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Mering: Mehr Platz für den Lech: Mering soll Flächen für die Renaturierung hergeben

Mering

Mehr Platz für den Lech: Mering soll Flächen für die Renaturierung hergeben

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    Blick aus der Luft auf den Lech in Richtung Süden: die Staustufe 23 bei Mering.
    Blick aus der Luft auf den Lech in Richtung Süden: die Staustufe 23 bei Mering. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Durch Uferbefestigungen in ein starres Bett gedrängt fließt der Lech zwischen der Staustufe 23 und dem Hochablass am Augsburger Kuhsee. Dadurch hat sich der Fluss immer tiefer eingegraben, was vielfältige Probleme verursacht. 2013 startete das Wasserwirtschaftsamt (WWA) deshalb das Vorhaben für eine Renaturierung des Flusses. Das Projekt trägt den Namen Licca liber. Die bisherigen Pläne stellte Tobias Kaiser vom WWA kürzlich im Meringer Marktgemeinderat vor. Hintergrund ist, dass die Behörde auch von der Kommune

    Für Licca liber soll der Lech verbreitert werden. Laut Kaiser wird es an einigen Stellen vermutlich reichen, wenn man die Uferbefestigungen entfernt, den Rest erledigt das Gewässer dann von selbst. Außerdem möchte das WWA Nebengewässer anlegen. Statt bisher 70 Meter wäre der Hauptfluss künftig rund 130 Meter breit. Einschließlich der neuen Nebenflüsse soll das Flussbett rund 400 Meter einnehmen.

    Deich auf Meringer Flur wird zurück gebaut

    Der heutige Deich auf Meringer Flur wird weitgehend zurückgebaut. Laut Kaiser liegt das Gelände in diesem Bereich auch bei einem HQ 100 - also einem Hochwasserereignis, wie es alle 100 Jahre einmal vorkommt - noch mindestens einen Meter über dem Wasserspiegel. Lediglich in der Nähe des Weitmannsees müsse eine kleine Deichanlage errichtet werden.

    So könnte der renaturierte Lech in Zukunft aussehen.
    So könnte der renaturierte Lech in Zukunft aussehen. Foto: Ski, Revital, Geobasisdaten © Bayerische Vermessungsverwaltung

    Derzeit gibt es im Lech auch jeden Kilometer einen Absturz, der für viele Fische ein Hindernis darstellt. Diese Rampen im Wasser sollen bis auf zwei zurückgebaut werden. Kaiser schildert ein völlig verändertes Erscheinungsbild des neuen befreiten Lechs. Statt des kanalartig ausgebauten Stroms verspricht er einen breiteren verzweigten Fluss und Kiesbänke auch im Abschnitt zwischen dem Mandichosee und dem Hochablass. Weil durch die Lechstaustufe 23 kein Kies gelangt, soll unterhalb künstlich Kies zugegeben werden.

    Auensee und Weitmannsee sichern Grundwasserspiegel in Kissing

    Mit Sorge beobachten viele Anwohner vor allem in Kissing den Grundwasserspiegel. Entsprechend wurden schon Bedenken laut, dass dieser wieder ansteigen könnte, wenn Licca liber die Eintiefung des Lechs rückgängig macht. Wie Kaiser auf Nachfrage unserer Redaktion erläutert, bezieht das WWA deshalb den Weitmannsee und den Auensee in das Konzept mit ein. Diese erhalten jeweils eine Ableitung, in der bei hohem Pegel Wasser abfließt, welches somit nicht aufs Grundwasser drückt.

    Das Lech-Projekt „Licca liber“

    Das Projekt zielt darauf ab, den Lech zwischen Staustufe 23 (Mandichosee bei Königsbrunn und Mering) und der Mündung in die Donau zu stabilisieren und zu renaturieren.

    Gründe sind die fortschreitende Eintiefung der Flusssohle sowie die EG-Wasserrahmenrichtlinie. Die gibt auf, das ökologische Potenzial am Lech zu verbessern. Er soll für Wasserlebewesen durchgängig gestaltet werden und gleichzeitig durch Bauwerke, die den Flussboden (die Sohle) schützen, sowie Aufweitungen des Flussbetts stabilisiert werden.

    Von Juni 2013 bis zum Herbst 2014 wurde ein „Flussdialog“ für die Strecke vom Mandichosee bis zum Gersthofer Wehr vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth durchgeführt. Dieser Lechabschnitt weist aktuell die größte Eintiefung auf. Bürger von Augsburg, Kissing, Mering und Königsbrunn konnten sich im Rahmen einer Online-Befragung beteiligen. Vertreter unterschiedlicher Belange am Lech wurden bei mehreren Workshops eingebunden.

    Im Oktober 2014 wurde der Öffentlichkeit im Rahmen einer Informationsveranstaltung die im Zuge des Flussdialogs abgestimmten Entwicklungsziele für den Lech vorgestellt.

    Im nächsten Schritt sollen nun die Entwicklungsziele auf technische Machbarkeit untersucht werden. Hierzu wird es weitergehende Untersuchungen zur Stabilität der Flusssohle und zum Grundwasser geben.

    Nach deren Abschluss werden sinnvolle Umsetzungsabschnitte gebildet. Die Planung wird in ein Planfeststellungsverfahren münden. (Quelle: Wasserwirtschaftsamt Donauwörth)

    Dazu wurde ein komplexes Grundwassermodell erstellt. Bei der Umsetzung von Licca liber werden mehrere Grundwassermessstellen eingerichtet, um zu überprüfen, ob die Berechnungen in der Realität auch zutreffen. Falls es Probleme gibt, könne man unter anderem über die Höhe der beiden noch verbleibenden Rampen im Lech nachjustieren, erklärt Kaiser. Eine der neuen Messstellen ist auf Meringer Flur geplant.

    Mit der Renaturierung gewinne der Lech im Meringer Raum an Aufenthaltsqualität. Die Finanzierung des Projekts erfolgt vollständig über das Wasserwirtschaftsamt, das wiederum Bundeszuschüsse in Anspruch nehmen kann. Auf Nachfrage bezifferte Kaiser die Gesamtkosten mit rund 60 Millionen Euro. Der Markt Mering wird nicht zur Kasse gebeten.

    Rund vier Hektar Grund brauchen die Planer von Mering für den Lech

    Dieser könne das Projekt jedoch unterstützen, indem er die benötigten Grundstücke verkauft. Im Bereich des eigentlichen Projekts liegen einige landwirtschaftliche Flächen. Nicht weit entfernt gibt es Areale in Gemeindebesitz. Kaiser hofft deswegen, dass sich die Landwirte hier auf einen Tausch einlassen könnten. "Das ist anders wie bei einer Hochwassermaßnahme wie dem Regenrückhaltebecken. Bei diesem Projekt geht der Grundstückserwerb nur auf freiwilliger Basis", betonte Kaiser. Insgesamt gehe es beim Markt Mering um rund vier Hektar Grund.

    Der Lech unterhalb des Mandichosees.
    Der Lech unterhalb des Mandichosees. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    In der Nachbargemeinde Kissing ist man laut Kaiser schon einen Schritt weiter. Dort habe es bereits einen Gemeinderatsbeschluss zum Verkauf nötiger Grundstücke gegeben. In Mering steht eine Entscheidung des zuständigen Gremiums noch aus. Die Reaktionen im Gemeinderat fielen jedoch überwiegend positiv aus. Und Bürgermeister Florian Mayer machte ganz klar, dass er Licca liber unterstützt. "Ich finde das Projekt toll!", sagte er.

    Bis sich die Meringer auf den neuen Kiesbänken sonnen können, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. Kaiser hofft, dass die Planungen bis Ende kommenden Jahres abgeschlossen seien. Darüber hinaus wollte er keine zeitliche Einschätzung abgeben. Auf die Nachfrage des Bürgermeisters, ob die Menschen vor 2030 schon irgendetwas von Licca liber sehen können, meinte er: "Eher nicht."

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