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Prozess: Ließ Besitzerin ihre Kühe hungern?

Prozess

Ließ Besitzerin ihre Kühe hungern?

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    Immer wieder kontrollierte das Veterinäramt den Stall im Landkreis Aichach-Friedberg. Mehrfach beanstandeten die Amtstierärzte die mangelnde und falsche Ernährung der 20 Kühe. Jetzt stand die Besitzerin der Tiere vor dem Amtsgericht. Staatsanwalt Benedikt Weinkamm warf ihr Tiermisshandlung durch Unterlassen vor. Die Kühe hätten nicht ausreichend und nicht das geeignete Futter erhalten. „Dies hatte zur Folge, dass die Tiere in Folge der Mangelernährung unter massiven Schmerzen litten“, las Weinkamm aus der Anklageschrift vor. Die Frau habe das „mindestens billigend in Kauf genommen“.

    Die 46-Jährige, die mit ihrem Verteidiger Reinhard Baade erschienen war, war da anderer Ansicht: Sie habe ihre Tiere „immer ausreichend und nach bestem Wissen und Gewissen versorgt“. Zu dem Prozess war es gekommen, weil sie einem Strafbefehl von 60 Tagessätzen à 50 Euro, also 3000 Euro, widersprochen hatte. Die Frau betonte, sie wisse, wie man Kühe versorge: Sie sei in einem Milchviehbetrieb groß geworden.

    Warum das Veterinäramt immer wieder bei ihr kontrollierte und was beanstandet wurde, sei ihr nicht mal auf Nachfrage gesagt worden, behauptete die Angeklagte. „Unangemessen viele Kontrollen“ seien es gewesen. Dabei hätten die Tiere, die inzwischen alle geschlachtet wurden, mehr als das durchschnittliche Schlachtgewicht gehabt. Dr. Herbert Pfaffenrath, Leiter des Veterinäramtes, hingegen sagte: „Es fiel auf, dass die Tiere alle durch die Bank abgemagert sind.“ Die Besitzerin sei sehr wohl darauf hingewiesen worden, dass die Fütterung „nicht wiederkäuergerecht“ sei.

    Dass das Amt genauer hinsah, hängt mit der Vorgeschichte des Falls zusammen. Die Besitzerin der 20 Kühe hatte diese mitsamt drei Kälbern im April 2018 vom Vorbesitzer geschenkt bekommen. Dem Mann war ein Halteverbot auferlegt worden, weil das Veterinäramt auch zu seiner Zeit schon Missstände ausgemacht hatte. Auch die zweite Amtstierärztin bestätigte am Dienstag auf Nachfrage von Richter Walter Hell, dass die Herde gehungert und gelitten habe. Sie gehe daher von gravierenden Schäden aus. Die Zeugin unterstrich: „So füttert man keine Wiederkäuer.“ Im Gerichtssaal wurden Fotos und ein Video von den Tieren gezeigt. Die Amtstierärztin wies unter anderem auf die deutlich erkennbaren Rippen und die hervorstehenden Hüftknochen hin.

    Auch die Schwester des Vorbesitzers, die unter der Angeklagten noch eine Weile auf dem Hof mithalf, hatte den Eindruck, dass die Kühe nicht satt waren: „Sie wurden schwächlicher, waren nicht mehr so füllig.“ Untertags hätten sie oft vor Hunger geschrien. Der Prozess wird am 3. Juli fortgesetzt. Dann wird ein weiterer Zeuge gehört. (mit drx)

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