Zwei Tage nach dem verheerenden Wohnhausbrand in Mering mit zwei Toten ist die Welle der Hilfsbereitschaft groß. Über verschiedene Gruppen in den Sozialen Medien, per Mail und Telefon laufen Hilfsangebote ein. Dritte Bürgermeisterin Silvia Braatz und Zweiter Bürgermeister Stefan Hummel organisieren seit Samstagnachmittag die Unterstützung für die drei Überlebenden.
Am Samstagmorgen brannte gegen 4.10 Uhr ein Wohnhaus in Mering völlig nieder. Stundenlang suchten die Feuerwehrleute unter großer Gefahr nach zwei vermissten Personen. Zeitweise musste die Suche nach dem 66-jährigen Mann und dessen 89-jähriger Mutter unterbrochen werden, weil die Hitzeentwicklung enorm war und das Haus einzustürzen drohte. Gegen 10 Uhr gab es am Samstag die traurige Gewissheit: Der Mann und seine Mutter sind tot. Überlebt haben eine 51-jährige Frau, ein 54-jähriger Mann und ihre gemeinsame 17-jährige Tochter. Sie entkamen den Flammen, wurden medizinisch versorgt und konnten bei einer anderen Tochter in Augsburg aufgenommen werden.
Weil immer wieder Schaulustige an den Brandort kommen, bitten die Angehörigen, sich von dort fernzuhalten. Die Kriminalpolizei Augsburg, die bereits am Samstag die Ermittlungen aufgenommen hatte, sperrte die Brandstelle ab. Noch ist die Brandursache nicht geklärt. Der entstandene Sachschaden wird auf den höheren sechsstelligen Bereich beziffert.
Die drei Überlebenden stehen nach dem verheerenden Feuer vor dem Nichts. Silvia Braatz hat über die ältere Tochter Kontakt zu der Familie und weiß: „Sachspenden werden derzeit nicht benötigt.“ Die Familie helfe zusammen und habe bereits für Kleidung und den weiteren Lebensbedarf gesorgt. Gemeinsam mit Hummel war Braatz am Montagmorgen bei der Verwaltung der Marktgemeinde, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Nach Brand bietet Mering Hilfe an
Bernhard Bordon, der als Standesbeamter und Leiter des Einwohnermeldeamts für Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, zuständig ist, informiert: „Wir haben einen internen Notfallplan, der vom Bürgermeister in Gang gesetzt wird.“ Keine Bürgerin und kein Bürger aus Mering müsse sich in einem Fall wie dem Brand am Samstag vor Obdachlosigkeit fürchten. „Wir helfen, wo wir können“, verspricht Bordon. Eine Wohnung für Notfälle stehe der Kommune jedoch nicht zur Verfügung.
„Normalerweise haben wir nur die Wohncontainer für Obdachlose in der Kissinger Straße“, so Bordon. Diese seien aber für den konkreten Fall nicht geeignet. „Wäre die Familie nicht bei ihren Angehörigen untergekommen, hätten wir ein Hotelzimmer für sie angemietet.“ Auch schnelle finanzielle Unterstützung könne unbürokratisch für den Notfall gewährleistet werden.
Bereits am Samstag liefen die ersten Hilfsangebote bei Silvia Braatz und Stefan Hummel ein. „Wir sind überwältigt, wie groß die Hilfsbereitschaft ist“, sagen die beiden. „Seit April 2020 hat Mering eine eigene Bürgerstiftung, diese hat unter anderem den Auftrag, sich um das Gemeinwohl und soziale Belange bei uns in Mering einzusetzen“, sagt Hummel. Menschen, die der Familie finanzielle Hilfe im Rahmen einer Spende zukommen lassen wollen, können dies über das Spendenkonto der Bürgerstiftung Mering tun.
Auch unser Leserhilfswerk Kartei der Not hat schnelle und unbürokratische Hilfe angeboten: „Wir haben bereits Kontakt zur Familie aufgenommen und bieten unsere Soforthilfezahlung an“, sagt Arnd Hansen, Geschäftsführer der Stiftung. Darüber hinaus bestehe die Möglichkeit einer weiteren finanziellen Hilfe über einen Antrag auf Einzelfallhilfe.
Bürgermeister Florian Mayer nimmt zur Kritik seiner Stellvertreter Stellung
Derweil sorgt das Geschehen für Missstimmung an der Spitze der Marktgemeinde, denn Bürgermeister Florian Mayer war für seine beiden Stellvertreter weder am Wochenende noch am Montagvormittag erreichbar, kritisieren Braatz und Hummel. Die Verwaltung habe er von seinem Kurzurlaub per Mail informiert, seine Stellvertreter jedoch nicht. „Es standen am Wochenende keine Termine an, deshalb habe ich keine Stellvertreter organisiert“, sagt Mayer in einem Telefonat mit unserer Redaktion. Er habe am Sonntag per Mail Kontakt zur Familie der Überlebenden aufgenommen und in einem Facebookpost sowie auf Instagram seine Anteilnahme für die Angehörigen sowie das Lob an die Helfer und Helferinnen formuliert.
„Für die kurze Zeit am Freitag war der Geschäftsleitende Beamte ausreichend und keine Stellvertretung innerhalb der Verwaltung notwendig“, rechtfertigt sich Mayer weiter. Braatz sei über seine Abwesenheit informiert gewesen. „Es ist nicht in Ordnung, jetzt zu sagen, man hätte nicht gewusst, dass ich weg bin.“ Er habe auf seiner Bergtour nur schwer Verbindung zum Telefonnetz gehabt, jedoch alles Nötige veranlasst. Weder von Hummel noch von Braatz habe er Nachrichten über das Unglück in Mering erhalten.
Braatz sagt dazu: „Ich habe versucht ihn zu erreichen, aber keine Antwort erhalten.“ Zweiter Bürgermeister Hummel nimmt ebenfalls Stellung: „Mir fehlt hier die gute Zusammenarbeit, und auch die Bevölkerung erwartet doch, dass sich ein Bürgermeister um seine Bürger kümmert.“ Mayer habe mit vielen anderen Menschen kommuniziert am Wochenende, jedoch nicht mit seinen beiden Stellvertretern - für Hummel unverständlich.
Mayer kontert: „Ich habe mich gekümmert, und nur weil Stefan Hummel davon nichts weiß, heißt das noch lange nicht, dass nicht im Hintergrund bereits erste Hilfsangebote von mir organisiert wurden.“ Auch habe er noch am Sonntag mit dem Geschäftsleitenden Beamten Stefan Nerlich per Mail Kontakt gehabt, um das Vorgehen für das Spendenkonto der Bürgerstiftung zu klären.
Hilfe nach Brand: Spendenkonto der Bürgerstiftung Mering
- Haus der Stifter – Stiftergemeinschaft der Stadtsparkasse Augsburg
- IBAN: DE03 7205 0000 0000 0781 21
- Verwendungszweck: Spende Stiftung für Mering/Hilfe für Brandopfer
- Wer eine Spendenbescheinigung wünscht, sollte seine vollständige Adresse im Verwendungszweck angeben.