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Neusäß-Täfertingen: Hansjörg Durz von der CSU: Politik zwischen Kneippbad und Kartellrecht

Neusäß-Täfertingen

Hansjörg Durz von der CSU: Politik zwischen Kneippbad und Kartellrecht

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    Vom Loderberg aus hat der CSU-Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz seinen Heimatort Täfertingen und seinen Wahlkreis im Blick.
    Vom Loderberg aus hat der CSU-Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz seinen Heimatort Täfertingen und seinen Wahlkreis im Blick. Foto: Marcus Merk

    Vom Loderberg sieht man über Täfertingen und Augsburg bis an die Lechleite im Wittelsbacher Land. Für Hansjörg Durz ist der Ausläufer des Naturparks Westliche Wälder ein Ort voller Symbolik. Hier im Neusäßer Stadtteil ist er aufgewachsen und ebenso wie seine Kinder zur Schule gegangen. Hier ist er in Vereinen aktiv, hat als Kaufmann erste unternehmerische Schritte gewagt und als Stadtrat und Bürgermeister seinen Heimatort mitgestaltet. Und hier begann vor acht Jahren sein Weg in die Bundespolitik, die ihm den Blick vom Heimatort in die ganze Region und darüber hinaus geweitet hat.

    Der CSU-Politiker deutet hinab auf Täfertingen. Da wurde während seiner Amtszeit als Rathaus-Chef das Schulzentrum saniert, dort eine neue Kinderkrippe gebaut und gleich da unten trägt das Biodiversitätsprogramm Schmuttertal Früchte. "Kommunalpolitik ist so unmittelbar", zieht er einen Vergleich zwischen den politischen Ebenen. In Berlin seien die Prozesse hingegen langwierig und träge. Auf der anderen Seite sehe man aber weit über den Tellerrand hinaus und erlebe die großen Auswirkungen von Entscheidungen, sagt Durz, der den Landkreis Augsburg und Teile des Wittelsbacher Landes im Bundestag vertritt.

    Abgeordneter Durz arbeitet am neuen Wettbewerbsrecht mit

    Als Mitglied des Wirtschaftsausschusses und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses Digitale Agenda konnte Durz am neuen Wettbewerbsrecht mitwirken, das die Marktmacht der großen Internetkonzerne durch neue Verhaltensregeln begrenze. Ist das am Ende wieder nur ein Papiertiger?

    Nein, widerspricht Durz: "Es ist sehr genau beobachtet worden, was wir da tun." Die EU setze die Regelungen nun in europäisches Recht um und auch die USA wollten Teile davon übernehmen. Gleichzeitig sei die Organisationsstruktur des Bundeskartellamtes so verändert worden, dass sich die Behörde auf solche wichtigen Fälle konzentrieren könne. Inzwischen sei gegen jeden der großen Konzerne ein Bußgeld verhängt worden. Weil zudem der Rechtsweg verkürzt wurde, können die Verfahren nicht mehr endlos dauern, erklärt der Abgeordnete: "Der Tiger hat Zähne bekommen."

    Acht Fragen an Hansjörg Durz

    Welches Musikinstrument würden Sie gerne spielen können?

    Trompete - denn die konnte ich in meiner Jugend ganz gut spielen, aber das Können hat seitdem sehr gelitten.

    Was kommt bei Ihnen auf den Grill?

    Alles was gut schmeckt - am liebsten natürlich aus der Region.

    Welches Auto fahren Sie?

    Einen MINI, da ich mit ihm flink durch den Wahlkreis komme.

    Hatten Sie als Kind einen Spitznamen und wie lautete dieser?

    In meiner Kindheit hatte ich keinen Spitznamen, in meiner Jugend wurde ich öfter Hajo genannt.

    Ihr aktueller Lieblingsfilm?

    Einen Lieblingsfilm habe ich aktuell nicht, aber gemeinsam mit meinem Sohn einen festen Fernsehtermin: Am Samstagabend das aktuelle Sportstudio.

    Wenn Sie wählen müssten, in welchem Jahr würden Sie gerne leben: 1880, 1950, 1980 oder 2021?

    1880 wäre sicherlich für einen Tag mal ganz interessant, ansonsten natürlich 2021, besonders weil in diesem Jahr eine Bundestagswahl stattfindet und jeder mit seiner Stimme über die Zukunft unseres Landes abstimmen darf. Demokratie gab es nämlich 1880 noch keine.

    Welchen Luxus gönnen Sie sich?

    Der Alltag als Abgeordneter ist sehr intensiv, weshalb ich die Zeit mit meiner Familie und mit dem Rad in der Natur am meisten schätze!

    Wenn Sie auf das vergangene Jahr zurückblicken: Auf welches persönliche Erlebnis könnten Sie verzichten?

    Die Aggressivität, die viele Politiker - auch ich - im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erfahren mussten, sowie die Einschränkungen, die aufgrund der Gesundheitsgefahr aber nötig waren.

    Wenig später auf der Bank an der Kneippanlage am Fuße des Loderbergs, die während Durz' Amtszeit als Bürgermeister entstanden ist und von den Passanten gerne genutzt wird. Ein älteres Ehepaar grüßt freundlich, zieht die Schuhe aus und steigt in das Becken. Man plaudert ein wenig. Durz, verheiratet, zwei Kinder, ist noch immer einer von hier. Die eine Hälfte seiner Zeit verbringt er in Berlin, die andere zuhause im Wahlkreis, wo er die Probleme der Menschen kennt.

    Etwa die wachsende Verkehrsbelastung, die hier auf dem Ruhebänkchen mit Blick auf die Autobahn hör- und sichtbar wird. "Wir brauchen eine Stärkung der Bahn", glaubt Durz. 2022 stünden im Bundeshaushalt erstmals mehr Mittel für die Schiene als für die Straße bereit.

    Bahn im Großraum Augsburg braucht viel Geld

    Aber der Finanzbedarf ist auch entsprechend groß: Barrierefreiheit auf den Bahnhöfen, die Elektrifizierung, der Deutschlandtakt, die Anbindung nach München und schließlich die Neubaustrecke Augsburg-Ulm. "Die Bahn ist im ländlichen Raum ein Rückgrat", sagt Durz; selbst an die Reaktivierung der Staudenbahn sei inzwischen gedacht.

    Dennoch zeige sich, dass es immer mehr Fahrzeuge gebe, auch dort, wo der Öffentliche Personennahverkehr wie in München sehr gut ausgebaut sei. Daher müsse es auch Straßen geben und ebenso die Optimierung von Straßen. So könne mit der geplanten Telematik die Autobahn besser nutzbar und sicherer gemacht werden, während die Osttangente die Probleme des Schwerlastverkehrs und der Unfallschwerpunkte im Bereich Friedberg-Kissing-Mering löse.

    Ein Boom auf dem Lechfeld

    Dass der Großraum Augsburg in vieler Hinsicht boomt, hat auch Schattenseiten. Die Ansiedlung des Transportflugzeugs A 400 M im Lechfeld löst einerseits eine Investition von 200 Millionen Euro und die Schaffung von 600 hochqualifizierten Jobs aus - andererseits verschärft sie aber auch den Druck auf dem Wohnungsmarkt.

    Durz zitiert den Landsberger Landrat Thomas Eichinger. Der habe auf entsprechende Bedenken eines Bürgermeisters entgegnet, lieber diskutiere er über die Frage, woher Wohnungen kommen, als über das Woher der Arbeitsplätze. Gerade der ländliche Raum ist hier nach Durz' Ansicht gefordert.

    Ansichten, die nicht jeder gerne hören wird. Aber nicht die fruchtbare Debatte, sondern die zunehmende Polarisierung macht Durz Sorge. "Wir haben einen Teil der Gesellschaft verloren", weiß er. Die Verantwortung dafür sieht er in den sozialen Netzwerken, aber auch bei der Politik. Seine Konsequenz: "Wir müssen stark vor Ort sein, die öffentliche Hand muss schneller, besser, moderner und agiler werden."

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