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Mering: Meringer Heimatmuseum verliert seine Heimat

Mering

Meringer Heimatmuseum verliert seine Heimat

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    Noch gibt es das Hinweisschild zum Bürgerzentrum und zum Heimatmuseum, doch die Einrichtungen sind an der ehemaligen Schlossmühle Geschichte.
    Noch gibt es das Hinweisschild zum Bürgerzentrum und zum Heimatmuseum, doch die Einrichtungen sind an der ehemaligen Schlossmühle Geschichte.

    Das Meringer Heimatmuseum muss nun doch die Schlossmühle verlassen. Das ehemalige Bürgerzentrum, das von der Marktgemeinde Mering gepachtet war, wurde im September 2018 an den Königsbrunner Unternehmer Christian Gumpp verkauft. Damals versprach Gumpp, dass er „alles dafür tun werde, um das Heimatmuseum“ zu erhalten.

    Die Einrichtung im Dachgeschoss erstreckt sich über den alten Teil, der Mühle, der auf das Jahr 1900 zurückgeht sowie auf den neueren Teil, der nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurde. In diesem neueren Gebäude befinden sich zudem das Neue Theater Mering, der Spielmannszug sowie das Jugendzentrum. Daran schließt sich ein Zwischenbau an und der große Siloturm. In der Schlossmühle entstehen derzeit zehn Wohnungen mit jeweils 56 bis 60 Quadratmetern Fläche.

    Die Meringer Schlossmühle ist ein Oldtimer und kein Rennwagen

    Auch wenn Gumpp gerne am Heimatmuseum festgehalten hätte, so seien nun die Brandschutzauflagen für öffentliche Gebäude so hoch, dass er diese nicht leisten könne. Vom Landratsamt wurde ihm im Rahmen des Bauantrags bescheinigt, dass er bei öffentlichen Nutzung die Gebäudeklasse 5 erfüllen müsse. „Das ist bei dieser Art von Gebäude einfach nicht machbar“, sagt Gumpp und verweist auf die dicken Holzbalken an der Decke. „Wenn ich hier Betondecken eingezogen hätte, wäre mir die Statik des Gebäudes um die Ohren gefolgen“, erklärt er. Die Schlossmühle sei für ihn ein Oldtimer, der nun wieder fahrtüchtig gemacht werde. „Aber aus einem VW-Käfer wird auch nach der Restaurierung kein Formel 1 Rennwagen“, meint Gumpp.

    Am Dienstagvormittag hatte er sich mit Bürgermeister Hans-Dieter Kandler und Joachim Pagel vom Meringer Heimatverein zusammen gesetzt und ihnen mitgeteilt, dass das Heimatmuseum in der Schlossmühle nicht mehr zu retten sei. „Mir tut das unheimlich Leid, doch ich sehe keinen Weg mehr“, sagt er. Während des Gesprächs mit habe man auch andere Möglichkeiten für das Heimatmuseum angedacht. Bürgermeister Kandler wollte sich zur Zukunft des Heimatmuseum gegenüber unserer Redaktion nicht äußern.

    Joachim Pagel, Vorsitzender des Heimatvereins, ist noch zu überrascht von den Neuigkeiten, dass er zunächst keine Stellungnahme abgeben kann. „Ich will zuerst mit den Mitgliedern des Heimatvereins sprechen.“ Im November 1997 wurde das Museum in der Schlossmühle eröffnet. In den Folgejahren bauten die Mitglieder des Heimatvereins die Einrichtung aus. Neben der Dauerausstellung waren Sonderausstellungen dort zu sehen. Auf großes Besucherinteresse stieß die Schau der Meringer Modellbahnfreunde 2015 zu „175 Jahre Eisenbahn Augsburg-München“. Bis vor kurzem war zudem die Sonderausstellung „Mering im Freistaat Bayern“, die von einer Projektgruppe der Meringer Realschule in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein erstellt wurde, zu sehen.

    Sieben Monate wartete Gumpp auf die Baugenehmigung vom Landratsamt. „Das hängt natürlich auch mit den Auflagen durch die öffentliche Nutzung zusammen“, erklärt Gumpp. Immer wieder habe er Tekturen eingereicht, bis endlich die Baugenehmigung vorlag. „Es war ein langer Weg und die Verzögerungen haben mich sicherlich mehr als drei Monate Bauzeitverlängerung gekostet“, schätzt Gumpp.

    Mittlerweile sei der Termin für die Fertigstellung auf Ende Januar gesetzt. Dann soll dort bezahlbarer Wohnraum im Meringer Ortszentrum entstehen.

    Der schwarze Peter liegt nicht beim Landratsamt Aichach-Friedberg

    Wolfgang Müller vom Landratsamt erläutert die rechtliche Situation. „Der schwarze Peter liegt nicht beim Landratsamt.“ Es gebe genaue Vorgaben in der Bayerischen Bauordnung. Da es zwischen dem alten und dem neuen Teil des Gebäudes einen Durchgang gebe, müsste Gumpp bestimmte Auflagen an den Brandschutz erfüllen, das es sich in diesem Fall um ein Gebäude der Klasse 5 handele. Die Einteilung der Gebäudeklassen richtet sich nach der Art, der Höhe und der Fläche des Gebäudes. Grundsätzlich gilt: Je höher die Gebäudeklasse, desto höher sind die Anforderungen an den Brandschutz. „Wir haben vonseiten des Landratsamtes ihm die Möglichkeiten dargelegt und waren offen für verschiedene Lösungen“, erklärt Müller. Diese seien aber mit einem gewissen Aufwand und auch Kosten verbunden.

    Gumpp verweist wiederum auf die hohen technischen Anforderungen, die er durch die Brandschutzauflagen für ein Bauwerk der Gebäudeklasse 5 hätte erfüllen müssen. „Auch wurde bei meinen ersten Bauanträgen nie etwas gegen das Heimatmuseum eingewandt“, so Gumpp weiter. Zudem habe man ihm keine Lösungsvorschläge gemacht.

    Auch wenn das Heimatmuseum bis Ende des Jahres aus dem Dachgeschoss ausziehen muss, so will der Königsbrunner Unternehmer, der in Friedberg auch das Bahnhofsgebäude umgebaut hat, die Vereinsmitglieder nicht im Regen stehen lassen. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass das Museum im Zwischenbau oder in zwei Etagen des ehemaligen Siloturms unterkommen könnte“, sagt Christian Gumpp. Dies müsse jedoch weiter im Meringer Marktgemeinderat diskutiert werden.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Meringer Heimatschätze müssen gerettet werden

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