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Friedberg: Müller in der Ludwigstraße lebt – noch

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Müller in der Ludwigstraße lebt – noch

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    Am 12. April gingen in Friedberg rund 35 Bürger auf die Straße, um für den Erhalt des Müller-Drogeriemarktes zu protestieren. Bisher gibt es allerdings keine erkennbaren Fortschritte, somit droht die Schließung der Filiale Anfang des Jahres 2020. Kommt kein vergleichbarer Laden, hätten viele Anwohner einen deutlich weiteren Weg, um ihre Produkte zu kaufen.
    Am 12. April gingen in Friedberg rund 35 Bürger auf die Straße, um für den Erhalt des Müller-Drogeriemarktes zu protestieren. Bisher gibt es allerdings keine erkennbaren Fortschritte, somit droht die Schließung der Filiale Anfang des Jahres 2020. Kommt kein vergleichbarer Laden, hätten viele Anwohner einen deutlich weiteren Weg, um ihre Produkte zu kaufen. Foto: Ute Krogull

    Demonstrationen sind in Friedberg eher die Ausnahme. Wenn Menschen mit Schildern durch die Innenstadt ziehen, dann ist klar: Der Ärger muss groß sein. So im Fall der drohenden Schließung des Drogeriemarkts Müller in der Ludwigstraße. Seit der Bekanntgabe Anfang April, dass Anfang 2020 Schluss sein soll, konnten keine Fortschritte erreicht werden. „Ich habe mit Bürgermeister Roland Eichmann telefoniert“, sagt der Vermieter der Immobilie in der Ludwigstraße, Roland Brunner.

    Eichmann wolle sich mit dem Citymanagement dafür einsetzen, dass der Drogeriemarkt den Standort in der Friedberger Innenstadt nicht räumt. Bei Verhandlungen wird die Stadt aber nicht mit am Tisch sitzen. „Dafür bin ich alt genug. Außerdem ist das Verhältnis zu Müller nach wie vor positiv“, so Brunner. Doch warum ist dann nichts passiert?

    Brunner argumentiert einerseits damit, dass er aktuell auslote, welche Firmen grundsätzliches Interesse an der Ladenfläche haben. Zudem gebe es keinen Zeitdruck, so der Vermieter: „Es reicht, wenn wir im Sommer zu einer Lösung kommen – in die eine oder andere Richtung.“ Dann nämlich dürften aus seiner Sicht die Vorbereitungen für die Schließung der Filiale beginnen.

    Verlängert Müller den Mietvertrag für die Ludwigstraße in Friedberg?

    Ein zweiter Aspekt spielt eine zentrale Rolle: Müller sei wohl unter Umständen bereit, den Mietvertrag zu verlängern. Voraussetzung allerdings sei eine Laufzeit von nur einem Jahr, berichtet Brunner. „Ich stelle mir da mehr vor. Sonst stehen wir demnächst wieder vor dem gleichen Problem. Außerdem brauche ich Planungssicherheit.“ Bisher habe das Unternehmen stets Verträge über fünf Jahre geschlossen. Ob eine solche Notlösung für ihn vertretbar wäre, kann Brunner zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen.

    Am 3. April berichteten wir erstmals über die Entscheidung von Müller, die Filiale in der Ludwigstraße wegen rückläufiger Umsätze zu schließen. Acht Tage später fand die Kundgebung statt, organisiert von der Friedbergerin Manuela Koucky. „Ist erst mal der Müller fort, schließen auch andere hier am Ort“, skandierten die 35 Teilnehmer. Der Spruch macht deutlich, dass es bei dem Thema mehrere Ebenen gibt.

    Einerseits gilt schon die Schließung an sich als Verlust für viele Friedberger. Denn künftig blieben nur der vier Kilometer entfernte Müller-Markt in Friedberg-West oder Rossmann in der Marquardtstraße als Drogeriemärkte für die Stadt. Das Geschäft liegt ebenfalls fast zwei Kilometer vom Zentrum entfernt. Gerade für viele Senioren, die regelmäßig in der Ludwigstraße einkaufen, würde das eine Erschwerung bedeuten.

    Doch der Fall steht auch exemplarisch für die generelle Sorge, dass der Stadtkern in Friedberg nach und nach ausstirbt. „Der Markt ist ein Frequenzbringer für die Innenstadt. Wenn Müller geht, wäre das ein ganz schlechtes Signal“, sagte Citymanager Thomas David kurz nach Bekanntwerden der Entscheidung von Müller. Der Handel verlagere sich nicht nur in Friedberg immer stärker ins Internet oder auf die grüne Wiese, so David.

    Der Standort Innenstadt solle aber nicht aufgegeben werden. Vermieter Brunner befürchtet: „Für umliegende Geschäfte wäre ein Leerstand nicht gut. Sie profitieren alle gegenseitig voneinander.“ Er sehe die Gefahr einer verwaisenden Innenstadt in den kommenden Jahren.

    Der Vermieter hält die Situation mit Müller aber nicht für aussichtslos: „Ich habe den Mitarbeitern, die sehr motiviert sind, gesagt, ich brauche Argumente in Form von besseren Umsätzen. Dann verlängert Müller eventuell über 2020 hinaus.“ Er verstehe die Interessen des Unternehmens und wisse, dass es nur bei der Aussicht auf Gewinne ansässig bleibt.

    Andere Interessenten für das Ladenlokal in der Ludwigstraße gibt es offenbar nicht, zumindest keine Verhandlungen. Im Immobilienportal Immoscout ist das Geschäft für 5650 Euro monatlich für 484 Quadratmeter ausgeschrieben. Vermieter Brunner hatte stets betont, die Miete sei seit dem Einzug von Müller im Jahr 1996 nicht erhöht worden. Er fordere auch beim neuen Mietertrag keine Steigerung.

    Bürgermeister Roland Eichmann ließ mitteilen, es gebe aus seiner Sicht noch keinen neuen Stand. Das Unternehmen Müller selbst äußerte sich auf Nachfrage unserer Zeitung ebenfalls nicht zu den Zukunftsplanungen.

    Das ist die Drogeriemarkt-Kette Müller

    • Zahlen In der Unternehmensgruppe Müller sind Firmenangaben europaweit zufolge 35 000 Mitarbeiter in 850 Filialen, Lagerstandorten und Verwaltungen beschäftigt.
    • Situation Im Jahr 2016 setzte das Unternehmen 7,5 Milliarden Euro um. Der Markt ist allerdings umkämpft. Ketten wie dm und Rossmann stellen eine harte Konkurrenz dar.
    • Geschichte 1953 eröffnete Erwin Müller einen Friseursalon in Ulm. Seinen Gewinn investierte er in die Beteiligung an weiteren Filialen, verkaufte dort später auch Drogerie-Artikel. In den 1970er-Jahren eröffnete Müller dann seine erste Drogerie .
    • Inhaber Erwin Müller, der mit 86 Jahren noch als Alleingeschäftsführer agiert, zieht sich nun aus dem Unternehmen zurück. Designierter Nachfolger ist Günther Helm, bislang Chef der österreichischen Aldi-Tochter Hofer. Müller kann die Rente genießen. Er zählt nach Angaben des Wirtschaftsmagazins Forbes zu den 666 reichsten Menschen der Welt.

    Lesen Sie den Kommentar von Ute Krogull: Das sieht nicht gut aus für Müller

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