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Merching: Einkaufen am Ort – so funktioniert es in Merching

Merching

Einkaufen am Ort – so funktioniert es in Merching

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    Judith Berchtold findet für ihre Kunden immer einen herzlichen Blumengruß.
    Judith Berchtold findet für ihre Kunden immer einen herzlichen Blumengruß. Foto: Christina Riedmann-Pooch

    Wenn es das Nötigste für den täglichen Bedarfs vor Ort zu kaufen gibt, erleichtert es das Leben gewaltig. Diese Nahversorgung zu gewährleisten, wird jedoch für kleine Gemeinden immer mehr zur Herausforderung. So hat es in Merching mit seinen rund 3200 Einwohnern schon viele Diskussionen über einen eigenen Dorfladen gegeben, im Endeffekt ist das Vorhaben jedoch gescheitert. Umso wichtiger sind deshalb die verbliebenen Läden – die nun mit Corona eine besonders herausfordernde Zeit hinter sich haben. Was sagen die ansässigen Betriebe zum Standort Merching: kann ein Laden in einem kleinen Ort mit der Nähe zu Mering und den dortigen Supermärkten funktionieren?

    Die Bäckerei Storch ist das Merchinger Unternehmen, das am längsten besteht – nämlich schon seit 1800. Vor sechs Jahren übernahm Bäckermeister Hubert Brennessel. Für ihn war immer klar, dass er seine eigene Bäckerei auf dem Land haben will, wo die Kundschaft sein Brot schätzt – schließlich ist er in einem kleinen Ort aufgewachsen.

    In Merchings Bäckerei Storch versorgen die  Verkäuferinnen Eva links und Karin mit frischen Backwaren.
    In Merchings Bäckerei Storch versorgen die Verkäuferinnen Eva links und Karin mit frischen Backwaren. Foto: Christina Riedmann-Pooch

    Bäcker in Merching unterstützt gerne das Dorfleben

    Das Dorfleben unterstützt er gerne – sei es mit Pizzateig für die Pfarrgemeinde oder zusätzlichen Brezen, wenn ein Fest ansteht. Die Rückmeldungen, die er von seinen Kunden bekommt, seien positiv. Milchprodukte, Nudeln, Kaffee und unter anderem auch ein wenig Wurst, Zeitschriften und Süßigkeiten gibt es zusätzlich in seinem Bäckerladen.

    Auch Georg Eidelsburger, der vor fast zwei Jahren die örtliche Metzgerei wiedereröffnet hat, ist einer seiner Kunden: Er bezieht von Brennessel Backwaren für seine Mittagstheke. Gerade dieser Verkauf werde sehr gut angenommen, erzählt Eidelsburger. Gerne würde er dieses Angebot auf lange Sicht erweitern. Das, und auch der Partyservice seien für ihn ein sehr erfüllender Aufgabenbereich.

    Metzgermeister Georg Eidelsburger rechts und  Kollege Matthias Haller freuen sich auf ihre Kunden.
    Metzgermeister Georg Eidelsburger rechts und Kollege Matthias Haller freuen sich auf ihre Kunden. Foto: Christina Riedmann-Pooch

    Der junge Metzgermeister freut sich, dass neben der Merchinger Stammkundschaft, mit der er mittlerweile teilweise ein sehr persönliches Verhältnis hat, auch viele Auswärtige kommen. Besonders während des Lockdowns sei er unglaublich dankbar gewesen, dass ihm seine Kunden die Treue hielten. Auch er war teilweise von Lieferengpässen und abgesagten Veranstaltungen betroffen, erzählt er. Sein Anliegen: „Besser nicht im Internet nach Lebensmitteln klicken, sondern einfach mal schauen, was es alles im Ort gibt.“

    Der Laden von Judith Berchtold ist eine wichtige Anlaufstelle in Merching

    Judith Berchtold verkauft Blumen, Karten, Deko und Geschenke und ist eine wichtige Anlaufstelle in Merching. Sie sieht für ihren kleinen Laden direkt neben der Kirche die gleichen Herausforderungen wie überall: „Wenn einmal zwei bis drei Wochen wenig los ist, ist man froh, wenn wieder ein größerer Auftrag kommt.“ Die große Wertschätzung, die sie von den Merchingern erhält, dass diese auch während der Corona-Zeit telefonisch Sträuße bestellten und zu ihr hielten – das ist für sie nicht nur wunderschön, sondern auch existenziell, betont sie.

    Gleich nebenan ist der Getränkemarkt Bauer, den Stefan Steinecker führt. Er ist seit 25 Jahren in Merching vertreten. Während des Corona-Lockdowns habe er keine Einbußen gehabt – im Gegenteil, sagt er: „Wir haben gespürt, dass viele zuhause waren und das Angebot vor Ort nutzten.“ 90 Prozent der Käufer seien Stammkunden. Nur eine Sache würde er gerne optimieren: Etwas mehr Fläche wäre gut – denn derzeit kann er hier nur die Hälfte seines Sortiments anbieten.

    Der zweite Bäckerladen in Merching ist eine Knoll-Filiale. Marie-Luise Knoll weiß, wie wichtig die kleinen Filialen auf dem Land für herzliche, soziale Kontakte sind. „Es erzeugt Heimatgefühl“, weiß sie. So hat sie während des Lockdowns versucht, auf die Bedürfnisse der Kunden zu reagieren. Als es vor Ostern kaum noch Hefe gab, bot sie in Merching offene Hefe zum Verkauf an. Zu dieser Zeit war ihre Filiale eine gefragte Adresse, jetzt kehrt wieder Alltag ein. Für Familie Knoll sei die größte Herausforderung, die Kunden mit Qualität zu überzeugen – bei den Preisen könne ein Bäcker nicht mit den Discountern konkurrieren, erklärt sie.

    Der Bäcker schaffe jedoch regionale Arbeitsplätze. Nicht nur durch Verkäufer, Bäcker, Auslieferer – auch durch die Zutaten. Das Mehl bezieht die Bäckerei beispielsweise aus der Mühle in Friedberg. Die Wirtschaft in der Region müsse zusammenhalten, ist sie überzeugt. Einen Dorfladen in Merching hätte sie bei der begrenzten Kundenzahl nicht ideal gefunden. Das hätte sich auf die Rentabilität der bestehenden Läden nicht positiv ausgewirkt, meint sie. Jammern, wenn wieder ein Geschäft eingeht helfe nicht. Dagegen ihr Appell: „Kauft vor Ort! Unterstützt die Betriebe vor Ort!“

    Im Hofverkauf der Ankners ist jetzt Hochsaison

    Dies gilt auch für den Hofverkauf bei Familie Ankner. Von September bis Ende November ist Hochsaison, bis in den Januar hinein gibt es die heimischen Erzeugnisse. Entwickelt hat sich das über das Kraut. Die Ankners entschieden sich für eine besonders hohe Qualität und das Risiko, das Kraut ohne Vertrag direkt zu vermarkten.

    Funktionieren kann das nur, weil alle Familienangehörigen mit anpacken und weil die Käufer bis aus Starnberg und Kempten kommen. „Kunden aus dem Ort kennen und nutzen das vielfältige Angebot der Merchinger Dorfläden oft gar nicht“, bedauert Johann Ankner. Neben verschiedene Gemüsesorten von Radicchio über Fenchel bis Kürbis, Äpfeln, Zwetschgen sowie Eiern und Honig gibt es acht verschiedene Sorten Kraut.

    Wenn der Hofladen zur Erntezeit öffnet, bietet Familie Ankner regionale und knackfrische Ware an: Was hier verkauft wird, war am frühen Morgen noch auf dem Feld.
    Wenn der Hofladen zur Erntezeit öffnet, bietet Familie Ankner regionale und knackfrische Ware an: Was hier verkauft wird, war am frühen Morgen noch auf dem Feld. Foto: Christina Riedmann-Pooch

    Die Idee eines Dorfladens oder eines Wochenmarkts sehen die Ankners differenziert. Zusätzliche Arbeitszeit könnten sie dafür nicht aufbringen. Sie fürchten außerdem, dass die meisten dort nur Kleinigkeiten erwerben würden, die sie beim auswärtigen Großeinkauf vergessen haben. Johann Ankner erinnert daran, dass dieses Verhalten bereits einige Angebote unrentabel gemacht hat: „Pschorr“, „Wenzl“ und das zusätzliche Angebot bei der Bäckerei „Storch“ mussten in den 90er Jahren genau deswegen aufgeben.

    Hier wird in Merching Direktverkauf angeboten

    Von verschiedenen Höfen oder privaten Erzeugern gibt es direkt in Merching unter anderem folgende zum Teil saisonale Angebote:

    • Familie Ankner (Hofverkauf) Kraut, Fleisch, diverse Feldfrüchte (saisonal), Milch, Eier
    • Familie Kinader („Kartoffelkiste“) Kartoffeln, Eier
    • Familie Kerber (Hofverkauf) Feldfrüchte (saisonal)
    • Familie Grabmann (saisonal) Erdbeeren
    • Familie Gelb (samstags und nach Vereinbarung) Verkaufswagen: Wurst, Fleisch, Eier
    • Gartenbauverein (Mosterei) Saft

    Auch in Steinach gibt es Hofläden mit großem Sortiment (auch Mehl, Nudeln, Wurst, Käse):

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