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Kissing: Nach Fund bei Kissing: Wie schützt man seinen Hund vor Giftködern?

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Nach Fund bei Kissing: Wie schützt man seinen Hund vor Giftködern?

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    Karina Wolff mit Leni, Timo und Souri. Sie ist schockiert über die "kriminelle Energie" von Menschen, die Giftköder auslegen - zuletzt am Kissinger Weitmannsee.
    Karina Wolff mit Leni, Timo und Souri. Sie ist schockiert über die "kriminelle Energie" von Menschen, die Giftköder auslegen - zuletzt am Kissinger Weitmannsee. Foto: Michael Eichhammer

    Giftköder-Alarm am Weitmannsee: Passanten hatten kürzlich die Polizei informiert, dass am Seeufer bei Kissing Trockenfutter herumlag, das mit blauer Flüssigkeit beträufelt war. Die Polizisten mutmaßten, es könne sich um Frostschutzmittel handeln, und entfernten das Hundefutter. Doch wie können Tierhalter ihre Vierbeiner vor solchen Anschlägen schützen? Wir haben dazu Fachleute gefragt.

    Nach dem Fund am Weitmannsee wurden Zeugen oder gar Geschädigte aufgerufen, sich mit der Polizei Friedberg in Verbindung zu setzen. Die Informationen über die Vorkommnisse verbreiteten sich rasch über Zeitungen und in den sozialen Netzwerken. Seitdem sind Hundehalter verunsichert.

    Giftköder am Weitmannsee: Hundehalter sind verunsichert und empört

    Isolde H., die mit ihrem Hund Willi am Weitmannsee unterwegs ist, will ein Anti-Giftköder-Training mit dem acht Monate alten Tier absolvieren, sobald die wegen Corona geschlossenen Hundeschulen wieder geöffnet sind. Karina Wolff, die mit drei Hunden am Weitmannsee Gassi geht, appelliert an den oder die Täter: "Es sind unschuldige Menschen und Tiere betroffen, man sollte darüber nachdenken, was man denen antut." Für das Hundehalter-Paar Josefine und Hugo Engelhardt kann jemand, der so etwas tut, nur "krank im Kopf sein".

    Die Hundebesitzer Josefine und Hugo Engelhardt halten die Täter, der einen Giftköder am Kissinger Weitmannsee platziert hatte, für „krank im Kopf“.
    Die Hundebesitzer Josefine und Hugo Engelhardt halten die Täter, der einen Giftköder am Kissinger Weitmannsee platziert hatte, für „krank im Kopf“. Foto: Michael Eichhammer

    Nach dem jüngsten Fund seien keine weiteren Giftköder am Weitmannsee entdeckt worden, berichtet der stellvertretende Leiter der Friedberger Polizeiinspektion, Martin Binder. "Solche Meldungen gibt es immer wieder mal, in allen Ecken unseres Dienstbereiches, doch auffällige Serien gab es noch nicht", so der Polizeibeamte. Über das Motiv eines Täters könne man nur spekulieren – "vom prinzipiellen Hass auf Tiere bis zu einer psychischen Erkrankung." Meist gibt es keine Wiederholungstaten am gleichen Ort. Möglicherweise, weil der Täter nur ein einmaliges Zeichen setzen wollte. Vielleicht aber auch, weil die öffentliche Aufmerksamkeit ihn zu mehr Vorsicht zwingt.

    Friedberger Tierarzt gibt Hundehaltern Tipps

    Dazu kommt: "Unter den gemeldeten Fällen stellen sich unter einem Prozent tatsächliche Giftköder heraus", erzählt der Friedberger Tierarzt Dr. Till Lugtenburg. Oft habe ein Hund einfach nicht sämtliche Leckerlis aufgegessen und diese würden noch herumliegen. Wenn jemand dies suspekt finde, sei schnell das Gerücht von Giftködern verbreitet. Oder jemand verbreite bewusst die Falschmeldung von angeblichen Giftködern, um Hundebesitzer davon abzubringen, am eigenen Lieblingsplatz Gassi zu gehen.

    Doch was, wenn ein Hundehalter den Verdacht hegt, sein Hund könnte Giftköder geschluckt haben? Die ersten Anzeichen, auf die man achten sollte, sind Erbrechen und Durchfall. "Spätestens wenn das mehrmals passiert oder wenn Schwäche dazu kommt, wird es Zeit, zum Tierarzt zu gehen", erklärt Lugtenburg. Eine Blutprobe könne eine Vergiftung gegebenenfalls bestätigen.

    Immer wieder gibt es in der Region Meldungen darüber, dass Giftköder ausgelegt wurden.
    Immer wieder gibt es in der Region Meldungen darüber, dass Giftköder ausgelegt wurden. Foto: Thorsten Jordan (Archivfoto)

    Dr. Susanne Krucker von der Tierarztpraxis Friedberg-Hochzoll rät, schnellstens zur Praxis zu kommen, falls der Hund etwas Verdächtiges gefressen hat. "Innerhalb einer Stunde können wir dem Tier ein Mittel geben, welches zum Erbrechen führt, bevor die Giftstoffe aufgenommen werden", so Krucker. Vor allem junge Hunde seien gefährdet und Rassen, die gern alles ins Maul nehmen und schnell runterschlucken, erklärt die Tierärztin.

    Michael Deißler, Leiter der Diensthundestaffel des Polizeipräsidiums Schwaben Nord in Königsbrunn, hat einen weiteren Tipp: "Ob die Vitalfunktionen nachgelassen haben, lässt sich überprüfen, indem ich mit dem Daumen ins Zahnfleisch drücke: Es sollte binnen zwei Sekunden wieder rötlich sein."

    Giftköder: Die absolute Sicherheit gibt es nicht

    Mit intensivem Training ist es möglich, einem Hund die Neigung zum Fressen von Fremdkörpern abzugewöhnen. Die totale Sicherheit könne es aber nie geben, weiß Sabine Leib von der Hundeschule Dogs-Team: "Wenn etwas attraktiv wirkt, kann dies auch einen eigentlich gut erzogenen Hund reizen."

    Angelika Treskon von den Hundefreunden Friedberg beobachtet in der letzten Zeit eine Häufung von Giftköder-Alarmen. Auch Karina Schnell vom Tierschutzverein Kissing bestätigt: "Mittlerweile werden wir allein im Gebiet um Augsburg mehrmals täglich mit Giftköder-Meldungen konfrontiert." Es gebe immer mehr Menschen mit Hunden und dadurch mehr Reibungspunkte mit Nicht-Tierbesitzern, erklärt sie. Dennoch fragt sie sich, "warum man sich an den Tieren vergreift, anstatt sich an den Besitzer zu wenden."

    Tierschützerin sieht auch Hundehalter in der Pflicht

    Hundehalter könnten zum besseren Miteinander beitragen, indem sie stets den Kot ihrer Tiere wegräumen und darauf achten, dass ihre Hunde niemandem hinterherlaufen. Eine Rechtfertigung für Giftköder aber gäbe es niemals, so Karina Schnell. Die Tierschützerin gibt zu bedenken: "Die Täter sollten mal darüber nachdenken, dass auch ein kleines Kind betroffen sein könnte, welches am Boden krabbelt und sich schnell etwas in den Mund steckt."

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Eva Weizenegger: Giftköder am Weitmannsee: Offene Worte statt feige Attacke

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