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Mering: Salman Ali aus Mering bekommt bald Gehalt, aber darf kein Konto eröffnen

Mering

Salman Ali aus Mering bekommt bald Gehalt, aber darf kein Konto eröffnen

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    Der 20-jährige Salman Ali aus Mering beginnt im September eine Ausbildung und möchte deshalb ein Konto eröffnen. Bei der Sparkasse sei ihm das aber verwehrt worden.
    Der 20-jährige Salman Ali aus Mering beginnt im September eine Ausbildung und möchte deshalb ein Konto eröffnen. Bei der Sparkasse sei ihm das aber verwehrt worden. Foto: Philipp Schröders

    Die Zeiten, in denen Arbeiter am Zahltag bar entlohnt wurden, sind in Deutschland lange vorbei. Heutzutage bekommen Angestellte ihr Gehalt am Ende des Monats auf ihr Konto ausgezahlt. Da Salman Ali aus Mering im September eine Ausbildung beginnt, hat er einen – auf den ersten Blick – simplen Wunsch: Er möchte ein Gehaltskonto eröffnen. Doch das sei ihm bei der Sparkasse in Mering verweigert worden.

    Der 20-Jährige hat einen weiten Weg hinter sich, wie er berichtet. Er ist in Syrien geboren und lebte dort bis 2013. Als der Krieg ausbrach, flüchtete seine Familie in den Irak. Sein Vater zog weiter. Er habe die Familie zunächst zurücklassen müssen. Erst 2017, zwei Jahre später, konnte er sie in Deutschland zusammenführen.

    Salman Ali aus Mering suchte ein Jahr nach einem Ausbildungsplatz

    Nun sitzt Ali in der Wohnung seiner Eltern in Mering auf dem Sofa. Der junge Mann mit dem roten Polo-Shirt hält seinen Ausbildungsvertrag in der Hand. Mit einem stolzen Lächeln schaut er auf das Papier. „Ich war ein Jahr auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle und habe endlich eine gefunden“, sagt er. Bei einer Firma in Prittriching kann er im September eine Ausbildung zum Anlagentechniker beginnen. Er sei gebeten worden, dafür ein Gehaltskonto zu eröffnen. Schon länger hilft der Meringer Siegfried Schwab der Familie. Der 67-Jährige war 2015 dabei, als in der Marktgemeinde die ersten Asylbewerber in die Unterkunft in der Kanalstraße einzogen. Das Wort Asylhelfer mag er aber nicht. „Die Leute, denen ich hier helfe – bezeichnen wir sie als Ausländer – sind keine Asylanten mehr. Die Verfahren sind abgeschlossen und eindeutig entschieden.“

    Schwab begleitete auch Ali bei dem Versuch, ein Konto in der Meringer Filiale der Sparkasse Augsburg zu eröffnen. Laut dem 67-Jährigen weigerten sich die Mitarbeiter aber, Alis Wunsch nachzukommen. Die Begründung: Der 20-Jährige konnte nur einen Aufenthaltstitel mit Passbild vorweisen. Zur Eröffnung des Kontos brauche er aber einen Reisepass. Das ärgert Schwab: „Es war noch nie die Rede von einem Reisepass. Es hat immer geheißen nur ein Ausweis mit Lichtbild.“ Ali sagt, dass es für ihn nicht möglich sei, einen Reisepass zu beantragen. Er müsste zur syrischen Botschaft nach Berlin fahren. Das könne er sich nicht leisten. Laut Schwab kostet ein Reisepass mindestens 250 Euro. Hinzu kämen die Kosten für die Fahrt nach Berlin und die Übernachtung in der Stadt. „Also ein großer finanzieller Aufwand. Das andere ist, dass er Kurde ist. Die haben in Syrien schon von Haus aus schlechte Karten, und er hat kein Interesse, dass er für das Assad-Regime irgendeinen Pfennig ausgibt.“

    Mitarbeiter der Sparkasse in Mering verweigern Kontoeröffnung

    Baschar al-Assad herrscht seit 20 Jahren in Syrien. Unter ihm durchlebt das Land eine der blutigsten Phasen seiner Geschichte. Laut Ali ist die rechtliche Lage der Kurden in Syrien verworren. „Es könnte sein, dass ich zur syrischen Botschaft fahre und die dann sagen, dass ich gar kein syrischer Bürger bin.“

    Hinter dem Vorgehen der Sparkasse sieht Schwab jedenfalls ein System. „Seit ungefähr einem Jahr verändern sich die Regeln jede Woche, damit man denjenigen weiterschicken kann. Das ist mein Eindruck“, sagt er. Vor fünf Jahren, als Alis Vater noch Asylbewerber war, habe dieser sofort ein Konto mit der Vorlage eines Lichtbildausweises erhalten. „Jetzt ist der Sohn da mit Schulabschluss, Arbeitserlaubnis und allem drum und dran. Und jetzt auf einmal gibt es neue Regeln“, sagt Schwab.

    Mitarbeiter der Sparkasse sollen die Kontoeröffnung verweigert haben.
    Mitarbeiter der Sparkasse sollen die Kontoeröffnung verweigert haben. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Selbst vor einem Jahr sei es noch möglich gewesen, mit einem Aufenthaltstitel ein Konto zu eröffnen. Zudem ging Schwab davon aus, dass die Sparkasse jedem Verbraucher ein Konto zur Verfügung stellen müsse. Bei Ali sei die Lage eindeutig, er sei ausländischer Mitbürger, habe einen Mittelschulabschluss, eine Lehrstelle und müsse nun ein Konto eröffnen, um sein Gehalt zu bekommen. „Wieso man da einfach Sachen an den Haaren herbeizieht, das verstehe ich nicht“, sagt der 67-Jährige.

    Der 20-Jährige möchte langsam auf eigenen Beinen stehen

    Zurzeit kommt Ali noch ohne Gehaltskonto aus. Sein Vater bezahle die Miete. Doch in der Wohnung ist es eng. Ali hat vier Geschwister. Der 20-Jährige möchte langsam auf eigenen Beinen stehen. „Er hat ein Recht auf sein eigenes Leben“, sagt Schwab. Laut dem 67-Jährigen genießt Ali subsidiären Schutz. Eventuell könnte der auch wieder erlöschen, zurzeit werde aber niemand nach Syrien abgeschoben. Grundsätzlich hofft Ali, sich in Deutschland eine Zukunft aufbauen zu können. Ein kleiner Schritt dazu sei ein eigenes Konto.

    Auf Anfrage erklärt eine Sprecherin der Sparkasse Augsburg, welche Regeln für die Eröffnung gelten: Gemäß dem Geldwäschegesetz müsse die Überprüfung der Identität anhand eines gültigen amtlichen Ausweises, der ein Lichtbild des Inhabers enthält, erfolgen. Der Aufenthaltstitel könne in der Regel nicht zur Legitimation herangezogen werden, da er nur in Verbindung mit dem entsprechenden Pass oder Passersatz gültig sei. „Lediglich, wenn der Aufenthaltstitel explizit als Ausweisersatz gekennzeichnet ist, ist er auch ohne entsprechenden Pass beziehungsweise Passersatz gültig und kann dann als eigenständiges Legitimationsdokument akzeptiert werden“, sagt sie.

    Grundsätzlich eröffne die Sparkasse für Verbraucher ein Basiskonto, sofern kein Ablehnungsgrund gemäß Zahlungskontengesetz vorliege. Der sei zum Beispiel gegeben, wenn der Kunde sich nicht ordnungsgemäß legitimieren könne.

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