"Eines ist klar. Der erste Mensch, der den Mars betritt, muss nicht erst geboren werden. Er lebt bereits mitten unter uns". Als Brigitte Karcher im Juli vergangenen Jahres diese Worte im Fernsehen im Rahmen einer spannenden Dokumentation über den Aufbruch zum Mars hörte, war die Idee zu ihrem neuen Werk geboren.
"Es war ein kleiner Anstoß und sofort war mir klar, wie die Geschichte laufen soll", erzählt die Meringer Autorin. Mit Begeisterung fing die 78-Jährige an, ihr viertes Buch, einen Erzählband, zu schreiben. 2018 machte Brigitte Karcher erstmals als Autorin in Mering auf sich aufmerksam, als sie unter dem Buchtitel "Cilli" den Tod ihrer Zwillingsschwester verarbeitete.
In "Marswind" ist es der neunjährige Karli, der davon überzeugt ist, als erster Mensch den Mars zu betreten. Seine Eltern, Berufsmusiker, teilen die Begeisterung ihres Sprösslings für diesen lebensfeindlichen Planeten nicht. Die Tante zeigt da eher Verständnis für die Leidenschaft des wissbegierigen Jungen. Für ihre Erzählung hat Brigitte Karcher viel recherchiert und tauschte sich auch rege mit ihrem in Berlin lebenden Sohn aus. Martin Karcher ist Weltraumbegeisterter wie ihr Protagonist und arbeitet derzeit an einem Comic über den Mars.
Meringer Autorin Karcher: "Raus aus der Gedankenmühle rund um Corona"
Als Diplom-Designer gestaltete er aber auch alle Bücher von Brigitte Karcher, die sie über Books on Demand, eine Plattform für Selbstpublikationen im Internet, veröffentlicht. Für den neuen Titel "Marswind" zeichnete Martin Karcher eine Marslandschaft, die er anschließend colorierte. Der Zufall wollte es, dass das Bändchen mit Erzählungen nahezu zeitgleich mit der Landung des Mars-Rovers erschien. "Das Schreiben ist mir wieder so richtig aus der Hand gelaufen und hat viel Spaß gemacht", schwärmt Brigitte Karcher. Ihr Arbeitsleben bestreitete sie als Grafikerin und Illustratorin und gestaltete zahlreiche Bücher. Nun im Ruhestand hat sie Gefallen am Schreiben gefunden.
"Ich wollte raus aus dieser Gedankenmühle rund um Corona und etwas anderes machen", beschreibt Brigitte Karcher ihre Gemütslage vom vergangenen Sommer. Im Nu gesellten sich zur Mars-Geschichte drei weitere Erzählungen, die alle auch autobiografische Elemente enthalten. Die Erzählung "Tisch für zwei" handelt von einem jungen Mädchen, das sich in einen "alten Hasen" verliebt. "Das ist eine ganz verhaltene Liebesgeschichte", beschreibt Brigitte Karcher. "Und in jeder Geschichte gibt es Autobiografisches."
In diesem Fall war der winzige Aufhänger ein Schokonikolaus, den sie in ihrer Kindheit von einem alten Herrn geschenkt bekam. Die dritte Erzählung nennt sich "Eine andere Zeit" und es geht darin um den Urlaub zweier Ehepaare in der Provence, der eine tiefgreifende Erkenntnis birgt. "Das ist eine Erinnerungsgeschichte, in der am meisten von mir drinsteckt", erklärt Brigitte Karcher. "Nichts ist in der Geschichte erfunden, nur die Namen habe ich verändert."
Die vierte und letzte Erzählung im neu erschienenen Erzählband heißt "Einfach mal raus". Lili will einfach nur mal wieder feiern, um die Häuser ziehen und abtanzen. "Das sollte doch wohl möglich sein, oder?", fragt sie ihren kleinen Sohn. Das Bändchen "Marswind" enthält vier Erzählungen, an deren Ende nicht alles gut ist, aber in Zukunft vielleicht gut werden kann, so beschreibt Brigitte Karcher ihren Stoff.
Noch ein weiteres Buch wurde von Brigitte Karcher verfasst
Noch kurz vor dem ersten Lockdown schrieb sie bereits im vergangenen Jahr ein weiteres Buch mit dem Titel "Kritzelwerk". Anstoß zu dieser Erzählung, die ganz in die Welt der an der Kunstakademie ausgebildeten Grafikerin passt, war die verfilmte Geschichte der amerikanischen Fotografin Vivian Maier. Die in New York geborene Amateur- beziehungsweise Freizeitfotografin arbeitete als Haushälterin und Kinderfrau und hinterließ eine Fülle von Fotos, die als eine Kiste von Negativen bei einer Auktion ersteigert wurden. Brigitte Karcher drehte in ihrem Werk den Spieß um und erfand eine Galeristin, die in einem Antiquariat eine Kiste mit Zeichnungen entdeckt.
Die Meringer Autorin liebt es, Erzählungen zu schreiben. "Es macht mir Spaß, einen Stoff auf eine etwas knappere Art und Weise zu erzählen." Und das kommt auch beim Publikum an, wie sie aus der Buchhandlung Platzbecker weiß. Wichtig ist der Autorin dabei auch, dass es nicht so bierernst zugeht. "Ich versuche es auf eine Ebene zu bringen, wo man auch mal gerne lacht." Nach dem Erscheinen ihres neuen Werks fühlt sie nun eine gewisse Leere und freut sich darauf, bald wieder an einem neuen Buch arbeiten zu können. "Ich verlasse mich drauf, dass irgendwie wieder ein Aufhänger kommt, der mir eine Idee liefert. Aber ich grüble nicht", betont Brigitte Karcher. "Und wenn es wieder geht, möchte ich gerne wie damals mit meinem Erstlingswerk 'Cilli' eine Lesung in der Meringer Bücherei machen", wünscht sich die Meringer Autorin.
Bücher von Brigitte Karcher
- Cilli, Februar 2018
- Als sie über die Kuppe fuhren (Erzählungen), August 2018
- Kritzelwerk, April 2020
- Marswind, (Erzählungen), Januar 2021
- Alle Bücher sind erschienen bei Books on Demand (BoD) und in jeder Buchhandlung erhältlich
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