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Prozess in Augsburg: Angeklagter Syrer: Ich sitze unschuldig in Haft

Prozess in Augsburg

Angeklagter Syrer: Ich sitze unschuldig in Haft

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    Ein Syrer soll seine Kinder von Dasing nach Griechenland entführt haben. Der Angeklagte beteuerte beim Prozess in Augsburg, er sei unschuldig.
    Ein Syrer soll seine Kinder von Dasing nach Griechenland entführt haben. Der Angeklagte beteuerte beim Prozess in Augsburg, er sei unschuldig.

    Noch kein Urteil ist im Prozess gegen einen 46-jährigen Syrer gefallen, dem Kindsentziehung sowie Bedrohung, Körperverletzung und Vergewaltigung seiner Ehefrau vorgeworfen wird. Am zweiten Verhandlungstag vor einem Schöffengericht in Augsburg unter Vorsitz von Richter Thomas Müller-Froelich ging es am Freitag nur um eine Frage: Hat sich der Angeklagte mit seinen drei Kindern im November 2018 in die Türkei, möglicherweise auch nach Syrien, absetzen wollen, wie es Staatsanwältin Birgit Milzarek glaubt? Oder handelte es sich um eine wenn auch überstürzt angetretene Urlaubsfahrt nach Griechenland, wie der Angeklagte selbst behauptet?

    Wie berichtet hatte es in der Ehe der Flüchtlingsfamilie schwer gekriselt. Angeblich schlug und bedrohte der Angeklagte seine Frau, soll sie einmal auch vergewaltigt haben. Die 32-Jährige flüchtete sich im September 2018 ohne ihre Kinder in ein Frauenhaus. Im Oktober erstattete sie Anzeige gegen den Ehemann, beantragte dann beim Familiengericht das alleinige Umgangsrecht.

    Von Dasing fuhr der Mann mit den Kindern nach Griechenland

    Vier Tage nachdem der Syrer laut der Aktenlage schriftlich über diesen Antrag informiert worden war, verließ der Mann offenbar überhastet mit seinen drei Kindern im Alter von acht, zehn und zwölf Jahren die Wohnung in Dasing und fuhr nach Griechenland – angeblich, um sich bei Verwandten Hilfe zu holen.

    Was dort geschah, war am Freitag Thema des zweiten Prozesstages. Der Rektor der Schule hatte damals sofort die Polizei informiert, dass die drei Kinder nicht zum Unterricht erschienen waren. Beamte der Inspektion Friedberg suchten die Wohnung auf. Ein Polizist sagte als Zeuge: „Die Wohnungstür war nur angelehnt. In der Wohnung lagen Kleider verstreut herum, die Schränke standen offen, alles war in Unordnung.“

    Das Handy des Angeklagten sei abgeschaltet gewesen. Nachdem der Verdacht bestand, der Syrer wolle sich mit den Kindern ins Ausland absetzen, wurden der Vater und die drei Kinder im gesamten Schengen-Raum gesucht. Am 23. November griffen Polizisten die Gesuchten bei der Passkontrolle in einem griechischen Hafen auf, wo sie offenbar mit der Fähre „Cruise Europa“ nach Ancona in Italien übersetzen wollten.

    Vater und Kinder wurden per Flugzeug nach Deutschland zurückgeschickt. Ein Kripobeamter ermittelte später, dass der Vater nahe der griechisch-türkischen Grenze am 15. November Geld aus einem Bankautomaten zog, was später den Verdacht nährte, er habe sich tatsächlich in die Türkei absetzen wollen.

    Sein Anwalt Felix Dimpfl bezweifelte diese These. Sein Mandant habe keinen Pass besessen, um überhaupt ein Visum für die Türkei zu bekommen. Der Angeklagte beteuerte am Freitag noch einmal, er sei unschuldig, seine Frau lüge. Er sitze nun seit sechs Monaten in Haft, habe seine Kinder nicht gesehen. Das Familiengericht hat inzwischen eine Anwältin als Ergänzungspflegerin bestellt. Sie soll entscheiden, ob die drei Kinder im Prozess als Zeugen vernommen werden können.

    Die Fortsetzung des Prozesses ist am 16. Juli in Augsburg

    Um die sogenannte Drei-Wochen-Frist zur Fortsetzung des Verfahrens einhalten zu können, hat das Gericht für 7. und 28. Juni „Schiebe-Termine“ bestimmt, bei denen lediglich Akten verlesen werden. Am 16. Juli, 13 Uhr, sollen eventuell weitere Zeugen vernommen werden.

    Lesen Sie die Vorgeschichte: Frau entflieht Zwangsehe und wirft Vater Kindesentführung vor

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