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Ortsentwicklung in Derching: Der letzte Rest des alten Dorfes

Ortsentwicklung in Derching

Der letzte Rest des alten Dorfes

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    Auf dem Gelände des Landgasthofs Post in Derching mit dem angrenzenden Dorfplatz (Bildmitte, links vor der Kirche) soll eine Wohnanlage entstehen. Der Planungsausschuss des Friedberger Stadtrats lehnt das Vorhaben ab. Fotos: Leonhard Knauer (2), Lindermayr Wohnbau
    Auf dem Gelände des Landgasthofs Post in Derching mit dem angrenzenden Dorfplatz (Bildmitte, links vor der Kirche) soll eine Wohnanlage entstehen. Der Planungsausschuss des Friedberger Stadtrats lehnt das Vorhaben ab. Fotos: Leonhard Knauer (2), Lindermayr Wohnbau

    Passt eine städtisch geprägte Wohnanlage mit Pultdach und Penthaus nach Derching – ausgerechnet neben Dorfplatz, Kirche, Pfarrhof und alte Schule? Nein sagte zu diesem Vorhaben eine breite Mehrheit im Planungs- und Umweltausschuss des Friedberger Stadtrats. Entgegen dem dringenden Rat von Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) und seiner Verwaltung sollen die letzten Reste der dörflichen Struktur im alten Ortskern jetzt mit einem Bebauungsplan gesichert werden.

    Ein Bauträger will auf dem Gelände des ehemaligen Landgasthofs Post und der südlich angrenzenden Freifläche zwei Gebäude mit insgesamt 14 Wohnungen errichten. Bis auf wenige Meter würde das vordere Haus an den Maibaum heranrücken, wo auch die Feste der Dorfgemeinschaft stattfinden.

    Aus Sicht der Verwaltung ist dagegen baurechtlich nichts einzuwenden. Denn auch die der Nachbarschaft gibt es bereits ähnlich große Häuser mit drei Vollgeschossen und ähnlich dicht bebaute Grundstücke, sagte Baureferent Carlo Haupt.

    „Die Zulässigkeit ist unbestritten. Wir wollen aber nicht, dass die letzten Reste dörflicher Struktur durch eine solche Bebauung verloren geht“, sagte SPD-Fraktionschef Roland Fuchs: „Wir können uns diese Art von schleichender Veränderung des Ortskerns nichts vorstellen.“ Er plädierte dafür, das Vorhaben zurückzustellen und ein Bebauungsplanverfahren einzuleiten.

    Thomas Kleist versicherte für die CSU-Fraktion: „Das kommt für uns an dieser Stelle nicht infrage.“ Er sprach von einer ortsbildprägenden Bebauung in der unmittelbaren Nachbarschaft und betonte: „Wohnbebauung ja, aber diese Art ist uns zu viel.“ Sein Fraktionskollege Manfred Losinger nannte den Entwurf einen „pseudomodernen Bau von der Stange“. Viel zu groß, lautete auch das Urteil von Johannes Hatzold (Freie Wähler).

    Aus Sicht von Claudia Eser-Schuberth (Grüne) ist vom alten Derchinger Ortskern aber ohnehin nicht mehr viel da. Nur sehr wenige alte Bauernhöfe seien noch erhalten, erinnerte sie und wollte wissen: „Was sagen eigentlich die Derchinger dazu?“

    Eine Antwort auf diese Frage hatte die Ortssprecherin Rosemarie Krendlinger (Parteifreie Bürger) bereit. Einhellige Meinung bei den Nachbarn sei, dass ihnen das Gebäude nur aufgrund der Dachform missfalle. „Es war niemand dabei, der kategorisch gesagt hat, das wollen wir nicht“, berichtete Krendlinger von ihren Gesprächen mit den Nachbarn.

    Bürgermeister Eichmann räumte ein, dass die geplante Nachfolgenutzung für das Gasthaus etwas anderes sei, als man sich dort vorstelle. Dennoch riet er ab von einem Bebauungsplanverfahren, das nicht nur für das Grundstück an der Bürgermeister-Schlickenrieder-Straße gelten könnte, sondern auch die Nachbarschaft umfassen müsste. „Etliche politisch gewollte Bebauungspläne der Stadt sind vor Gericht krachend gescheitert. Ich warne davor, das zu wiederholen“, sagte er. Es finde ein deutlicher Strukturwandel statt, den man aber ohne das Einverständnis der Eigentümer nicht aufhalten könne.

    Zumindest aber darf die Stadt das Vorhaben blockieren. Sie kann für maximal drei Jahre eine Veränderungssperre erlassen und versuchen, in dieser Zeit einen Bebauungsplan aufzustellen. Einstweilen soll zweigleisig verfahren werden. Zum einen führt die Verwaltung noch einmal Gespräche mit dem Bauträger, um einen Kompromiss zu erreichen. Ziel ist es, die Abmessungen zu verringern und die Häuser mit einem Satteldach zu belegen. Zum anderen werden die Möglichkeiten für einen Bebauungsplan geprüft.

    Manfred Losinger sieht darin ein wegweisendes Vorgehen auch für andere Stadtteile, wo ebenfalls Hofstellen aufgelassen und Nachfolgenutzungen geplant werden. Bürgermeister Eichmann hingegen ist weniger zuversichtlich: „Wir werden massive Probleme haben, etwas Vernünftiges hinzukriegen“, sagte er voraus.

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