Startseite
Icon Pfeil nach unten
Friedberg
Icon Pfeil nach unten

Merching: Die Mittelschule in Merching steht seit 50 Jahren: ein Rückblick

Merching

Die Mittelschule in Merching steht seit 50 Jahren: ein Rückblick

    • |
    Die Merchinger Mittelschule blickt auf eine lange Geschichte zurück.
    Die Merchinger Mittelschule blickt auf eine lange Geschichte zurück. Foto: Christian Gall

    Fast unbemerkt ist im September ein ganz besonderes Gebäude in Merching 50 Jahre alt geworden: die jetzige Grund- und Mittelschule Merching. Vor 50 Jahren war das millionenschwere Projekt dagegen mit erheblichen Turbulenzen verbunden. Das hing damit zusammen, dass in dieser Zeit auf Schulebene unglaublich viel neu strukturiert und verändert wurde.

    Um zu verstehen, was dieses Gebäude für Merching bedeutet, muss man einen Blick auf die Schulgeschichte der Gemeinde und der umliegenden Dörfer werfen: Seit 1770 die Schulpflicht eingeführt worden war, war man stolz auf die kleinen Dorfschulen, die oft behelfsmäßig untergebracht waren und in denen häufig zunächst die Mesner oder Organisten unterrichteten.

    Die Geschichte der Mittelschule in Merching ist eng verknüpft mit der Schulreform

    Die Schüler unterschiedlichster Jahrgangsstufen waren oft in einem einzigen Raum beziehungsweise zeitlich versetzt untergebracht. In Merching wurde 1877 eigens ein Schulhaus inklusive Lehrerwohnungen gebaut – die jetzige Gemeindeverwaltung. Das Gebäude hielt den Kriegsjahren stand, wurde kurzzeitig 1945 von den Amerikanern besetzt, danach aber wieder freigegeben. In den 1950-Jahren wurden die Lehrerwohnungen wegen Raumknappheit ausgelagert, 1959 plädierte Bürgermeister Johann Neßl wegen der weiterhin wachsenden Schülerzahl eindringlich für eine Vergrößerung des vierten Schulsaals – 35 Quadratmeter für zwei Jahrgänge.

    Während in Unterbergen noch 1963 mit großem finanziellen Aufwand ein neues Schulhaus gebaut wurde, zeichnete sich eine große Reform im Schulwesen ab: die Auflösung der kleinen Dorfschulen. Am 30. Juli 1965 wurde bereits in Merching diskutiert, wo eine neue Verbandsschule errichtet werden könnte. Pfarrer Maximilian Tremmel war ein großer Befürworter der Idee, das Areal hinter dem Klostergarten zu nutzen. Er stellte sich eine Art geistiges Zentrum für Merching vor, durch das allerdings die Untermühlstraße geführt hätte.

    Merching bekommt den Zuschlag für die Verbandsschule - in Unterbergen und Schmiechen ist man gar nicht begeistert

    Der Vorschlag des Gemeinderats Josef Bader, die Fläche des jetzigen Schulgeländes am damaligen Ortsrand zu kaufen, um dem Projekt gerecht zu werden, wurde auch von Schulleiter Ludwig Sappler unterstützt. Die Diskussionen lohnten sich für Merching: Im August 1967 bekam der Ort unter Bürgermeister Wagner den Zuschlag für die Verbandsschule, zu der künftig Merching, Steinach, Schmiechen, Steindorf, Unterbergen, Hausen und Hofhegnenberg gehörten.

    Die Geschichte der Schule Merching

    Einführung der Schulpflicht 1770. Es gab bereits kleine Dorfschulen in Merching, Schmiechen und Steindorf. Als Lehrer fungierten damals beispielsweise Mesner und Organisten.

    1877: Bau eines neuen Dorf-Schulhauses in Merching

    Vom 29. April bis 7. November 1945 herrscht kein Schulbetrieb: Die Amerikaner besetzen und verwüsten das Schulhaus.

    1951: Umbau der Lehrerwohnungen in zwei weitere Schulsäle

    1959: Bürgermeister Johann Neßl setzt sich für eine Erweiterung des Bestandsbaus ein

    1965: Beschluss der Auflösung der kleinen Dorfschulen

    1966: Planungen für die neue Schule in Merching laufen. Architekt Emmerling aus Kissing wird beauftragt

    1967: Beschluss der Errichtung einer Verbandsschule mit Merching, Steinach, Schmiechen, Unterbergen, Steindorf, Hausen und Hofhegnenberg

    Mai 1969: Baufirma Ditsch aus Prittriching beginnt mit den Arbeiten

    Schuljahr 1979/80: Kinder aus Eresried und Hochdorf besuchen die Merchinger Schule

    September 1970: Die Merchinger Schüler starten mit zwölf „Normalklassen“ in das Schuljahr

    22. Februar 1971: Die Turnhalle kann genutzt werden

    1990: Die Mehrzweckhalle wird gebaut und für Veranstaltungen und den Sportunterricht eingesetzt

    2000: Aufstockung über Physik und Werksaal

    2013 Aufstockung Nordseite, in den Folgejahren: Umbau der Werkräume, Umbau mit kleineren Klassenzimmern, geplant: Erweiterungsbau, voraussichtlich spätestens 2021 Baubeginn

    Gerade in Unterbergen war man allerdings alles andere als begeistert: Das eigene neue Schulhaus stand bereits, trotzdem warteten weitere Beiträge als Mitglied im Schulverband. Auch die Eltern waren besorgt: Den Schülern der unteren Klassen könne man nicht zumuten, um 6 Uhr morgens aufzustehen, um den Schulbus um 7 Uhr zu erreichen. Und auch in Schmiechen sorgte man sich um die Erstklässler: Nicht nur fremde Lehrer würden die Abc-Schützen erwarten – sondern auch fremde Kinder, war 1968 in der Presse zu lesen.

    Auch mit Schul- und Lehrplanreformen musste sich der damalige Rektor Helmut Kreutle beschäftigen: Das 9. Schuljahr wurde eingeführt, Englischunterricht in den 5. Klassen und nicht nur die Eltern plädierten nachdrücklich für Jahrgangsklassen. Zudem war das neue Schulhaus noch nicht errichtet. Völlig zerstreut waren die Schüler des Jahrgangs 1969/70 von Klasse 1 bis 5 in Merching, die 6. Klasse in Unterbergen, die 7. in Steinach, die 8. Klasse in Schmiechen und die 9. Klasse im Trachtenheim Merching untergebracht.

    Welch akrobatische Aktion dies mit der Organisation der Busse gewesen sein muss, erwähnte Kreutle: „Keine Außenstelle kann direkt telefonisch erreicht werden.“ Immerhin fand zur Entspannung am 13. September 1969 zum allerersten Mal in Merching kein Samstagsunterricht mehr statt. Nach 132 Tagen Bauzeit konnte dann in Merching im Dezember 1969 Richtfest gefeiert werden und im Schuljahr 1970/71 waren endlich alle unter einem Dach vereint.

    Die Merchinger Verbandsschule im Jahr 1970.
    Die Merchinger Verbandsschule im Jahr 1970. Foto: Archiv Schule/Gemeinde Merching

    Bei der Einweihung der 4,2 Millionen DM teuren neuen Volksschule war die Begeisterung groß. So war etwa in der Friedberger Allgemeinen zu lesen, dass Architekt Gerhard Emmerling mit dieser Schule zweifellos ein großer Wurf gelungen sei. Die große Helligkeit und die erstklassige Einrichtung der geräumigen 14 Klassenzimmer, die Fachräume, die breite Freitreppe, die Garderobenschränke aus Holz, das Arztzimmer, der eigene Raum für den Musikunterricht samt Klavier, das aus Steindorf gestiftet worden war, und der eigene Aufenthaltsraum für Fahrschüler sorgten für großes Aufsehen.

    Unter den Erstklässlern in Merching war auch der jetzige Bürgermeister

    Unter den Erstklässlern war auch der jetzige Bürgermeister Helmut Luichtl, der sich besonders gut an die Klassengröße erinnern kann: In seiner Parallelklasse besuchten etwa 44 Kinder die 1 b bei Ingrid Fischer – und trotzdem sei es im Vergleich zu heute recht ruhig, meint er. Dabei waren die 1. Klassen noch recht überschaubar: 52 Schüler waren es etwa in der 8. Klasse. Als schließlich im Februar 1971 auch die Turnhalle und im März die Bibliothek fertig eingerichtet waren, stattete sogar eine Abordnung des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands der „Musterschule“ einen Besuch ab.

    Rektor Kreutle freute sich ab März 1970 über die Unterstützung von Ludwig Süßmair, der als erster Hausmeister fungierte, und Anfang 1974 über Marianne Pietschmann-Huber, die als erste Schulsekretärin das Team komplettierte. Begeistert schrieb er in die Schulchronik, dass mit ihrer Stelle die Benachteiligung gegenüber der Realschule und des Gymnasiums endlich ein Ende habe.

    Der Architekt hatte mit Weitblick geplant: Eine zentrale Sportanlage mit Allwetterbelag, ein Erweiterungsbau mit acht weiteren Schulsälen und sogar eine Schwimmhalle. Der Gedanke eines Erweiterungsbaus war dringend nötig, denn bereits 1974 mussten zwei Klassen wieder in das alte Schulhaus umziehen. Zur Freude der Schüler, die das heimelige Gebäude mit nur zwei Klassen liebten – nicht ganz so zur Freude der Lehrer, die ihren Einsatzort als Auslagerung empfanden.

    Dennoch wurde der Raum im Haupthaus knapp: So fand etwa der Musikunterricht einmal in der Schulküche statt, während eine andere Klasse eifrig in den Kochtöpfen rührte. 1977 hielt Rektor Helmut Kreutle verzweifelt in seiner Chronik fest: „Das Gebäude platzt aus allen Nähten.“ Zu seinem Leidwesen dauerte es noch gut drei Jahre, bis diesen Sachverhalt das Schulamt genauso sah und sich für zusätzliche Werk- und Gruppenräume sowie eine zusätzliche Turn- und Gymnastikhalle aussprach, die schließlich 1990 als Mehrzweckhalle umgesetzt wurden.

    Im Jahr 2000 wurde mit dem ersten Erweiterungsbau begonnen

    2000 wurde mit dem ersten Erweiterungsbau begonnen, seit 2013 wurde die Schule kontinuierlich aus- und umgebaut – auch für die immer weiter steigende Zahl der Mittelschüler, die seit 2015 auch aus Mering kommen. Zur Zeit des Baus des Gymnasiums in der Marktgemeinde entschied die Gemeindeverwaltung Merching unter Bürgermeister Martin Walch, das Schulgebäude als Eigentümer zu übernehmen. Einen ganzen Wäschekorb voller Unterlagen hatte der damalige Geschäftsführer Bernhard Frank dafür vorbereitet.

    Bis heute investiert die Gemeinde viel in die Bildung der Schüler: In Kürze soll auch ein neuer Erweiterungsbau in Angriff genommen werden. Es soll ein ansprechender Bau werden, nur ohne Schwimmhalle, wie Bürgermeister Helmut Luichtl bestätigt, dafür sei kein Platz und kein Geld da. Vielleicht kann aber, genau wie vor 50 Jahren an einem heißen Sommertag 1971, eine kleine Einweihungsfeier stattfinden. Dieses Mal zum Richtfest des Erweiterungsbaus.

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden