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Mering: Ein Meringer Landwirt baut die neue Energiepflanze Silphie an

Mering

Ein Meringer Landwirt baut die neue Energiepflanze Silphie an

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    Der Meringer Landwirt Martin Scherer beschreitet mit der Energiepflanze Silphie neue Wege.
    Der Meringer Landwirt Martin Scherer beschreitet mit der Energiepflanze Silphie neue Wege. Foto: Edigna Menhard

    Mit einem grünen Pfeil weist das Schild „Herzlich willkommen bei Ihrem Silphien-Bauern“ auf das wild wuchernde Feld mit den gelben Blumen nahe dem Weitmannsee. Die „Durchwachsene Silphie“ ist eine mehrjährige Pflanze, die bis zu drei Meter hoch werden kann und fast wie eine kleine Sonnenblume aussieht.

    Sie startet gerade in Deutschland eine Karriere als ökologische und insektenfreundliche Energiepflanze für Biogasanlagen. Wie zum Beweis sammelt eine Biene gleich am Schild emsig Nektar. Es summt und brummt. Der Meringer Landwirt Martin Scherer, der vor vier Jahren den elterlichen Langwiedhof in sechster Generation übernommen hat und eine Biogasanlage betreibt, ist der erste in der Region, der die Pflanze auf fünf Feldern anbaut.

    Martin Scherer pflanzt die Silphie in Kissing an

    Mit der gelben Schönheit betritt er Neuland. Bis vor Kurzem war der Anbau noch viel zu kompliziert. Ralf Brodmann, der unter dem Logo Donau-Silphie das Saatgut im Zusammenschluss mit weiteren landwirtschaftlichen Familienbetrieben vermarktet, erklärt warum: „Vor zehn Jahren musste man sie noch als Steckling auspflanzen. Dazu liefert sie erst ab dem zweiten Jahr einen Ertrag. Diese Rahmenbedingungen waren der Grund, warum sich die Silphie nicht durchsetzen konnte.“

    Doch die Pflanze hat auch ihre Vorteile: „Sie liefert sehr viel Masse für die Biogasanlage. Außerdem ist sie eine Dauerkultur, mit der man ab dem zweiten Jahr nur mehr wenig Aufwand hat.“ Ralf Brodmann blieb dran und fing an zu tüfteln: „Wir konnten die Keimfähigkeit erhöhen, sodass man sie nun als Saatgut nutzen kann.“ Der Erfolg kam, als die Landwirte aus Hahnennest im Landkreis Sigmaringen auf die Idee kamen, die Silphie im ersten Jahr gemeinsam mit Mais anzubauen: „Man kann Synergieeffekte nutzen: Die Silphie wächst unter dem Mais in der Aussaat gut heran, sie verträgt den Schatten gut. Und der Mais kann die Silphie als Beiwuchs gut abhaben. Damit hat man auch die Bürde im Griff, dass die Silphie im ersten Jahr keine Erträge erwirtschaftet.“

    Die Silphie ist als Pflanze nicht ganz billig

    Nach ersten Tests im Jahr 2014, bepflanzten sie ein Jahr später bereits über 50 Hektar. Mittlerweile verkaufen die Hahnennester das Saatgut in ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland. Dazu bieten sie Beratung und Dienstleistungen inklusive einer Aufwuchsgarantie für die Pflanze im Feld an.

    Ganz billig ist das für die Energiebauern jedoch nicht. Das Saatgut kostet 450 Euro pro Kilo. 3,5 bis vier Kilo benötigt man pro Hektar davon. Da kommen schnell ein paar Tausend Euro zusammen. „Es hat schon eine Stange Geld gekostet“, meint Scherer. Nicht nur das Saatgut, auch die Technik sei neu. Zudem musste er mit seinen Mitarbeitern am Feld oft händisch das Unkraut herausziehen. Nun hofft er, dass sich die Mühe lohnt, nicht nur für den Naturschutz, sondern auch wirtschaftlich. Denn als Landwirt sei er nun mal auch Unternehmer.

    Derzeit steht die Silphie in voller Blüte, Ende August wird sie gehäckselt und in der Biogasanlage zu Strom verwertet. Dann muss sie sich beweisen. Sie hat starke Konkurrenz. „Der Energiemais ist die wirtschaftlichste Frucht bei uns. Uns ist klar, dass die Silphie den Gasertrag pro Hektar, den der Mais bringt, nie erreichen wird“, sagt Scherer. Doch er pflanze sie auch an, um den Boden zu verbessern und die Fruchtfolge zu gewährleisten. „Aber wir versuchen, schon auch eine Pflanze zu finden, die dem Mais fast ebenbürtig ist“, erklärt der Meringer. Mit der Silphie will er zudem zeigen, dass die Landwirte neue Wege gehen, modern und innovativ sind. Das sei ihm wichtig, weil der Mais als Energiepflanze derzeit stark in der Diskussion steht, was seiner Meinung nach ungerechtfertigt ist.

    Die Silphie ist gut für Insekten

    Das sieht auch Wolfhard von Thienen so. Der Biologe und Umweltschützer kritisiert grundsätzlich, wenn große Mais-Monokulturen geschaffen werden, die nichts für die Artenvielfalt bieten, und Pflanzen zur Energieerzeugung eingesetzt werden, weil die ohnehin knappen Böden besser zur Nahrungsproduktion bzw. als Lebensraum für Tiere und Pflanzen dienen sollten. Allerdings sieht er auch den Vorteil einer weitgehend klimaneutrale Energieerzeugung, weshalb er dafür plädiert, nur aus organischen Abfällen Energie zu erzeugen.

    Doch das Konzept von Martin Scherer gefällt ihm gut: „Mais ist nicht nur schädlich. Bei uns brüten Kiebitze darin, solange der Mais noch niedrig ist, weil die Maisreihen der Jungpflanzen Schutz vor Räubern bieten. Herr Scherer achtet auf die Kiebitze und legt z. B. sogenannte Kiebitzfenster an, um sie zu schützen.“ Von Thienen weiß, dass auch viele konventionell produzierende Landwirte etwas für die Natur tun. Zudem gefällt ihm die Silphie als Energiepflanze: „Sie wird von Insekten als Pollen- und Nektarquelle geschätzt. Besonders in der Zeit Juli bis September bietet sie ein Nahrungsangebot, wenn sonst wenig auf den Feldern blüht“, sagt von Thienen. Sie sei deutlich schonender für die Böden und benötige keinen chemischen Pflanzenschutz.

    Martin Scherer ist auf seine Silphie stolz: Deshalb hat er einen Hochsitz am Feld aufgestellt, von dem aus jeder Besucher das Blütenmeer sehen kann.

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