sich für jeden Fan kurz Zeit. Er duzt alle, hält Blickkontakt, fragt jeden Fan nach seinem Namen, scherzt, lächelt, posiert für Fotos, während er fast ohne hinschauen zu müssen mitgebrachte Zettel, CDs oder Echtleder-Handtaschen signiert. Herzlichst, schreibt er, dazu malt er ein Herz und fügt es mit Bindestrich an das 'lichst' an. Darunter die geschwungene Unterschrift, Jürgen Drews. Den Zweitnamen Ludwig lässt er weg, wer kennt den schon...

    Die Autogrammstunde nähert sich ihrem angepeilten Ende. Drews' Entourage fängt an zu drängeln, immerhin muss der Sänger noch nach Friedberg gebracht werden und sich auf seinen Auftritt vorbereiten. "Ach, fünf Minuten brauch' ich. Ich zieh mir nur eben ein anderes Hemd an", ruft Drews über die Schulter hinweg und dreht sich wieder seinen Fans zu.

    Nach fast fünfzig Jahren im Showgeschäft ist Jürgen Drews immer noch nervös

    Nervös scheint ein Fremdwort für ihn zu sein, nach fast fünfzig Jahren im Musikbusiness. Wirklich? "Ach nervös bin ich eigentlich immer, du weißt ja nie was passiert", sagt er. "Wenn da was ausfällt an der Anlage, bist du natürlich geküsst." Jürgen Drews schweift von der eigentlichen Frage ab, wechselt die Themen gefühlt im Sekundentakt. Er spricht über das Musizieren mit seiner Band, erzählt von seinen Konzerten, dem Banjo, das allererste Instrument, das er zu spielen lernte. Zwischendurch stimmt er die Refrains seiner größten Hits an, trällert "Ein Bett im Kornfeld", "Ich bau dir ein Schloss", "Wieder alles im Griff"... 

    In einem Nebensatz erwähnt er, dass er beim ersten Versuch durchs Abitur gerasselt ist. Das Tempo, das Jürgen Drews beim Sprechen an den Tag legt, zeigt er auch auf der Bühne. In Outfits, die wohl nur die wenigsten 72-Jährigen tragen würden, gibt er stundenlang Vollgas, tanzt, animiert seine Fans zum Mitsingen. Man merkt an, dass ihm die Musik Spaß macht. "Sonst würde ich es nicht mehr machen", sagt er.

    Plant Jürgen Drews im Alter von 72 Jahren den Ruhestand?

    Immer wieder wird ihm die Frage gestellt, wann er aufhören will. Er scheint sich so daran gewöhnt zu haben, dass er den Journalisten zuvorkommt: "Damit weißt du, wenn du mir jetzt die Frage stellst, wann ich aufhören will: Wenn es mir keinen Spaß mehr macht. Dann höre ich wirklich auf."

    Und dann? "Ich hab mein Privatleben, was geiler nicht mehr geht -  im wahrsten Sinne des Wortes. Des ursprünglichen Wortes auch." Das geile Privatleben des Jürgen Drews spielt sich im münsterländischen Dülmen-Rorup ab. Dort wohnt er mit Ramona, mit der er inzwischen seit 26 Jahren zusammen ist, 23 davon verheiratet. Tochter Joelina wohnt auch dort, ist aber gerade in Los Angeles, wie er erzählt. "Seit zehn Stunden", sagt er. 

    Auch Joelina will Musikerin werden, allerdings auf keinen Fall in Papas Fußstapfen treten. "Sie will keinen Deutschpop singen, Schlager schon gar nicht. Sie macht sehr viel R'n'B", sagt Drews. Einen Vertrag des Musiklables Universal, das auch Stars wie Adel Tawil und Helene Fischer unter Vertrag hat, habe sie kürzlich abgelehnt. Joelina will in den USA durchstarten.

    Inzwischen macht ihm die Schlagermusik Spaß. Das war nicht immer so.

    Während die Tochter also fleißig an der Musikkarriere feilt, wird der Vater vor allem für seine alten Hits gefeiert. Plant er denn ein neues Album? Er greift hinter sich. In einem Pappkarton liegen CDs, sein Album "Es war alles am besten", das er 2015 veröffentlicht hat. "Das ist zwar schon zwei Jahre alt, das wissen die Leute aber nicht", sagt er, fast ein wenig resigniert. "Ich bin Schlager. Deutschpop funktioniert nicht, ich bin Partyschlager."

    Inzwischen habe er sich damit arrangiert. "Mittlerweile finde ich es geil. Ich singe liebend gerne 'Kornfeld' oder 'Ich bau dir ein Schloss'. Du hättest mich mal ansprechen sollen, vor fünfzehn Jahren. Da hätte ich dir gesagt 'Hau ab mit dem Scheiß'". Wie um seiner fast schon inflationären Verwendung des Wortes 'geil' etwas entgegenzusetzen, fügt er hinzu: "O tempora mutantur, wie der Lateiner sagt." Die Zeiten ändern sich.

    Also erstmal kein neues Album? "Doch." Wann denn? Die Antwort bleibt er schuldig. Ein gröhlender BVB-Fanclub kommt zufällig vorbei, "Jürgen Drews, Jürgen Drews, Jürgen Drews" singen sie. Er posiert für Selfies, ein Gruppenfoto, stimmt ein Lied an. Die Meute gröhlt mit. Die Tour-Entourage ist inzwischen schon recht nervös, immer wieder wandern die Blicke auf die Uhren. Nur Jürgen Drews ist die Ruhe selbst. Vor gut einer halben Stunde hätte die Autogrammstunde vorbei sein sollen, damit er rechtzeitig zu den Schlagertagen kommt. Noch ein letztes Foto mit den BVB-Fans. Jetzt aber. Auf nach Friedberg.

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