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Merching: Etikette im Klassenchat: Merchinger Lehrerin gewinnt Preis

Merching

Etikette im Klassenchat: Merchinger Lehrerin gewinnt Preis

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    Einen Sonderpreis für Zivilcourage im Netz erhielt die Merchinger Lehrerin Carmen Lubetzki (von links): Sabine Jaenecke (Jury), Rosemarie Schlegtendahl (Inner Wheel München Residenz), Carmen L., Anna Kleeblatt (Moderatorin) und Max.
    Einen Sonderpreis für Zivilcourage im Netz erhielt die Merchinger Lehrerin Carmen Lubetzki (von links): Sabine Jaenecke (Jury), Rosemarie Schlegtendahl (Inner Wheel München Residenz), Carmen L., Anna Kleeblatt (Moderatorin) und Max. Foto: Robert Haas

    Den Preis für Zivilcourage haben die Münchner Inner Wheel Clubs nun zum dritten Mal verliehen. Zu den Preisträgern zählt auch Carmen Lubetzki, Lehrerin für Wirtschaft, Kommunikation und Informatik an der Mittelschule Merching. Gewürdigt werden Pädagoginnen und Pädagogen der bayerischen Mittel-, Realschulen und Gymnasien, die sich besonders dafür einsetzen, Schüler und Schülerinnen vor Missbrauch und Gewalt im Netz zu schützen. Bei der Merchinger Lehrerin war die Freude riesengroß, als sie nun mit einem Sonderpreis in Höhe von 500 Euro geehrt wurde. 

    Überzeugt hatte die Jury vor allem der Gedanke des Peer-to-peer Projekts, bei dem ältere Schüler zu Lehrenden werden können. „Die Großen sind im Umgang mit Social Media meist Experten und kennen sich dort besser aus, als die meisten Lehrerinnen. Sie können ihre Kenntnisse und Erfahrungen glaubwürdig auf Augenhöhe weitertragen und übernehmen damit Verantwortung“, heißt es in der Laudatio. 

    Los ging es mit Regeln für den Klassenchat

    „Mir war überhaupt nicht bewusst, dass es so etwas Großes wird“, meint die Lehrerin im Nachhinein. Medienkompetenz werde ja mittlerweile fast in jedem Fach gefordert und so habe sie mit den Achtklässlern Regeln für den Klassenchat erarbeitet. Unterstützt wurden sie dabei von der Medienstelle Augsburg. Aus zunächst einzelnen Filmchen wurde ein richtig großes Projekt: „Etikette im Klassenchat“. Neben den Benimmregeln arbeiteten die Schülerinnen und Schüler mit ihrer Lehrerin heraus, dass es sich nicht mehr um einen Privatraum handelt, wenn eine ganze Klasse dabei ist. 

    Im Chat herrscht oft ein rauher Umgangston: wie Schülerinnen und Schüler darauf reagieren können, übte Lehrerin Carmen Lubetzki mit ihnen.
    Im Chat herrscht oft ein rauher Umgangston: wie Schülerinnen und Schüler darauf reagieren können, übte Lehrerin Carmen Lubetzki mit ihnen. Foto: Lubetzki

    Sensible Daten haben dort auch nichts verloren, wurde den Jugendlichen danach klar. Darauf erarbeitete die Gruppe ein Plakat, das nicht nur die Regeln beinhaltete, sondern auch, was man tun kann, wenn jemand die Regeln missachtet – und ganz wichtig: Wo und wie man Hilfe bekommt. Ein weiteres Unterprojekt war ein Elternabend, für den die Neuntklässler mit Carmen Lubetzki in Zusammenarbeit mit der Medienstelle über das Thema „Always online – was macht mein Kind mit dem Handy?“ informierten. Ein Schwerpunkt dabei war, was man einstellen kann, um sein Kind besser zu schützen. „Die Schule alleine kann die Medienerziehung nicht leisten“, unterstreicht Carmen Lubetzki. 

    Die Eltern müssen dringend in Verantwortung gehen, vor allem bei jüngeren Kindern: Bereits in der 3. Klasse besitzt etwa die Hälfte der Kinder ein eigenes Handy, weiß sie. Alleine seien die Kinder hoffnungslos überfordert. Ganz allgemein hat sie den Eindruck: „Kinder bräuchten dabei viel mehr Führung.“ Man müsse das Handy entwicklungsgerecht einsetzen, die Nutzung beschränken und vielleicht auch zunächst kein eigenes kaufen, sondern das Handy erst eine Weile leihweise benutzen lassen. Die Eltern müssen sich auch mal den Chat zeigen lassen. 

    Fast alle Schüler erleben Beleidigungen, Beschimpfungen oder Mobbing

    Die Erlebnisse der Schüler in der Freizeit können auch Konsequenzen für die Schulgemeinschaft haben, sei es bei einem Chat oder beim Gamen. „Dort entstehen oft Konflikte, von denen wir in der Schule nichts mitbekommen und auf die wir dadurch kaum reagieren können.“ Beleidigungen, Beschimpfungen, Mobbing - fast alle haben dies schon erlebt. Das Perfide dabei ist: Die Kinder und Jugendlichen wollen gerade in diesem Alter dazu gehören und versuchen das schlechte Benehmen im Chat zu verharmlosen. „War nicht so gemeint“, oder „war nicht so schlimm“ - hört die Lehrerin dann. 

    Aber die Psyche verinnerliche einen Teil dessen, was man immer wieder im Chat lese. Deswegen fertigte Carmen Lubetzki mit den Schülerinnen auch ein Fake-Chat Puzzle an, das genau diese Situationen aufgreift. Sie ist überzeugt, dass ganz viele wissen, dass es nicht in Ordnung ist, was da im Netz abläuft: „Aber sie kommen nicht in die Zivilcourage rein.“ Deutlich wurde dies auch bei der Arbeit an dem Preis gekrönten Film mit einigen der erwähnten Schülerarbeiten und Unterstützung des Medienzentrums. Dafür wollte sie neben einigen Kolleginnen auch Schüler interviewen, wie und ob sie Mobbing, Hass oder Gewalt im Netz bereits erlebt haben: Von einigen Schülerinnen kam eine Absage. Aus Sorge vor Konsequenzen. Lubetzki baut aber darauf, dass immer mehr Jugendliche durch Projekte und gute Aufklärung stark genug sein können, Zivilcourage zu zeigen. 

    Das steckt hinter den Inner Wheel Clubs

    Der Inner Wheel Club wurde 1924 von Frauen der im Krieg abwesenden Rotarier in England gegründet, die in Abwesenheit ihrer Männer die sozialen Aktivitäten weiterführen wollten. Seit 1968 gibt es Inner Wheel in Deutschland, seit 1984 in München. Mit über 10300 Mitgliedern in 103 Ländern ist Inner Wheel die größte Frauen Service Station, die von den Vereinten Nationen als nicht-staatliche Organisation anerkannt ist und beobachtenden Status bei der UNO einnimmt. Werte und Ziele der 74 Münchner Mitglieder sind Freundschaft, soziales Engagement und internationale Verständigung. 

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