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Mering: Mering verliert mit Elektro Röhm ein Traditionsgeschäft

Mering

Mering verliert mit Elektro Röhm ein Traditionsgeschäft

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    Während sich in Mering viel geändert hat, ist der Schriftzug von Elektro Röhm seit Jahrzehnten gleich geblieben.
    Während sich in Mering viel geändert hat, ist der Schriftzug von Elektro Röhm seit Jahrzehnten gleich geblieben. Foto: Christian Gall

    Der Schriftzug „Elektro Röhm“ gehört zum Ortsbild von Mering wie Marktplatz und Bahnlinie. Zum Ende des Jahres muss der Betrieb seinen Laden in der Münchener Straße schließen – nachdem er fast 130 Jahre lang an dieser Stelle stand. Das Aus der Firma ist es nicht, Handwerks- und Serviceleistungen werden weiter angeboten. Doch es ist ein Einschnitt, der schmerzt. Das merkt man dem Geschäftsführer Helmut Röhm und seiner Frau Waltraud deutlich an.

    Schon von Klein auf war es für den heute 60-jährigen Inhaber selbstverständlich, im Laden mitzuhelfen: „Als ich vielleicht 14 Jahre alt war, habe ich oft den Verkauf von Batterien und Leuchtmitteln übernommen“, erinnert er sich. Das war in den 70er Jahren – das Geschäft lief damals sehr gut. Der Laden hatte unter der Woche von 8 bis 19 Uhr geöffnet, am Samstag bis 16 Uhr.

    Die Öffnungszeiten schrumpften bei Elektro Röhm in Mering zusammen

    Später allerdings blieben immer mehr Kunden aus, die Geschäftszeiten schrumpften zusammen. Erst wurde der Samstag verkürzt, dann fiel er ganz weg. Schließlich folgte auch der Mittwochnachmittag. „Und jetzt fällt alles weg“, schließt Waltraud Röhm die Erzählung ihres Mannes ab. Überraschend kam der Entschluss, den Verkauf einzustellen, nicht. Bereits im April 2014 sagte Helmut Röhm unserer Redaktion: „Wenn der Umsatz weiter sinkt, müssen wir über Konsequenzen nachdenken.“

    Die „goldenen Zeiten“ des Ladens aus seiner Jugend verloren bald ihren Glanz. Die Konkurrenz aus Bau- und Großmärkten setzte der Firma zu. „Leute kaufen ihre Batterien und Leuchtmittel während ihres normalen Einkaufs und gehen dafür nicht mehr in ein Elektro-Geschäft“, schildert er. Zumindest Großgeräte und Kleingeräte, die der Meringer verkauft, fanden noch eine Zeit lang guten Absatz. Doch die zunehmende Konkurrenz aus dem Internet machte auch das zunichte.

    Schon 1958 zierte das Logo Mering, auf dem Bild ist der Fronleichnamsumzug zu sehen.
    Schon 1958 zierte das Logo Mering, auf dem Bild ist der Fronleichnamsumzug zu sehen. Foto: Archiv Röhm

    Elektro Röhm in Mering konnte mit den Preisen von Online-Händlern nicht konkurrieren

    „Das sind Preise, mit denen wir nicht konkurrieren können. Oft bieten Online-Händler Waren zu einem Preis an, der unter meinem eigenen Einkaufspreis liegt“, erzählt Röhm. Wie diese Preise zustande kommen, kann er sich nicht erklären. Aber die Auswirkungen dieses Preiskampfs spürt er deutlich. Die schleppende Innerortsentwicklung, die er bereits vor gut fünf Jahren bemängelte, sei im Vergleich dazu nicht erheblich: „Natürlich hätte eine Belebung des Zentrums auch die Läden belebt. Aber letztendlich dreht sich heute alles ausschließlich um den Preis.“ Helmut Röhm ist dankbar für die Kunden, die ihm die Treue gehalten haben – doch er bittet um Einsicht, dass der Laden-Verkauf nun schließen muss.

    Helmut und Waltraud Röhm sehen sich zur Schließung des Verkaufs gezwungen.
    Helmut und Waltraud Röhm sehen sich zur Schließung des Verkaufs gezwungen. Foto: Christian Gall

    Die Familie Röhm bleibt aber weiterhin der Elektrotechnik treu. Als Handwerksbetrieb und Servicedienstleister bietet die Firma Installationen, Reparaturen oder Hilfe in der Kommunikations- und Netzwerktechnik sowie den Verkauf von Großgeräten an. Aus der Zeit gefallen ist das Unternehmen nicht – Röhm betreut auch Smart-Home-Technik.

    Seinen Ursprung hat der Meringer Betrieb im Jahr 1891, als Helmut Röhms Urgroßvater eine Spenglerei eröffnete. Das Geschäftsfeld wandelte sich später zur Elektrotechnik. An einer Wand im Ladengeschäft, das zum Ende des Jahres schließt, hängen drei Meisterbriefe: der seines Großvaters von 1920, seines Vaters von 1953 sowie sein eigener aus dem Jahr 1985. Und die Tradition geht weiter – Sohn Thomas macht derzeit seinen Meister.

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Für den Handel in Mering läuft die Zeit ab

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