Ein großzügiges Gelände, das zu großen Ideen verleiten und den großartigen Einsatz der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter symbolisieren soll. So beschreibt Roland Fuchs, Kreisvorsitzender des Roten Kreuzes in Aichach-Friedberg, die Vorstellung hinter dem Neubau der Zentrale an der Hans-Böller-Straße. Dieser wurde am Samstag mit einer Feierstunde in Betrieb genommen. Abseits der großen Ideen für die Zukunft ist das Haus schon ganz aktuell ein Ort der Begegnung. Der katholische Pfarrer Markus Hau segnet zusammen mit seinem evangelischen Kollegen Volker Nickel und dem neuen Imam der türkisch-islamischen Gemeinde alle Räumlichkeiten. Die Besucher hören gebannt zu, als der Imam erklärt, welch große Bedeutung die Hilfe am Mitmenschen im Islam hat.
Neben dem Rettungsdienst bezogen auch der Katastrophenschutz, die Wasserwacht und die Tagespflege in den letzten Wochen ihr neues Zuhause mit insgesamt 160 Räumen. Bürgermeister Roland Eichmann lobt die moderne bauliche „Meisterleistung“, wenngleich sie auch für die Stadt ein finanzieller Kraftakt gewesen sei. „Das Rote Kreuz ist uns eben lieb und teuer“, scherzt er und betont die wichtige Rolle, die das Rote Kreuz als Wohlfahrtsorganisation für Friedberg spielt.
Zur Eröffnungsfeier erschienen viele Politiker und Vorstandsmitglieder des Roten Kreuzes, allen voran die Vizepräsidentin des BRK, Brigitte Meyer. Natürlich um bei der Einweihung in Friedberg dabei zu sein, aber auch, um Roland Fuchs nachträglich zu seinem 70. Geburtstag zu gratulieren. Dieser war zwar bereits im Juli, wurde aber erst jetzt zusammen mit dem Abschluss der Bauarbeiten gefeiert.
Rettungsassistent Daniel Deichmann aus Obergriesbach arbeitet seit 2008 hauptamtlich in Friedberg. Er und seine Kollegen sind sichtlich froh über die neuen Räumlichkeiten. Endlich finden sie genug Platz, um ihre Fahrzeuge in einer geschlossenen Halle reinigen und desinfizieren zu können. „Der Neubau ist eben ein Sprung von mindestens drei Jahrzehnten nach vorne, das ist ein Unterschied um Welten“, sagt Deichmann.
Obwohl das Haus deutlich größer ist als sein Vorgänger, sind auch die Laufwege für die Rettungskräfte kürzer geworden. Erich Menhart, Mitglied des Vorstands und des Einsatzleitdienstes, erklärt, dass die neue Zentrale bewusst als „Zweckbau“ umgesetzt wurde. „Während man in den 1980er Jahren noch darauf geachtet hat, dass die Giebel am Gebäude schön aussehen, geht es uns vor allem darum, dass die Abläufe im Inneren optimal unterstützt werden. Und obwohl ein Budget von fünf Millionen Euro erst einmal nach sehr viel Geld klingt, muss man damit auch sinnvoll haushalten.“
So gibt es jetzt beispielsweise einen Schacht, durch den die benutzte Dienstkleidung nach Schichtende direkt in einem riesigen Wäschekorb landet und dort von der Wäscherei abgeholt werden kann. Die neuesten Hygienestandards können nun mühelos erfüllt werden. Zwischen der Fahrzeughalle und den Aufenthaltsräumen wurde eine Desinfektionsschleuse eingerichtet, um die Verbreitung von Keimen möglichst komplett zu vermeiden. Menhart selbst war in der Bauzeit fast jeden Tag vor Ort, um sich zu vergewissern, dass auch alles nach Plan läuft. Die Zusammenarbeit zwischen den Handwerkern aus der Region, der Baufirma Züblin und den Mitarbeitern des Roten Kreuzes habe stets gut funktioniert.
Das Herzstück des Bauwerks, die große Fahrzeughalle, hat noch einen weiteren wichtigen Zweck: Bei Bedarf können hier vom Katastrophenschutz kurzfristig mehrere hundert Leute versorgt werden, zum Beispiel bei einem Hochwasser. „Die Fahrzeuge sind innerhalb von fünf Minuten draußen, dann können wir Biertischgarnituren aufstellen. Tee und Suppe für eine große Gruppe von Leuten zuzubereiten, ist ebenfalls kein Problem“, erklärt Erich Menhart.
Einige Utensilien des Katastrophenschutzes sind bereits bei der Eröffnungsfeier stark im Einsatz – die Fritteuse, in der bei der Feier Pommes für die Gäste schwimmen, und zwei große Gasgrills gehören ebenfalls zur Notfallausrüstung des Teams. Den Härtetest haben sie beim anschließenden Tag der offenen Tür in einem Fall bereits bestanden. "Kommentar