Gleich vier neue Baugebiete plant die Kommune Ried. Ein Gewerbegebiet und ein Wohnviertel sollen zeitnah umgesetzt werden, bei zwei weiteren Wohngebieten ist die Verwirklichung jedoch eher längerfristig vorgesehen. Darum ging es in der jüngsten Gemeinderatssitzung, die ausnahmsweise im Foyer des Rathauses stattfand, weil beim neuen Sitzungsraum noch der Boden verlegt werden muss.
Bürgermeister Erwin Gerstlacher stellte die Pläne vor. Nützen möchte die Gemeinde Ried, wo es möglich ist, den Paragraf 13 b des Baugesetzbuches. Dieser ist nur noch bis 31. Dezember 2019 gültig und ermöglicht es Gemeinden, Wohnbaugebiete im beschleunigten Verfahren – ohne Umweltverträglichkeitsprüfung und die Schaffung von Ausgleichsflächen – auszuweisen. Möglich ist dies nur für Areale in direktem Anschluss an bereits vorhandene Bebauung.
Gerstlacher betonte, wie wichtig der Gemeinde trotzdem die Ökologie sei und dass man die „immer im Auge behalten“ werde. Es sei bestimmt nicht sein Ziel, ganz viele Baugebiete aus dem Hut zu zaubern und sie dann schnell zu vermarkten. Die Infrastruktur werde sehr wohl beachtet, versprach der Bürgermeister. Zur Hilfe geholt hat sich die Gemeinde Ried das Stadtplanungsbüro TB Markert. Adrian Merdes und Bianca Wanninger waren in der Sitzung anwesend, um die neuen Baugebiete und die Bebauungsvorschläge ihres Büros vorzustellen. Erwin Gerstlacher betonte, dass an diesem Abend ein Aufstellungsbeschluss getroffen werde, aber noch kein Auslegungsbeschluss. Auch gingen die Entwürfe zur internen Beratung an die Fraktionen. Änderungswünsche können innerhalb von zwei Wochen – spätestens aber bis zum 11. Oktober – bei der Verwaltung eingereicht werden.
Bis Ende des Jahres soll Bebauungsplan in Ried rechtskräftig sein
Das Baugebiet „Am Tannenholz – neu“ das nördlich der Walburgastraße und das Baugebiet „Am Manndlacker – West“ in Baindlkirch sollen dabei zwar jetzt schon ausgewiesen aber laut Gerstlacher erst längerfristig verwirklicht werden. Deswegen ist auch per Beschluss festgehalten, dass die Erschließungsarbeiten hier frühestens in fünf Jahren beginnen dürfen. „Ich gehe aber davon aus, dass das noch wesentlich länger dauert“, erklärte der Bürgermeister gegenüber unserer Zeitung. Die Kommune Ried fasst damit eine Art Vorratsbeschluss, um den Paragraphen 13 b noch nutzen zu können. Hierzu muss nämlich ein Aufstellungsbeschluss bis Ende dieses Jahres fallen und bis Ende kommenden Jahres der Bebauungsplan rechtskräftig sein.
Schneller anpacken wird Ried die Realisierung des dritten Wohnbaugebiets „Südlich der Staatsstraße 2052“ und das benachbarte Gewerbegebiet Süd. Laut Gerstlacher werde die Vermarktung des ersten Baugebietes nicht vor 2021 beginnen. „Und auch dann werden wir schrittchenweise weitergehen und nicht alles auf einmal vermarkten“, sagt er.
Kritiker wollen keinen „Blanko-Scheck“ unterschreiben
Claudia Mayer von der Lebensqualität stellte die große Verantwortung heraus, die der Gemeinderat mit der Erstellung der Baugebiete zu stemmen habe. Die Räte sollten sich dessen bewusst sein und an die nächste Generation der Gemeinderäte entsprechende Empfehlungen oder Hinweise weitertransportieren. Ingo Lanius von der Lebensqualität zeigte sich sehr überrascht. „Ein Baugebiet, das erst in ein paar Jahren vermarket werden soll“ war ihm zu unkonkret. Ihm fehle ein konkretes Zeitfenster. Auch erinnerte er an 110 leerstehende Grundstücke der Gemeinde, die ihm bekannt seien. „Ich werde keinen Blanko-Scheck unterschreiben“, postulierte er. Dem schloss sich Gerald Modlinger von der Bürgergemeinschaft an. Er gab zu bedenken, dass in ein paar Jahren andere Bedürfnisse beim Bauen vorhanden sein könnten als jetzt. „Das ist nicht zukunftsträchtig“, kritisierte er.
Auch Kariene Eikelmann von der Bürgergemeinschaft fand eine Planung zu verfrüht. Sie gab auch zu bedenken, dass die Innerortsentwicklung momentan vorbildlich sei, aber wenn ein neues Baugebiet ausgelobt werde und somit der Druck fehle, sehe sie diese in Gefahr.
Paul Graf von den Freien Wählern machte der Diskussion schließlich ein Ende, indem er auf die verantwortungsbewusste Vergangenheit hinwies. „Keiner hat ein Interesse daran, dass wir explodieren“, sagte er. „Bisher haben wir ideal alles nachverdichtet, aber ich bin auch kein Fan davon, jedes kleine Stückchen Grund zu bebauen und so vielleicht den ländlichen Charakter zu verlieren.“ Den Gedanken, erst 2021 mit der Vermarktung des ersten Baugebietes anzufangen fände er somit in Ordnung.
Gerstlacher betonte nochmals, dass ja erst ein Gemeinderatsbeschluss gefasst werden müsse, bevor die Vermarktung beginne. Claudia Mayer wies nochmals darauf hin, dass eine Empfehlung an den nächsten Gemeinderat ergehen solle, in den nächsten fünf Jahren keine weiteren Erschließungsmaßnahmen vorzunehmen. Mit vier Gegenstimmen wurde der Entschluss gefasst, die drei Baugebiete und das Gewerbegebiet in Angriff zu nehmen.