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Naturfriedhof: Letzter Halt: Wald

Naturfriedhof

Letzter Halt: Wald

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    Kommt es im Althegnenberger Forst auch bald zu solchen Ereignissen? Ferdinand Freiherr zu Wiedersperg-Leonrod will ein Waldstück bei Althegnenberg als Friedwald zur Verfügung stellen, in dem dann kompostierbare Urnen bestattet werden können.
    Kommt es im Althegnenberger Forst auch bald zu solchen Ereignissen? Ferdinand Freiherr zu Wiedersperg-Leonrod will ein Waldstück bei Althegnenberg als Friedwald zur Verfügung stellen, in dem dann kompostierbare Urnen bestattet werden können. Foto: Foto: Patrick Pleul

    Laub raschelt unter den Füßen. Äste knacken und Sonnenstrahlen suchen sich ihren Weg durch das dichte Geäst im Althegnenberger Wald. Fichten, große Tannen, dicke Buchen und alte und knorrige Eichen stehen hier. Auf einem 19 Hektar großen Waldstück zwischen dem Althegnenberger Sportplatz und der Straße nach Oberdorf soll ein Friedwald entstehen – ein Friedhof im Wald. Es wäre der erste in ganz Südbayern.

    Mit den Friedwäldern bietet die Friedwald GmbH aus dem hessischen Griesheim eine alternative Bestattungsform: Bereits zu Lebzeiten suchen sich Menschen einen Baum aus, unter dem sie beerdigt werden wollen. Nach dem Tod wird dann ihre Asche in einer biologisch abbaubaren Urne an den Wurzeln des Baums beigesetzt. Einer Studie zufolge will nur noch jeder zweite Deutsche ganz traditionell beerdigt werden. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei gut 90 Prozent. Ein Trend, von dem auch die Firma Friedwald profitieren will, gerade der Raum München sei besonderes interessant. Insbesondere Stadtmenschen entscheiden sich immer öfter für eine solche Naturbestattung, oft auch kinderlose Menschen. „Die Grabpflege übernimmt im Friedwald die Natur“, heißt es bei der Betreiberfirma, Kränze und Grabschmuck sind nicht erlaubt, der Wald soll unangetastet bleiben. Nur ein kleines Schildchen erinnert an den Verstorbenen.

    Der erste solche Naturfriedhof eröffnete 2001 in Nordhessen. In ganz Deutschland wurden inzwischen Waldgebiete für Bestattungen ausgewiesen, allein die Friedwald GmbH betreibt 35 solcher Anlagen. Es gibt Ruheforste, Gedenk- und Trauerwälder. Nur in Oberbayern ist das Angebot bisher spärlich. Das Bayerische Innenministerium stimmte einer Aktualisierung des bayerischen Bestattungsgesetzes erst 2005 zu. Unter bestimmten Vorgaben können jetzt auch in Bayern Naturfriedhöfe genehmigt werden.

    Eine Regelung, die einem gesellschaftlichen Wandel Rechnung trägt: Viele Menschen sind nicht mehr in der christlichen Tradition verwurzelt, auch für die Zeit nach dem Tod werden immer individuellere Lösungen gesucht. „Da wird sich in den nächsten Jahren einiges tun“, ist sich Baronin Grießenbeck sicher. Ihr Mann Ferdinand Freiherr von Wiedersperg-Leonrod aus Schmiechen (Landkreis Aichach-Friedberg), der Waldbesitzer, will in den nächsten Wochen die nötigen Anträge stellen. In Althegnenberg muss der Flächennutzungsplan und die Friedhofs- und Bestattungssatzung geändert werden.

    „Von der ersten Besichtigung bis zur ersten Beerdigung dauert es rund zwei Jahre“, sagt Hans-Adam von Schultzendorf von der Friedwald GmbH. Bei der letzten Sitzung des Gemeinderates informierte er über den geplanten Friedhof. „Wir sind im Moment noch ganz am Anfang.“ Und doch kamen schon Bürger zu Bürgermeister Reiner Dunkel (SPD), um sich nach den Gräbern im Wald zu erkundigen. „Die Reaktionen sind durchweg positiv“, sagt Dunkel.

    Geplant ist eine Kooperation von Kommune, Grundstückseigner und Betreiberfirma. Die Kommune ist öffentlich-rechtlicher Träger des Friedhofs. Der Eigner kümmert sich um die Pflege des Waldes. Und der Betreiber ist für das Konzept, die Vermarktung und Koordination verantwortlich. „Profiteure bei diesem Projekt werden der Waldbesitzer und vor allem der Betreiber sein“, fürchtet Gemeinderat Paul Dosch (Wählergruppe Bürgerinitiative). Er ist zuständig für die Friedhöfe in Althegnenberg und fürchtet, dass die Gemeinde auf Kosten sitzen bleiben könnte. „Wir müssen das jetzt Stück für Stück prüfen“, fordert Dosch. Ihn ärgert, dass der Großteil der Interessenten aller Voraussicht nach nicht aus Althegnenberg oder der Umgebung kommen wird. „Wir als Gemeinde haben keine Verpflichtung dafür zu sorgen, dass jemand aus Kassel hier beerdigt werden kann“, sagt Dosch.

    Noch hat sich aber weder der Althegnenberger Gemeinderat noch die Betreiberfirma entschieden. Hans-Adam von Schultzendorf von Friedwald bestätigte auf Anfrage, dass das Unternehmen in Kontakt mit anderen Waldbesitzern und Gemeinden im Großraum München stehe. Doch davon wollen sich die Besitzer des Waldstücks in Althegnenberg nicht unter Druck setzen lassen. „Es muss alles langsam wachsen, wie die Bäume im Wald“, sagt Baronin Grießenbeck.

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