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Merching: Der Merchinger Burschenverein ist viel mehr als nur Frohsinn und Scherz

Merching

Der Merchinger Burschenverein ist viel mehr als nur Frohsinn und Scherz

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    Der Merchinger Burschenverein ist auch in anderen Orten aktiv, etwa auf Veranstaltungen in Moorenweis.
    Der Merchinger Burschenverein ist auch in anderen Orten aktiv, etwa auf Veranstaltungen in Moorenweis. Foto: Kathrin Urbanek

    Feste haben die Burschen von allen Merchinger Gruppierungen schon immer am meisten und am ausgiebigsten gefeiert – meist sehr zum Vergnügen der Merchinger. Bei gut 85 bis 90 Prozent der Feste, die in der Gemeinde gefeiert werden, sind die Burschen beteiligt, so schätzen die Aktiven. Eine ganze Menge für einen 180 Mitglieder starken Verein. Zum 110-jährigen Gründungsjubiläum der Burschen steigt vom 20. bis 24. Mai das nächste große Fest.

    110 Jahre Merchinger Burschenverein: Abend mit Markus Söder

    Neben Bierzelt, einem Umzug, zu dem 80 Vereine erwartet werden, und natürlich einem feierlichen Festgottesdienst wird es einen politischen Abend mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder geben, der die Burschen am 5. Februar persönlich durch den bayerischen Landtag führen wird. Landtagsabgeordneter Peter Tomaschko, der ebenfalls aktiver Bursch war, hat den Kontakt für die Burschen hergestellt. An den drei anderen Abenden wird ein Kabarettabend mit „Knedl und Kraut“, den Stockhiatla und der Joe Williams Band, sowie eine Spring Beats Party mit DJ Nick Henkel für Stimmung sorgen.

    Es ist bemerkenswert, dass sich die jetzigen Aktiven dabei auch auf ehemalige Aktive Mitglieder verlassen können, die vor 20 bis 40 Jahren dabei waren. Weil die Feste gut ankommen – und weil man konstruktiv miteinander umgeht: „Die Kameradschaft galt früher, und sie tut es immer noch“, unterstreichen die Vorstandsmitglieder. Schließlich gilt seit der Gründung am 4. Juli 1910 bis heute die Devise: „Erhaltung und Förderung von Glaube und Sitte, Berufstüchtigkeit und Heimatliebe, Frohsinn und Scherz.“

    Merchinger Burschenverein spielte für 20 Pfennig Theater

    55 Gründungsmitglieder unter dem Vorsitzenden Magnus Storch zählte der Verein, nur einen Monat später konnte die Gruppe schon 72 Mitglieder verzeichnen. 1912 ließen die Burschen ihre Vereinsfahne weihen. Schon zu Anfangszeiten, in den frühen 20er Jahren, machten sich die Burschen mit Aktionen in Merching einen Namen: Ihre Theatervorstellungen, die damals 20 Pfennig Eintritt kosteten und die den Verein neben dem Mitgliedsbeitrag von 50 Pfennig mitfinanzierten, waren immer restlos ausverkauft.

    Fahnenweihe des Burschenvereins am 19. Mai 1912 aus dem Archiv der Gemeinde Merching
    Fahnenweihe des Burschenvereins am 19. Mai 1912 aus dem Archiv der Gemeinde Merching Foto: Christina Riedmann-Pooch

    Ein trauriges Kapitel begann für die Burschen mit dem Ersten Weltkrieg: Nach dessen Ende waren 25 Mitglieder gestorben, gefallen oder vermisst. Aber die Burschen sahen in die Zukunft und gründeten 1921 eine Vereinskapelle, 1929 wurde eine Schießabteilung gegründet, 1930 zur „Körperertüchtigung“ ein Barren gekauft. Nach der Machtergreifung der NSDAP wurde 1933 ein Versammlungsverbot für katholische Vereine erlassen – auch in Merching wurden Mobiliar und Vermögen des Vereins beschlagnahmt. Einige Mitglieder verloren die Burschen auch an die Hitlerjugend. Dennoch feierten die Burschen das 25-jährige Gründungsfest 1935 und begannen nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder mit ihren Aktivitäten, auch in einer eigenen Fußballmannschaft.

    Merchinger Burschen sind Meister des Maibaumklaus

    Der 79-jährige Martin Niedermair spielte als aktiver Bursch Trompete in der Blaskapelle und erinnert sich, dass er den ersten Kontakt mit dem Verein hatte, als er als kleiner Junge das Taferl tragen durfte. Bis zur Fahnenweihe nach Emmering seien die Musikanten damals eingeladen gewesen, erzählt er. Gut im Gedächtnis sind ihm auch die Maifeste – besonders als in den 50er Jahren einmal der Maibaum in Merching angesägt worden sei. Dies wäre aber ein anderer Merchinger Verein gewesen, verrät er. Sonst haben die Merchinger Burschen bis heute ja den Ruf, ein besonderes Geschick im Maibaumklau zu haben. Wie sie das anstellen, wollen sie freilich nicht verraten, denn der nächste Mai kommt bestimmt.

    Die neue Vorstandschaft der Merchinger Burschen (von links): Tobias Luichtl (4. Beisitzer), Manuel Helfer (2. Vorstand), Matthäus Schiffmann (5. Beisitzer), Andre Dierker (2. Beisitzer), Kevin Bernhard (1. Vorstand), Wolfgang Teifelhart (Schriftführer), Michael Schramm (1. Beisitzer), Martin Wiedemann (1. Kassier), Peter Ferschke (3. Beisitzer).
    Die neue Vorstandschaft der Merchinger Burschen (von links): Tobias Luichtl (4. Beisitzer), Manuel Helfer (2. Vorstand), Matthäus Schiffmann (5. Beisitzer), Andre Dierker (2. Beisitzer), Kevin Bernhard (1. Vorstand), Wolfgang Teifelhart (Schriftführer), Michael Schramm (1. Beisitzer), Martin Wiedemann (1. Kassier), Peter Ferschke (3. Beisitzer). Foto: Laura Rebitzer

    Brauchtum und Traditionen sind Eckpfeiler bei den Aktiven: Starkbierfest, Jaudusfeuer, das Maifest, die Teilnahme bei Festen anderer Vereine als würdige Fahnenabordnung. Sie sind Merchings Nikolausservice und gleichzeitig Organisatoren der beliebten feucht-fröhlichen Nikolausparty. Dass dabei auch ordentlich gefeiert wird, versteht sich von selbst. Aber auch das Engagement für andere, egal ob es um die Knochenmark-Typisierung geht, die sie 2019 organisierten oder das Altpapiersammeln gehören ebenso zu den Burschen. Gerade vor ihrem großen Fest bekommen sie immer wieder Hilfe angeboten – auch von solchen, die nie Mitglieder waren: Sie bleiben mit ihnen in engem Kontakt, „weil sie selbst eine richtig gute Zeit hier hatten“.

    • Termin Am Samstag, 23. Mai, findet im Rahmen der Feiern zum 110-jährigen Jubiläum ein Kabarettabend mit „Knedl & Kraut“ in Merching statt. Hierfür gibt es ab sofort Vorverkaufskarten in der Raiffeisenbank Merching, bei der Bäckerei Storch und beim Getränkemarkt Merching.
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