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Mering: Ein Jahr Ankerdependance in Mering: So läuft der Betrieb

Mering

Ein Jahr Ankerdependance in Mering: So läuft der Betrieb

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    Seit mehr als einem Jahr sind Asylbewerber in der Ankerdependance in der Meringer Hörmannsberger Straße untergebracht.
    Seit mehr als einem Jahr sind Asylbewerber in der Ankerdependance in der Meringer Hörmannsberger Straße untergebracht. Foto: Philipp Schröders

    Sehr einladend wirkt der Gebäudekomplex an der Hörmannsberger Straße in Mering nicht. Das ganze Gelände ist umzäunt. Die Häuser haben weiße Wände, die grau werden. Die dunkelrote Farbe der Fensterrahmen blättert teilweise ab. Besucher und Bewohner betreten und verlassen die Ankerdependance durch ein großes Metalltor. Ein Sicherheitsmann vermerkt, wer kommt und wer geht.

    Seit etwas über einem Jahr sind nun Asylbewerber in der Ankerdependance in Mering untergebracht.
    Seit etwas über einem Jahr sind nun Asylbewerber in der Ankerdependance in Mering untergebracht. Foto: Philipp Schröders

    Doch die Einrichtung soll auch nicht dazu dienen, Menschen dauerhaft Unterkunft zu bieten. Hier sind Asylbewerber untergebracht, über deren Status noch entschieden wird. Frank Kurtenbach von der Regierung von Schwaben sagt, dass die Ankerdependance sich bewährt habe. Vor etwas über einem Jahr sind die ersten Flüchtlinge in Mering einquartiert worden. Anfangs waren es nur Familien. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hatte das noch vor der Belegung nach Kritik an der Flüchtlingsunterkunft versprochen. Aufgrund der Corona-Pandemie beschloss die Regierung von Schwaben, zwei Unterkünfte in Augsburg anders zu nutzen. Eine dient nun zur Unterbringung von erkrankten Flüchtlingen, die andere für Kontaktpersonen.

    Da seitdem weniger Platz zur Verfügung steht, sah die Regierung sich nach eigenen Angaben gezwungen, alleinreisende Männer vorübergehend in Mering unterzubringen. „Wir haben keine andere Möglichkeit“, sagt Kurtenbach. Derzeit werde an der Eröffnung einer neuen Ankerdependance in Neu-Ulm gearbeitet. Sobald diese in Betrieb genommen wird, sollen die alleinreisenden Männer Mering wieder verlassen. Kurtenbach hofft, dass das Anfang kommenden Jahres umgesetzt werden könne.

    Derzeit leben 94 Bewohner in der Ankerdependance in Mering

    Derzeit leben 94 Bewohner in der Dependance an der Hörmannsberger Straße. 57 sind alleinreisende Männer und fünf alleinreisende Frauen. 32 Bewohner leben in Familien, darunter sind neun Kinder unter sechs Jahren. Eltern mit älteren Kindern sind in Augsburg untergebracht. Ein Drittel der Bewohner in Mering kommt aus dem Irak, ansonsten sind die Flüchtlinge vor allem aus der Türkei, Gambia, Syrien und Nigeria. Die Familien dürften höchstens sechs Monate in der Dependance verbringen, die Männer bis zu 18 Monate.

    Beim Rundgang durch die Gebäude erklärt Kurtenbach die Aufteilung. Die Männer sind in einem eigenen Haus separat von den Familien untergebracht. Sie dürfen den Bereich, in dem die Frauen und Kinder mit ihren Ehemännern wohnen, nicht betreten. Der Verwaltungstrakt, die Kantine und der Hof sind allen zugänglich. Die Familien sind jeweils in einem Zimmer untergebracht, die Männer wohnen meist zu viert in einem Raum. Die Bewohner werden in der Kantine verpflegt. Sie bekommen ein Taschengeld, von dem die Kosten für ein Nahverkehrsticket und den Internetanschluss in der Dependance abgezogen werden. Laut Kurtenbach bleiben ihnen dann noch etwa 100 Euro. Bei dem Termin vor Ort geht es am Vormittag ruhig zu. „Viele haben um diese Zeit Termine, zum Beispiel beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge“, sagt Kurtenbach.

    Seit etwas über einem Jahr sind nun Asylbewerber in der Ankerdependance in Mering untergebracht. Frank Kurtenbach von der Regierung von Schwaben sagt, dass es in der Unterkunft ruhig zugeht.
    Seit etwas über einem Jahr sind nun Asylbewerber in der Ankerdependance in Mering untergebracht. Frank Kurtenbach von der Regierung von Schwaben sagt, dass es in der Unterkunft ruhig zugeht. Foto: Philipp Schröders

    Einige Männer sitzen an einer Biertischgarnitur im Hof, unterhalten sich und lachen. Ein Kind fährt daneben auf einem Dreirad umher. Sicherheitsleute sind sowohl in den Gebäuden als auch im Hof stets präsent. Laut Kurtenbach sind tagsüber zwölf und nachts zehn im Einsatz. Sie sollen die Bewohner schützen, aber auch zur Not bei Konflikten „deeskalierend“ wirken.

    Die Asylbewerber dürften die Einrichtung jederzeit verlassen. Jeder habe aber einen Heimausweis, den er an der Pforte abgeben müsse. Besucher sind erlaubt, aber sie brauchen einen Grund für ihr Kommen. Beispielsweise dürfen Verwandte oder Ehrenamtliche die Dependance betreten. Bisher ist kein Helferkreis aus Mering in der Einrichtung im Einsatz. Laut Kurtenbach sind seit Juli zwei Ehrenamtskoordinatorinnen angestellt worden. „Die arbeiten nun unter anderem daran, Kontakte in der Gemeinde herzustellen“, sagt er. Die Wände des Kinderraums seien bereits mit Ehrenamtlichen von außerhalb neu gestaltet worden. Er könne sich vorstellen, dass bald weitere Projekte folgen, wie Bewohnertreffs oder Spaziergänge durch die Gemeinde. Gerne würde er in der Einrichtung auch eine einfache Kinderbetreuung anbieten. „Wir haben aber leider bisher keinen Träger gefunden, wir wollen das jetzt ehrenamtlich koordinieren“, sagt er.

    Ansprechpartner für die Flüchtlinge stehen in der Ankerdependance in Mering bereit

    Mit Fragen zu Anträgen oder Behördenvorgängen können sich die Bewohner an Verwaltungsmitarbeiter richten. Zudem sind Flucht- und Integrationsberater der Diakonie vor Ort, die bei Alltagsproblemen bereitstehen. Jeder Asylbewerber darf einen Erstorientierungskurs besuchen, in dem zum Beispiel Werte und das politische System in Deutschland vermittelt werden.

    Kurtenbach sagt, dass das Zusammenleben in der Einrichtung im Wesentlichen ruhig verlaufe. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es gibt keine Konflikte. Aber es sind kleine Konflikte.“ Zum Beispiel Beschwerden über den zu lauten Zimmernachbarn oder über Bewohner, die sich bei der Essensausgabe vordrängeln. „Das kann aber auch in jedem Hotel passieren“, sagt Kurtenbach. Auch außerhalb der Dependance sei es nicht zu Konflikten gekommen. Die Einrichtungsleitung stehe in Kontakt zur Polizei und den anderen Behörden. „Wenn wir mitbekommen würden, dass etwas passiert ist, würden wir entsprechend gegensteuern“, sagt Kurtenbach.

    Wenn die Polizei vor Ort im Einsatz ist, dann meist bei Abschiebungen. „Die sind natürlich emotional für die Bewohner.“ Bisher seien aber auch diese immer ruhig abgelaufen. „Das gehört zum Anker dazu, dass nicht jeder ein Bleiberecht hat“, sagt Kurtenbach.

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