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Mering: Neues Buch von Anselm Grün: In Corona-Zeiten friedlich zusammenleben

Mering

Neues Buch von Anselm Grün: In Corona-Zeiten friedlich zusammenleben

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    Der Benediktiner-Mönch Anselm Grün lässt in das Buch seine Erfahrungen einfließen.
    Der Benediktiner-Mönch Anselm Grün lässt in das Buch seine Erfahrungen einfließen. Foto: David Ebener, dpa

    Auch im Altlandkreis Friedberg müssen die Menschen zurzeit im engsten Familienkreis zusammenrücken oder alleine in ihren Wohnungen ausharren. Die Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Corona-Krise stellen alle vor Herausforderungen. Der Bestsellerautor Pater Anselm Grün beschäftigt sich in seinem neuen Werk mit dieser Situation. Es trägt den Titel „Quarantäne! Eine Gebrauchsanweisung: So gelingt friedliches Zusammenleben zu Hause“.

    Beim Schreiben des Buches hat Simon Biallowons den Benediktiner-Mönch unterstützt. Der 36-Jährige lebt inzwischen in München, ist aber in Mering aufgewachsen. Er hat bereits selbst zahlreiche Bücher verfasst und ist Cheflektor des Herder Verlages und Mitglied der Geschäftsleitung.

    Der Autor ist in Mering aufgewachsen

    Biallowons sagt: „Der Grundgedanke des Buches ist, dass die Benediktiner 1500 Jahre Erfahrung damit haben, in einer Situation von selbst gewählter Isolation zu leben.“ Für dieses Leben gebe es feste Regeln und Erfahrungen. Da Biallowons selbst Benediktinerschüler in St. Ottilien war, kenne er sich damit aus. „So kamen wir auf die Idee, dass viele Menschen Hilfe brauchen, da sie zurzeit mit einer Situation konfrontiert sind, die sie nicht kennen.“ Anselm Grün habe weltweit über 20 Millionen Exemplare seiner Bücher verkauft. „Aufgrund seiner Erfahrung habe ich ihn angerufen und gesagt: Pater Anselm, das wäre ein sehr wichtiges Buch, lassen Sie uns das zusammen machen.“ Biallowons kannte den Benediktiner-Mönch bereits, weil er früher mit ihm zusammen gearbeitet hatte. „Er war auch sofort bereit dazu.“

    Simon Biallowons ist Cheflektor des Herder Verlages. Der Autor mit Meringer Wurzeln hat zusammen mit Pater Anselm Grün ein Buch verfasst.
    Simon Biallowons ist Cheflektor des Herder Verlages. Der Autor mit Meringer Wurzeln hat zusammen mit Pater Anselm Grün ein Buch verfasst. Foto: Biallowons

    Der 36-Jährige sei dann in die Benediktinerabtei Münsterschwarzach gefahren. „Das war noch vor dem Shut-down. Zum Großteil arbeitete mein Verlag aber schon im Homeoffice.“ Vor Ort hätten sich die beiden lange unterhalten. Der Pater und sein Co-Autor zeichneten das Gespräch schriftlich auf. Danach schickten sie ihre Gedanken hin und her. Nach einer Woche war das Buch fertig. Inzwischen ist es seit zehn Tagen auf dem Markt. Es hat sich bereits so gut verkauft, dass es auf den achten Platz der Spiegel-Bestsellerliste eingestiegen ist.

    Biallowons erklärt, dass es sich nicht nur an Familien oder Wohngemeinschaften richtet. „Es geht auch konkret darum, was jemand macht, der alleine lebt. Es geht darum, wie friedliches Zusammenleben gelingt – im übertragenden Sinne auch mit sich selbst. Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Gerade Menschen, die alleine leben, leiden ja jetzt enorm.“

    Auch richte es sich nicht nur an Gläubige. „Die Ratschläge, die in diesem Buch vorkommen, kann ein Atheist genauso umsetzen“, sagt Biallowons. Beispielsweise gehe es darum, Rituale festzulegen. In seinem Familienalltag mit zwei Kindern wende er die Ratschläge zu Corona-Zeiten selbst an. Ein konkretes Beispiel: Die Familie könnte festlegen, zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Gesellschaftsspiel zu spielen oder ihre Italienischkenntnisse aufzubessern, um eine Struktur zu bekommen. „Das hat mit Glauben nichts zu tun, aber natürlich schwingt bei Pater Anselm mit, dass die Rituale aus einem christlichen Kontext in seinem Leben kommen.“ In den Augen Biallowons ist das Buch auch so erfolgreich, weil die christliche Spiritualität des Mönches die Basis bildet, aber die Tipps jeder umsetzen kann.

    Autor Simon Biallowons: Rituale sind wichtig

    Gerade für jemanden, der alleine lebt, seien Rituale ganz wichtig. Hier sei es hilfreich, sich Wochenziele zu setzen. „Beispielsweise könnte ich jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit eine Person anrufen, mit der ich schon lange nicht mehr gesprochen habe.“ So baue sich der Alleinstehende eine Struktur auf, habe ein Ritual und ein erreichbares Ziel. „Er schafft es, sich selbst und den anderen aus der Einsamkeit herauszuholen.“

    Mit Blick auf Ostern herrsche zudem bei den Menschen eine ganz neue Situation von Nähe und Distanz. „Das ist ein wesentlicher Punkt in dem Buch.“ Der Kirchgang oder das Osterfrühstück mit der Großfamilie fallen in diesem Jahr flach. „Das ist eine Distanz, die man überbrücken muss, mit der man umgehen muss.“ Beispielsweise könne die Familie das gemeinsame Osterfrühstück mit einer Online-Videokonferenz zusammen machen. Andererseits sei es aber auch wichtig, in der Nähe, also wenn man im kleinsten Kreis die ganze Zeit aufeinanderhockt, die richtige Distanz zu schaffen. „Man muss sich Freiräume schaffen, in denen es still ist.“ Selbst in einer sehr kleinen Wohnung benötigten die Familienmitglieder zeitweise einen Raum für sich. Beispielsweise könne man vereinbaren, dass die Küche zu einer bestimmten Uhrzeit einem alleine gehöre. „Es ist essenziell, dass wir nun ein neues Verhältnis von Distanz und Nähe bekommen. Darin sehe ich auch eine große Chance dafür, etwas aus der Krise zu lernen“, sagt Biallowons.

    Das Buch Anselm Grün (Autor) und Simon Biallowons (Mitwirkender), „Quarantäne! Eine Gebrauchsanweisung: So gelingt friedliches Zusammenleben zu Hause“, Verlag Herder

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