Es ist eine Entscheidung, die Eva Huber nicht leichtfertig getroffen hat: Zum 31. März wird sie die Seelenzeit in Mering schließen. Verschiedene Umstände hätten sie veranlasst, sich von ihrem Projekt zu verabschieden, erzählt sie. Ursprünglich wollte sie das Geschäft an ihre Mitarbeiterin weitergeben. "Aber in diesen Corona-Zeiten übernimmt dir keiner ein Café. Das ist zu riskant", sagt sie. Keiner wisse, wann man wieder öffnen darf und wann es wieder normal weitergeht. "Die vergangenen Wochen und Monate waren für uns alle sehr herausfordernd, auch was die Umsätze betrifft, dazu die Maskenpflicht und unzählige Regeln, was alles noch grenzwertiger machte", sagt sie.
Zudem wurden ihr ständig neue Steine in den Weg gelegt. Rückblickend bedauert sie auch, dass sie von ihrem ursprünglichen Konzept abgewichen sei: "Ich wollte ja nie eine Gastronomie haben, sondern ein Café mit einem Laden, wo sich Menschen begegnen und im Austausch sein dürfen - ein Ort der Begegnung, wo jeder so sein darf, wie er ist." Ihr Leitgedanke war, dass dort Vorträge, Seminare und Veranstaltungen zum Thema Körper, Geist und Seele stattfinden.
Veganes Café in Mering zu eröffnen, war ein mutiger Schritt
Anfangs bot sie deshalb mittags nur Suppen und Salate an. Doch die Nachfrage nach warmen Gerichten sei so stark gewesen, dass sie sich diese Umsätze nicht entgehen lassen wollte und deshalb vegane Burger sowie wechselnde Tagesspeisen auftischte. Das stellte uns vor neue Herausforderungen. "Damit ging der Trubel und Stress erst los. Die Küche war einfach nicht darauf ausgelegt. Wir waren überfordert, das alles zu organisieren", erklärt Eva Huber. Diesem Stress hätte sie auf Dauer nicht standhalten können: "Gastro ist sehr anstrengend und intensiv, das muss man mögen."
Dabei scheut Eva Huber schwierige Aufgaben nicht. Schon der Schritt, in Mering ein veganes Café zu eröffnen, war mutig. "Viele haben damals die Seelenzeit von Anfang an zum Scheitern verurteilt und gesagt, ich sei verrückt", erinnert sie sich. Weil sie nur pflanzliche Küche serviert, haben deshalb einige Menschen nie einen Schritt in ihr gemütlich eingerichtetes Geschäft gesetzt. Doch sie freut sich, dass sie zahlreiche Gäste, die auch gerne Fleisch essen, für ihre gesunde Kost begeistern konnte: "Einige haben gesagt, dass sie sich von unserer Küche inspirieren haben lassen, und deshalb Veganes in ihren Speiseplan eingebaut haben. Ich denke, ich konnte hier einen Beitrag für eine gesündere Ernährung, das Tierwohl und die Umwelt leisten."
In den Räumen des Café Seelenzeit eröffnet Cumpanum-Filiale
Sie erzählt, dass sie für ihre jetzige Entscheidung, das Café zu schließen, wieder kritisiert werde. Denn sie habe zur Eröffnung viel Geld in den Ausbau investiert. "Das kann man in vier Jahren nicht reinarbeiten", offenbart sie. Leider habe sie auch im Moment niemanden, der ihr das ablöse. Deshalb werde sie ab diesen Donnerstag zu den üblichen Öffnungszeiten einen Ausverkauf starten, bei dem neben ihrem ganzen Sortiment auch viele Einrichtungsteile wie Lampen, Tische, Stühle und Regale erworben und ab dem 1. April abgeholt werden können.
An diesem Tag startet dann auch ihr Nachfolger mit dem Umbau. Bäckermeister André Heuck wird in den Räumen eine Cumpanum-Filiale vermutlich Mitte April eröffnen. "Wir bauen eine Backstube ein und backen direkt vor Ort, verkaufen also die Ware direkt aus dem Ofen", erklärt er das Konzept seines Unternehmens. Die Backwaren seien alle handwerklich hergestellt, bio, mit echten hausgemachten Sauerteigen, ohne Weizenmehl, ohne technische Enzyme und ohne Backmischungen. "Wir werden außerdem noch 'ein kleines Herzstück' in den Räumen haben - das ist ein Bioladen, der Lebensmittel aus der Region wie Tees, Honig, Marmeladen, Nudeln, also Waren des täglichen Bedarfs, anbietet", fügt er hinzu. Außerdem bleibe eine kleine Ecke der Seelenzeit als Café erhalten. Dennoch werde sich das Geschäft optisch stark verändern, meint er.
Café Seelenzeit war Eva Hubers Herzenswunsch gewesen
Darüber ist Eva Huber sogar ein bisschen froh: "Wenn der Laden anders ausschaut, kann ich mich leichter von der Seelenzeit lösen", verrät sie. Immerhin sei das Café ihr Herzenswunsch gewesen. Der Schließung ihres Cafés sieht sie mit einem lachendem und einem weinenden Auge entgegen. Vermissen wird sie die Begegnungen mit den verschiedensten Menschen, ebenso die zahlreichen Herausforderungen, die eine wichtige Erfahrung für sie waren. Dennoch freut sie sich auf den Neuanfang: "Ich war mein ganzes Leben lang selbstständig und habe immer gearbeitet.
So habe ich nicht viel von der Welt und anderen Kulturen kennengelernt. Und ich bin jetzt an einem Punkt, wo ich mal für mich da sein möchte, für neue Herausforderungen und Begegnungen offen bin, und reisen möchte." Sie sei dankbar, für all die wunderschönen Momente, die ihr die Seelenzeit ermöglicht habe. Diese haben sie im Leben weitergebracht. "Ich würde es genauso wieder machen", betont Eva Huber. Für die Zeit danach hat sie noch keine Pläne. "Ich lass mir alles offen und schaue, was das Leben mir schenkt. Ich bin im Vertrauen, dass es für mich positiv und gut weitergeht."
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