Der Meringer Bahnhaltepunkt St. Afra liegt ziemlich ungeschützt außerhalb der eigentlichen Ortschaft. Am Bahnsteig kann schon mal ein ungemütlicher Wind wehen. Eigentlich stehen den Passagieren deswegen drei Wartehäuschen zur Verfügung. Doch schon im September hat die DB Station & Service zwei davon abgebaut. Diese sollten im Oktober ersetzt werden. Bisher ist aber nichts geschehen. Und wie die Nachfrage unserer Redaktion ergeben hat, müssen sich die Bahnpendler auch weiter warm anziehen.
Die Erneuerung der Wetterschutzhäuser in Mering St. Afra sei ein Teil des Sofortprogramms für attraktive Bahnhöfe mit dem Ziel, Bahnhöfe schöner und komfortabler zu machen und dabei kleine und mittlere regionale Handwerksbetriebe in ganz Deutschland zu unterstützen, erklärt ein Bahnsprecher. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) stelle der DB dafür 120 Millionen Euro zur Verfügung. "Bundesweit modernisieren wir in 2021 rund 1000 Stationen. Verteilt über alle Bundesländer packen wir sowohl große als auch kleinere Bahnhöfe an - in der Fläche genauso wie in der Metropole.", heißt es in der Stellungnahme weiter.
Firma hält Liefertermin für die neuen Wartehäuschen am Haltepunkt nicht ein
Die beiden Wetterschutzhäuser in Mering St. Afra werden demnach im Rahmen des Konjunkturprogramms ausgetauscht. "Leider konnte die beauftragte Firma ihren ursprünglich geplanten und zugesagtem Liefertermin nicht halten. Grund hierfür sind die allgemein bestehenden Lieferengpässe, unter anderem für Metall, die in diesem Fall leider auch die Erneuerung der Wetterschutzhäuser in Mering St. Afra betreffen", erklärt der Bahnsprecher. Nach aktuellem Stand gehe die Bahn davon aus, dass die neuen Wetterschutzhäuser im Februar errichtet werden können. "Für die entstehenden Unannehmlichkeiten bitten wir die Fahrgäste in St. Afra um Entschuldigung", heißt es von Unternehmensseite.
Ausgerechnet zur kalten Jahreszeit stehen also monatelang zu wenig Unterstellmöglichkeiten zur Verfügung. Für Jörg Lange, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn ist das eine mehr als unbefriedigende Situation. Es sei bei der zuständigen DB Station & Service durchaus bekannt gewesen, dass die Wartehäuschen in St. Afra aufgrund des schmalen Bahnsteigs besonders durch den Sog bei Zugdurchfahrten belastet werden, kritisiert er. "Als Fahrgäste erwarten wir, dass in einem solchen Fall der Zustand häufiger kontrolliert wird und eine Ersatzbeschaffung so geplant wird, dass Abbau und Neuerrichtung innerhalb weniger Tage erfolgen, insbesondere, wenn man auf die kalte und nasse Jahreszeit zusteuert und alternative Unterstände nicht vorhanden sind", sagt der Pro-Bahn-Sprecher.
Situation am Bahnhalt St. Afra könnte Pendler abschrecken
Vorkommnisse wie dieser seien in der aktuellen Krisensituation des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) besonders fatal. Lange verweist auf die massiven Rückgänge bei den Fahrgastzahlen, die im Jahr 2021 alleine beim regionalen Schienenverkehr in Bayern Einnahmeverluste von mehreren hundert Millionen Euro verursacht haben.
Die aktuelle Situation am Haltepunkt St. Afra dürfte das Zugfahren für Pendler nicht gerade attraktiver machen. Wie stark diese Bahnstation den Elementen ausgesetzt ist, weiß Jörg Lange durch eine bezeichnende Anekdote zu veranschaulichen. So gab es vor einigen Jahren - als die Lichtschranken in den Fugger-Express-Türen nachgerüstet wurden und die Zwangsschließen-Funktion noch nicht implementiert war - den Vorfall, dass ein Zug in St. Afra liegen blieb, weil der Schneefall dermaßen stark in die Lichtschranke der Türen wehte, dass diese sich nicht mehr schlossen.