Um durchschnittlich 18 Prozent haben die Fahrgastzahlen der Paartalbahn in den letzten Jahren zugelegt. Eine Erfolgsgeschichte – die jetzt jedoch auf dem Spiel steht, wenn künftig weniger Züge zwischen Friedberg und Augsburg fahren. „Das wäre ein Rückschritt ersten Grades für das Nahverkehrsnetz der ganzen Region“, sagt der Beauftragte der Stadt Friedberg für den Öffentlichen Personennahverkehr, Manfred Schnell.
Mit dem Deutschlandtakt will die Bahn bis zum Jahr 2030 ihre bundesweit Fahrgastzahlen verdoppeln. Auch die Region soll durch eine Stärkung des Knotenpunktes Augsburg profitieren, etwa in Form eines verdichteten und beschleunigten Fernverkehrsangebots in Richtung Stuttgart und München sowie einer aufgewerteten Nordanbindung in Richtung Nürnberg. Doch im Nahverkehr könnte dies negative Folgen haben. Im Raum steht, dass der Takt zwischen Friedberg und Augsburg von derzeit 15 auf 30 Minuten steigt.
Paartalbahn: Bis zu 3000 Menschen steigen täglich in Friedberg zu
Der ÖPNV-Beauftragte Schnell weist auf das komplexe Geflecht der Anschlüsse am Friedberger Bahnhof hin, der in den vergangenen Jahren zur Drehscheibe zwischen Bus und Zug ausgebaut wurde. Nach seinen Erkenntnissen steigen hier pro Tag – außerhalb der Ferienzeiten - bis zu 3000 Menschen in die Triebwagen der Bayerischen Regiobahn (BRB). Allein zwischen 7 und 8 Uhr morgens werden bis zu 1200 Fahrgäste am Bahnhof Friedberg gezählt, von Corona-Abständen kann nach Schnells Beobachtungen keine Rede mehr sein.
Umso wichtiger wäre es nach seiner Einschätzung, den 15-Minuten-Takt beizubehalten. Der Fahrgastverband Pro Bahn geht laut Schnell davon aus dass dies mit guten Willen, der Digitalisierung des Zugverkehrs und politischem Druck auch möglich wäre. Allerdings mit einer Einschränkung: „Wenn alles funktioniert wie ein Uhrwerk“, sagt Schnell.
ÖPNV in Friedberg: Bahn legt Fokus auf Fernverkehr
Denn die Bahn hat klar signalisiert, dass die Priorität auf dem Fernverkehr liegen soll. Das geht auch aus einem Schreiben der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) an die Stadt Friedberg hervor. Der Korridor für den ÖPNV müsse sich unterordnen, heißt es darin sinngemäß. Wünsche der Länder und Aufgabenträger könnten nur bedingt berücksichtigt werden. Ein Ausbau des Nadelöhrs am Bahnhof Hochzoll, der den Viertelstundentakt nach Friedberg sicherstellen könnte, sei laut Gutachter nicht möglich. Besser sollten neue Konzepte unter Einschluss der Straßenbahn erarbeitet werden.
Die BEG selbst ermuntert die Stadt, mit ihrem Anliegen auf das Bundesverkehrsministerium zuzugehen. Auch der ÖPNV-Beauftragte Schnell hält trotz des Zeithorizonts rasches Handeln für geboten. Denn der vorliegende dritte Entwurf für den Zielfahrplan 2030+ des Deutschlandtakts beinhalte schon weitgehend das, was in Berlin beschlossen werde, fürchtet er.
Die Grünen im Friedberger Stadtrat fordern Bürgermeister Roland Eichmann darum auf, umgehend mit der Bahn, dem Verkehrsausschuss des Bundestags und den Abgeordneten der Region Kontakt aufzunehmen und die Position der Stadt Friedberg deutlich zu machen.
Paartalbahn: Kontroverse Diskussion im Friedberger Ältestenrat
Ob der entsprechende Dringlichkeitsantrag der Fraktion am Donnerstagabend (18.30 Uhr, Max-Kreitmayr-Halle) auf die Tagesordnung des Stadtrats kommt, ist unsicher. Im Ältestenrat gab es bei der Vorbesprechung der Sitzung keinen Konsens. Aus Sicht der Stadtspitze würde es reichen, das Thema im Oktober zu behandeln.
Landrat Klaus Metzger (CSU) hingegen hat unmittelbar nach Bekanntwerden der Pläne zusammen mit den Bundestagsabgeordneten Hansjörg Durz und Ulrich Lange einen Protestbrief an die Bahn geschickt. „Wir mussten hier gemeinsam sofort reagieren“, so Metzger, „denn eine Ausdünnung des Viertelstundentakts zwischen Augsburg und Friedberg wäre ein absoluter Rückschlag für den Öffentlichen Personennahverkehr im Wittelsbacher Land“.
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