Alles ist schwarz vom Ruß, nur das Kruzifix, das in einer Ecke über dem Stammtisch des Meringer Wirtshauses Andechser hing, ist vollkommen unbeschädigt. "Er hat auf uns aufgepasst", ist sich Marietta Baumüller sicher. Denn wie durch ein Wunder haben die großen Fenster im Erdgeschoss die Hitze der Flammen überstanden und so ein Großfeuer, das wohl das ganze Haus zerstört hätte, verhindert.
Im Eingangsbereich liegt am Boden zwischen der verbrannten Holzverkleidung das Schild mit der Aufschrift "Grüß Gott unseren lieben Gästen", die liebevolle Dekoration im Andechser, in die Marietta Baumüller ihr Herzblut gesteckt hat, ist zwar noch zu erkennen, aber kaum ein Stück hat die Flammen heil überstanden.
Im Hinterhof steht eine Grünpflanze, völlig abgebrannt. "Ich gebe sie nicht auf, ich werde die Blätter abschneiden und sie umtopfen", sagt Marietta Baumüller. Diese Grünpflanze ist wie ein Symbol dafür, dass sie gemeinsam mit ihrem Sohn Christian den abgebrannten Andechser wieder aufblühen lassen will. Am Sonntagmorgen hatte ein Brand das Wirtshaus Andechser vollkommen zerstört. 150 Einsatzkräfte kämpften mehrere Stunden, um ein Ausbreiten der Flammen zu verhindern.
Die neue Küche im Andechser war erst wenige Tage in Betrieb
"Wir geben nicht auf", sagt Christian Baumüller. Dem Wirt ist anzusehen, dass die letzten Tage tiefe Spuren bei ihm hinterlassen haben. "Wo soll man da anfangen?", scheinen sich die beiden zu fragen, als sie auf die abgebrannte Holztreppe, die rußbedeckte und erst vor wenigen Tagen neu installierte Küche und die zerborstenen Gläser in der Theke schauen. Im Ofen sind noch zwei Gänse, die Baumüller für den Sonntag vorbereitet hatte. "Die wären schön knusprig", scherzt er, doch das Lachen bleibt ihm im Halse stecken.
Über diese Tage hinweg helfen die vielen Freunde, die Familie und die Bekannten, die sich an die Wirtsleute wandten. "Ich bin überwältigt vom Zuspruch", sagt Marietta Baumüller. Sie kämpft mit den Tränen. "Es gibt Tage, da denke ich mir, das kann doch alles nicht stimmen und ich träume nur", schildert sie. Doch ein Blick in den Gastraum holt sie schnell wieder zurück in die Realität. Mittlerweile sind die Ermittlungen der Kriminalpolizei abgeschlossen.
Die Brandursache steht fest. "Es war wohl ein Defekt in den elektrischen Leitungen", sagt Christian Baumüller. Er ist froh, dass das so schnell geklärt werden konnte. "Damit sind wohl all diejenigen jetzt ruhig, die vorsätzliche Brandstiftung vermutet hatten", meint er. Nicht nur, dass er erst im November mehr als 60.000 Euro für die neue Küche investiert und Verantwortung für seine Mitarbeiter hat, in dem Haus leben Freunde von ihm. "Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, sie zu gefährden", sagt Baumüller.
Markus Steinbrecher meldet den Brand bei der Meringer Feuerwehr
Einer dieser Freunde war es auch, der den Brand bei der Feuerwehr gemeldet hatte. Markus Steinbrecher wohnt direkt über dem Wirtshaus. Er erzählt: "Ich wachte nachts gegen 3.45 Uhr auf und bemerkte den Brandgeruch." Unruhig suchte er nach der Ursache. "Überall roch es nach Rauch, doch ich wusste zuerst noch nicht, wo dieser herkam." Er ging auf die Straße und da sah er bereits das Feuer. "Im Gastraum brannte es lichterloh", so Steinbrecher. Er rief sofort die Feuerwehr an. "Die waren so schnell da, das war der Wahnsinn."
Marietta und Christian Baumüller sind den über 150 Einsatzkräften noch immer dankbar für die schnelle Hilfe. "Nicht nur, dass sie damit größeren Schaden abgewandt hatten, die Feuerwehrleute haben so umsichtig gearbeitet, dass durch die Löscharbeiten kaum weitere Schäden entstanden sind", sagen die beiden. Dies wurde ihnen von den Brandschutzexperten bestätigt. Der Schaden wird derzeit von offizieller Seite auf 200.000 Euro geschätzt. "Wir gehen aber davon aus, dass das noch höher wird", so die Prognose von Christian Baumüller. Marietta Baumüller ist ihrem Lebensgefährten Ewald Kraus dankbar, dass er sich sofort um die Angelegenheiten mit den Versicherungen gekümmert hat. "In ihm habe ich eine Stütze, die mir durch diese Tage hilft."
Mittlerweile sind die ersten Arbeiter vor Ort. Sie räumen das Lokal komplett aus. Dabei müssen sie vorsichtig sein. Noch immer hängt beißender Brandgeruch im Raum.
Die Holztreppe zum Obergeschoss ist nur auf einer Seite begehbar. Von der Decke hängen Teile der Holzverkleidung herab. "Zunächst wird alles entkernt, eventuelle Schäden am Gebäude müssen noch festgestellt werden und dann sehen wir weiter", schildert Christian Baumüller das weitere Vorgehen.
Er blickt hinüber zu seiner Mutter Marietta und sagt: "Gemeinsam schaffen wir das und bauen den Andechser wieder neu auf."
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