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Merching-Steinach: Warum in Steinach der Krautverkauf Hochkonjunktur hat

Merching-Steinach

Warum in Steinach der Krautverkauf Hochkonjunktur hat

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    Max und Rosa Zankl aus Egenhofen freuen sich über das frisch geschnittene vitaminreiche Kraut, von dem sie gleich einen Wäschekorb voll mit nach Hause nehmen.
    Max und Rosa Zankl aus Egenhofen freuen sich über das frisch geschnittene vitaminreiche Kraut, von dem sie gleich einen Wäschekorb voll mit nach Hause nehmen. Foto: Heike John

    Viel Publikumsverkehr herrscht jeden Donnerstag, Freitag und Samstag auf dem Hof der Familie Oswald in Steinach. An diesen Tagen ist der Hofladen geöffnet und aus dem gesamten Umland kommen Kunden, um sich mit frischem Gemüse aus eigenem Anbau und anderen landwirtschaftlichen Produkten einzudecken. Besonders viel los ist auf dem Hofgelände in der Unterdorfstraße jetzt zur Kraut-Erntezeit.

    Dort stehen große Holzkisten, in denen die vitaminreichen Köpfe gelagert werden. Von Zeit zu Zeit bringen Andreas Oswald und seine Mitarbeiter mit dem Traktor Nachschub. Rund hundert Köpfe lässt er in jede Kiste rollen. Diese leeren sich an den Verkaufstagen schnell. Drin im Wirtschaftsgebäude neben dem Hofladen steht der 15-jährige Quirin Oswald und halbiert mit einem großen Messer die Krautköpfe, bevor er sie in die Krautschneidemaschine steckt.

    Viele Kunden lassen sich in Steinach das Kraut gleich klein schneiden

    Den besonderen Service, sich das Kraut gleich schneiden zu lassen, nehmen viele Kunden gerne in Anspruch. So auch Max und Rosa Zankl, die dafür extra aus dem gut 20 Kilometer entfernten Egenhofen nach Steinach kommen. Das gehobelte Kraut lassen sie sich in einen mitgebrachten Wäschekorb füllen. Früher haben sie es daheim selbst geschnitten und in Steinguttöpfen mit Deckel eingelegt, erzählen sie. „Das war viel Arbeit und an dem großen Krauthobel hängst dort wie d’Katz am Pressack“, sagt Max Zankl und lacht. „So ist es angenehmer.“ Mit einem selbst gebauten Holzstampfer stampfen die Zankls dann ihr Kraut ein. „Als Kinder haben wir das barfuß gemacht“, erinnert sich Rosa Zankl. „Vorher mussten wir immer die Füße waschen.“

    Eingelegt wird nach dem Rezept der Familie Oswald. „Zehn Gramm Salz auf ein Kilo Kraut, das reicht völlig aus“, sagt Hofbesitzer Andreas Oswald. „Je besser man stampft, desto musiger wird's. Aber da hat jeder seine eigene Art, ganz so wie es in seiner Familie seit Generationen überliefert wurde“, ist Andreas Oswald überzeugt. Mehrere Kunststofffässer voller Kraut macht die Landwirtsfamilie selbst ein, vor allem für den Verkauf im Laden, wo das vitaminreiche Kraut auch in kleinen Portionen im Glas zu haben ist.

    „Des Kraut is enorm gsund und schmeckt fantastisch zu Würschtl oder gekochtem Fleisch oder auch kalt mit Brot“, sagt Rosa Zankl. Sie schwärmt vor allem fürs Spitzkraut. „Mit Kraut hast schnell gekocht, a Püree dazu und Ripperl und schon ist's Essen fertig“, sagt die Hausfrau. In früheren Zeiten ging in ländlichen Gebieten der Krautschneider im Herbst von Haus zu Haus und bot seine Dienste an. Nun kommen die Kunden auch von weit her, um sich auf dem Oswald-Hof ihr gehobeltes Kraut zu holen.

    „Wir haben eine Familie, die früher hier gewohnt hat und nun einmal im Jahr extra aus Traunstein kommt, um ihr frisch gehobeltes Kraut zu holen“, freut sich Waltraud Oswald-Failer. „Es scheint wieder ein Trend zu sein. Auch Jüngere legen wieder Kraut ein“, hat sie beobachtet. Die Juniorchefin eröffnete 1998 ihren Hofladen, den ihre zwölfjährige Tochter Anna-Lena einmal übernehmen will, wie diese erzählt. Mit den Kindern sind es drei Generationen auf dem Hof und Arbeit gibt’s im Familienbetrieb für jeden genug.

    Dem 15-jährigen Quirin Oswald geht die Arbeit an der Krautschneidemaschine schnell von der Hand.
    Dem 15-jährigen Quirin Oswald geht die Arbeit an der Krautschneidemaschine schnell von der Hand. Foto: Heike John

    Der 15-jährige Sohn Quirin hat bereits die ersten Praktika für seine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert und auch der achtjährige Kilian kann sich nützlich machen. Vor etwa 20 Jahren haben Waltraud und Andreas Oswald mit dessen Eltern Anna und Leonhard von Milchviehhaltung auf Schweinezucht mit rund 150 Muttersauen umgestellt. Dazu kommen Hühner für den Eierverkauf und Hähnchen für den Direktvermarkter. Auf rund 2,5 Hektar Ackerfläche wird Gemüse angebaut, etwa die Hälfte davon ist Rotkohl, Spitz- und Weißkraut. „Früher haben wir alles von Hand geschnitten und auf den Wagen nauf“, erinnert sich Senior Leonhard Oswald.

    Der Oswald-Hof lieferte in den letzten Jahren auch für die Waldweihnacht

    Der Krautanbau war lange eine traditionsreiche Spezialität im südlichen Landkreis.Das meiste Kraut wurde an die Krautfabriken Sponsel in Merching und Scherer in Mering geliefert. In den Hochzeiten der Krautproduktion in den 1950er-Jahren wurden die Kohlköpfe am Meringer Bahnhof waggonweise verladen. Mit dem Hänger fuhr Leonhard Oswald in den 1990er-Jahren sein Kraut auch nach Baindlkirch, wo donnerstags das traditionelle Weißwurstessen stattfindet und davor immer ein Bauernmarkt war.

    Bis in die Abendstunden ist auf dem Oswald-Hof Betrieb. Zwischendurch stampft Andreas Oswald auch mal Kraut für den Verkauf ein.
    Bis in die Abendstunden ist auf dem Oswald-Hof Betrieb. Zwischendurch stampft Andreas Oswald auch mal Kraut für den Verkauf ein. Foto: Heike John

    Große Mengen wurden in den vergangenen Jahren auch für die Waldweihnacht nach Gut Mergenthau geliefert. Schupfnudeln mit Kraut gehört zu den Lieblingsspeisen der Adventsmarktbesucher. Die Waldweihnacht ist in diesem Jahr coronabedingt abgesagt und somit bricht ein nicht unbedeutender Absatzmarkt weg. Bis weit in den November hinein wird das vitaminreiche Wintergemüse noch geerntet. Geschnitten und verkauft wird es auf dem Oswald-Hof in Steinach auch noch im Dezember.

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