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Merching: Giftige Blaualgen: Mandichosee unter strenger Beobachtung

Merching

Giftige Blaualgen: Mandichosee unter strenger Beobachtung

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    Noch ruhen Kios- und Badebetrieb am Merchinger Mandichosee. Doch die neuen, dauerhaften Schilder, die vor der Gefahr durch Blaualgen warnen, sind bereits aufgestellt.
    Noch ruhen Kios- und Badebetrieb am Merchinger Mandichosee. Doch die neuen, dauerhaften Schilder, die vor der Gefahr durch Blaualgen warnen, sind bereits aufgestellt. Foto: Gönül Frey

    Der Winter nähert sich dem Ende. Damit rückt der Mandichosee wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit. Dieser war, wie berichtet, wegen des überraschenden Aufkommens der seltenen Blaualge Tychonema, wissenschaftlich eigentlich eine Gattung der Cyanobakterien, während der vergangenen Freiluftsaison wochenlang gesperrt. Seit Ende September ist er wieder freigegeben. Doch weil die Organismen, die das Nervengift Anatoxin erzeugen, sich nicht ausmerzen lassen, bleibt das beliebte Freizeitgewässer unter strenger Beobachtung.

    Wie berichtet, war die Blaualge entdeckt worden, als drei Hunde eines unerklärlichen Todes starben. Bei zwei von ihnen konnte die Blaualge tatsächlich im Mageninhalt nachgewiesen werden. Was folgte, war eine große Verunsicherung. Denn die Tychonema galt bisher nur in nordischen Gefilden als heimisch. In Deutschland hatte sie zuvor erst einmal von sich reden gemacht – damals war sie am Tegeler See bei Berlin entdeckt worden. Entsprechend dünn waren die Erfahrungswerte und das Landratsamt Aichach-Friedberg entschied sich daher vorsichtshalber zur Sperrung.

    Blaualgen im Mandichosee: Behörden hoffen auf neue Erkenntnisse

    Indessen verdichteten sich die Hinweise, dass die Alge möglicherweise gar nicht so selten ist, sondern nur bislang immer unentdeckt blieb. So tauchten verdächtige Spuren auch in einer Probe vom Friedberger See auf. Sollte man nun etwa alle Badegewässer sperren? Unmöglich. Deswegen entschied sich das Landratsamt letztlich, die Sperrung wieder aufzuheben und stattdessen Schilder mit ausführlichen Warnhinweisen aufzustellen. Zu diesem Zeitpunkt war die Badesaison ohnehin fast vorbei. Über den Winter hoffte man zudem auf neue Erkenntnisse, denn zwischenzeitlich war auch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit eingebunden worden.

    Ein Schild warnt Besucher des Sees vor Blaualgen und listet empfohlene Verhaltensweisen auf.
    Ein Schild warnt Besucher des Sees vor Blaualgen und listet empfohlene Verhaltensweisen auf. Foto: Gönül Frey

    Dieses sieht die Notwendigkeit, das Thema Tychonema gut im Blick zu behalten. Der Mandichosee soll deswegen verstärkt überwacht werden, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung. Das betrifft vor allem das Landratsamt , das laut LGL seine Routineüberwachung der Badegewässer an die Besonderheiten der Tychonema anpassen müsse. „Die optische Kontrolle wird intensiviert und angepasst – auch bei anderen Seen – , da sich eine Massenvermehrung von Tychonema anders zeigt als eine Massenvermehrung von anderen Cyanobakterien “, fordert das Landesgesundheitsamt. Treten Auffälligkeiten auf, werden Feststoffproben wie zum Beispiel. Treibgut, Steine und Wasserpflanzen entnommen, diese werden dann am LGL untersucht. Weitere Kontrollbegehungen und Untersuchungen von Proben seien durch die Technische Universität München (TUM) in Zusammenarbeit mit dem LGL geplant.

    Blaualgen: So gefährlich sind sie, so erkennt man sie

    Es ist heiß, es ist sonnig - dieses Sommerwetter bietet ideale Bedingungen für die Ausbreitung sogenannter Cyanobakterien. Diese besser als Blaualgen bekannten Organismen kommen in geringer Menge praktisch in jedem Gewässer vor und sind dann auch weitgehend ungefährlich. Kritisch wird es, wenn Blaualgen sich massiv vermehren. Denn einige Cyanobakterien bilden Gifte. Diese gefährden bei höherer Konzentration die Gesundheit von Menschen und Tieren.

    Gefährlich können Cyanobakterien vor allem dann werden, wenn sie in hoher Konzentration mit dem Wasser geschluckt werden oder in die Atemwege gelangen. Vor allem Kinder, die im flachen Wasser toben, könnten so Übelkeit, Durchfall oder Entzündungen bekommen. Wenn sie sehr viel Wasser schlucken, könne das sogar lebensgefährlich sein, warnt das Umweltbundesamt. Gleiches gilt für Hunde und andere Haustiere - für sie können Cyanobakterien ebenfalls tödlich sein.

    Die Algenart Tychonema etwa war 2017 für den Tod von mehreren Hunden am Tegeler See bei Berlin verantwortlich.  Auch im Fall von mehreren toten Hunden am Mandichosee im Kreis Aichach-Friedberg waren die Algen als Ursache in Verdacht.

    Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg und das Bundesumweltamt führt folgende mögliche Symptome auf:

    • Haut- und Schleimhautreizungen
    • Übelkeit, Durchfall und Erbrechen
    • Gliederschmerzen
    • Bindehautentzündungen
    • Ohrenschmerzen
    • Fieber
    • Atemwegserkrankungen
    • allergische Reaktionen

    "Eindeutig belegte Todesfälle durch Microcystin-Aufnahme beim Baden oder anderweitiger Freizeitnutzung von Gewässern mit „Blaualgenblüten“ sind bislang nicht bekannt", erklärte das Umweltbundesamt.

    Anders als man vermuten könnte, sind Blaualgen eher grün als blau. Einige Blaualgen sammeln sich und bilden Schlieren oder Teppiche im Wasser, die grünlich bis leicht bläulich schimmern. Ein guter Hinweis auf eine Belastung ist es, wenn man bis zu den Knien im Wasser steht und die Füße im grünen Wasser bereits nicht mehr zu sehen sind.

    Die Blaualgen-Teppiche sind meist nicht flächendeckend, sondern bilden sich nur an bestimmten Stellen eines Gewässers.

    Anders als andere giftbildende Cyanobakterien , die frei im Wasser schweben, vermehren sich die Arten aus der Gattung Tychonema nämlich auf Oberflächen. Bei massenhafter Vermehrung, wie im vergangenen Sommer, bilden sie mit bloßem Auge gut erkennbare rötliche Matten auf dem Gewässergrund oder haften an Wasserpflanzen. Deswegen müssen auch die Proben anders genommen werden. Statt wie sonst üblich im freien Gewässer, werden hier deswegen Proben von Wasserpflanzen, bewachsenem Treibgut, Steinen oder Sediment – vor allem aus den gebildeten Matten – entnommen, erläutert das LGL. „Es ist geplant, dass die TUM über ein Projekt wieder beteiligt ist. Details dazu sind jedoch noch offen“, sagt ein Sprecher des LGL. Das Landratsamt Aichach-Friedberg plant zum Umgang mit der Blaualge Tychonema im März eine große interne Besprechung, wie es auf Anfrage unserer Zeitung heißt.

    Dieses Foto stammt zwar nicht vom Mandichosee, sondern vom Weißenstädter See in Oberfranken. Es zeigt aber gut, wie sich die Blaualgen schlierenartig ausbreiten.
    Dieses Foto stammt zwar nicht vom Mandichosee, sondern vom Weißenstädter See in Oberfranken. Es zeigt aber gut, wie sich die Blaualgen schlierenartig ausbreiten. Foto: Nicolas Armer, dpa

    Neue Schilder am Mandichosee in Merching

    Viele Sorgen hat die Blaualge Merchings Bürgermeister Martin Walch bereitet, in dessen Gemeindegebiet sich der See befindet. Schon jetzt hat er beim Landratsamt vorgesprochen, wie es in der kommenden Freiluftsaison weitergehen soll und hat auch die Wassersportvereine noch einmal informiert. Vom Landratsamt gab es jetzt neue, dauerhafte Schilder, die der Merchinger Bauhof bereits aufgestellt hat. Der Bürgermeister erinnert die Badegäste daran, vorsichtig zu sein. Da sich die Algen vor allem auf Anschwemmungen im Uferbereich ansammeln, sollten Eltern darauf achten, dass Kinder nichts in den Mund nehmen. Besonders gefährdet sind Hunde, die vom muffigen Geruch der Alge angelockt werden. Am besten sollten Hundehalter sie deswegen beim Spaziergang am See an der Leine lassen.

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